Gebet mit Angehörigen von Mafia-Opfern Papst Franziskus setzt ein Zeichen gegen organisierte Kriminalität

Rom · Papst Franziskus hat am Freitagabend in Rom für die Opfer des organisierten Verbrechens gebetet. Bei einer Begegnung mit 900 ihrer Angehörigen rief er die Mafiosi zur Umkehr auf. "Ändert Euer Leben, kehrt um, hört auf, Böses zu tun", wandte er sich bei dem Gebetstreffen an die "Männer und Frauen von der Mafia".

Franziskus betet für Mafia-Opfer
6 Bilder

Franziskus betet für Mafia-Opfer

6 Bilder

Zugleich sprach er den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl und seine Solidarität aus. Er äußerte den Wunsch, dass der Sinn für Verantwortlichkeit die Oberhand über Verbrechen und Korruption in aller Welt gewinne.

Mit einem eindringlichen Appell rief der Papst bei dem Wortgottesdienst in der Kirche San Gregorio VII. nahe der Vatikanmauern die "großen Abwesenden", die Mafiosi, zur Umkehr auf.
"Ich bitte Euch auf den Knien, es ist zu Eurem Besten. Das Leben, das Ihr führt, bringt keine Zufriedenheit, keine Freude, kein Glück".
Denn Macht und Geld, "dass Ihr aus Euren schmutzigen Geschäften und mafiösen Verbrechen aufgehäuft habt, ist blutiges Geld und blutige Macht, die Ihr nicht in das andere Leben hinübernehmen könnt". Sie sollten sich bekehren, "denn noch gibt es Zeit, nicht in der Hölle zu enden; und die erwartet euch, wenn Ihr diesen Weg fortsetzt".

Bei einem Wortgottesdienst betete der Papst für die rund 15.000 Opfer des organisierten Verbrechens in Italien. Nach Gebeten, Lesungen und Schweigeminuten wurde eine lange Liste mit über 800 Namen verlesen, darunter 80 Kinder.

"Die hier Anwesenden haben unterschiedliche Geschichten, aber sie alle sehnen sich nach Wahrheit und Gerechtigkeit - ein Wunsch, der für viele noch lebendig und zerreißend ist", sagte Don Luigi Ciotti in seiner Begrüßung an den Papst. Der Geistliche hatte mit seiner Organisation "Libera" den Papst zum jährlichen "Tag der Erinnerung und des Einsatzes" gegen Mafia, Camorra und andere Verbrecherorganisationen eingeladen.

"Stellen wir dem Schrei des Schmerzes über unsere Lieben das Wort des Lebens entgegen", sagte Ciotti. Es seien Menschen getötet worden, die mutig gegen das organisierte Verbrechen, gegen Korruption, Erpressung, Drogenhandel und Zwangsprostitution aufgetreten seien, aber auch zufällige Passanten. Zudem seien Geistliche ermordet worden wie Don Pino Puglisi, die durch kirchliche Sozialarbeit gegen diese Form der Kriminalität kämpften, sagte Ciotti. Bis heute würden 70 Prozent der Angehörigen nicht die volle Wahrheit über die Opfer kennen, betonte der Geistliche.

(KNA)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort