Vatikan Papst würdigt ermordeten Priester

Vatikanstadt (rpo). Nach dem Mord an dem in der Türkei ermordeten katholischen Priester Andrea Santoro hat Papst Benedikt XVI. den 60-Jährigen als "mutigen Diener des Evangeliums" gewürdigt. Die mehr als 10.000 Teilnehmer der Generalaudienz in Rom erhoben sich bei der Erwähnung Santoros und applaudierten minutenlang. Noch ist unklar, ob der Mord in Zusammenhang mit den umstrittenen Mohammed-Karikaturen steht. Der italienische Reformminister Roberto Calderoli forderte den Papst zu einem "modernen Kreuzzug" gegen die Moslems auf.

 Ein undatiertes

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Foto: AFP, AFP

Die Islamisten hätten ihre Strategie geändert: statt wie bisher "Terroristen" verwendeten sie nun die "Massen", die in einem "kollektiven Fanatismus" Botschaften stürmten, sagte Calderoli der Zeitung "La Repubblica". Der Augenblick für "Gegenmaßnahmen" sei gekommen: "Diese Leute kannst du nur mit Gewalt besiegen", fügte er hinzu.

 Der Eingang zu der Kirche, in der der katholische Priester Andrea Santoro erschossen wurde.

Der Eingang zu der Kirche, in der der katholische Priester Andrea Santoro erschossen wurde.

Foto: AP, AP

Dem Minister zufolge muss Papst Bendikt XVI. eingreifen, wie es Pius V. und Innozenz XI. im 16. und 17. Jahrhundert im Kampf gegen das Osmanische Reich und die "islamistische Gefahr" taten. Calderoli kritisierte zugleich die Zurückhaltung der US-Regierung im Streit um die Karikaturen. Washington habe sich bisher für die "Verteidigung des Westens" eingesetzt, verhalte sich jetzt aber "merkwürdig weich", vielleicht weil Erdöl im Spiel sei. Calderoli ist bekannt für seine provozierenden Äußerungen.

Papst würdigt ermordeten Priester

Papst Benedikt würdigte den ermordeten Priester. "Das Opfer seines Lebens möge zur Sache des Dialogs zwischen den Religionen und zum Frieden zwischen den Völkern beitragen", sagte Benedikt XVI. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, zeigte sich bestürzt über den Mord an dem 60-jährigen katholischen Priester.

Der Tod Santoros sei ein großer Verlust für die kleine katholische Gemeinde im türkischen Trabzon, betonte Lehmann in Bonn. Santoro war am Sonntag von einem 16-Jährigen erschossen worden. Dieser war unmittelbar nach der Tat verhaftet worden. Santoros Leichnam war am Dienstag nach Italien gebracht worden. Er soll am Freitag in Rom beigesetzt werden. Auf dem Flughafen Ciampino nahmen die 88-jährige Mutter und weitere Angehörige sowie Vertreter von Staat und Kirche den Sarg in Empfang.

Spekulationen über Zusammenhang mit Mohammed-Karikaturen

Weiterhin ist unklar, ob der Mord im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Mohammed-Karikaturen steht. Presseberichten zufolge hatte der 16-Jährige diese Verbindung hergestellt. Der Vorsitzende der Türkischen Bischofskonferenz, Erzbischof Ruggero Franceschini, äußerte dagegen die Vermutung, dass der Täter Komplizen gehabt habe, die gegen den EU-Beitritt der Türkei Stimmung machen wollten. Es solle ein "Klima der Destabilisierung" erzeugt werden, sagte Franceschini der italienischen Nachrichtenagentur SIR. Der erste Mord an einem christlichen Geistlichen in der Türkei seit Jahrzehnten gebe Anlass zu großer Sorge.

In seinem Beileidsschreiben an die Mutter Santoros betonte Italiens Außenminister Gianfranco Fini, die Italiener müssten für dessen beispielhafte Hingabe unendlich dankbar sein. Der römische Oberrabbiner Riccardo Di Segni äußerte Presseberichten zufolge in einem Schreiben an den Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Camillo Ruini, den Wunsch, "dass unser Weg des Respekts ein Vorbild in diesen schwierigen Zeiten sei".

(afp)
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