Bergbauunternehmer Vatikan beendet Kooperation mit einem Milliardär

Vatikanstadt · Der Vatikan verbündete sich im Kampf gegen moderne Sklaverei mit einem australischen Bergbauunternehmer. Doch nun hat er die Kooperation vorzeitig beendet: Man wolle sich nicht instrumentalisieren lassen.

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Foto: dpa/Alessandra Tarantino

Sie galt als historischer Meilenstein im Kampf der Religionen gegen moderne Formen der Sklaverei: die gemeinsame Erklärung gegen Menschenhandel und Zwangsarbeit, die Papst Franziskus und prominente Muslime, Hinduisten, Buddhisten und Juden im Dezember 2014 im Vatikan unterzeichneten. Mitorganisator war damals die "Walk Free"-Stiftung des australischen Milliardärs und Bergbauunternehmers Andrew Forrest. Mit ihr hatte der Vatikan im März zuvor die Gründung des interreligiösen "Global Freedom Network" vereinbart - zusammen mit der Al-Azhar-Universität in Kairo und der anglikanischen Weltgemeinschaft.

Nun wurde bekannt, dass sich der Vatikan aus dem "Global Freedom Network" schon seit geraumer Zeit zurückgezogen hat. Das bestätigte Bischof Marcelo Sanchez Sorondo vor einigen Tagen dem australischen TV-Sender ABC. Man wolle sich "nicht instrumentalisieren lassen", sagte der Kanzler der Päpstlichen Akademien der Wissenschaften und Sozialwissenschaften. Ein Geschäftsmann habe das Recht, Geld zu machen, dürfe dafür aber nicht den Papst benutzen, so Sanchez. Der Argentinier war im Leitungsgremium des interreligiösen Netzwerks.

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Was der Vatikan dem australischen Milliardär konkret vorwirft, blieb offen. Zu den Details wolle er sich nicht äußern, sagte Sanchez am Donnerstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Forrest, der sein Vermögen als Betreiber von Eisenerzminen im dünn besiedelten Nordwesten Australiens verdiente, gilt als Vorzeigeunternehmer. Er verlangte von 3.000 Zulieferern seines Konzerns eine verbindliche Erklärung, dass sie keine Zwangsarbeit oder irgendwelche Formen von moderner Sklaverei duldeten. Sein Konzern, die Fortescue Metals Group, bemüht sich außerdem um die Beschäftigung möglichst vieler Abkömmlinge der australischen Ureinwohner und bevorzugt deren Firmen als Zulieferer. Das "Forbes Magazine" schätzte sein Vermögen zuletzt auf 2,1 Milliarden US-Dollar.

Forrests soziales Engagement wurde durch ein zweiwöchiges Praktikum seiner Tochter Grace in einem Waisenhaus in Nepal vor mehreren Jahren ausgelöst. Als sie später noch einmal dorthin zurückkehren wollte, ergab eine von Forrest veranlasste Sicherheitsüberprüfung, dass das Waisenhaus Kinder in die Zwangsprostitution verkaufte. Tochter und Vater waren schockiert. Forrest gründete daraufhin die "Walk Free Stiftung", in deren Arbeit er bis Dezember vergangenen Jahres nach eigenen Angaben insgesamt 50 Millionen Dollar investiert hat.

Die Zusammenarbeit mit Sponsoren aus Wirtschaft und Politik ist für den Vatikan grundsätzlich heikel - auch wenn es um hehre Ziel geht. Das zeigte sich in den vergangenen Jahren mehrfach. So ließ er die Restaurierung der Katakombe der Heiligen Marcellinus und Petrus in Rom zwischen 2012 und 2014 von einer Stiftung aus Aserbaidschan finanzieren, deren Vorsitzende die Frau des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyeva ist.

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Dem Staatsoberhaupt werden zahlreiche Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Der Präsident der Päpstlichen Kommission für sakrale Archäologie, Kardinal Gianfranco Ravasi, sah das Projekt hingegen als symbolträchtigen Akt: Erstmals in der jüngeren Geschichte finanziere eine Institution einer mehrheitlich dem schiitischen Islam angehörenden Nation die Restaurierung eines christlichen Baudenkmals.

Aufsehen erregte auch die 2010 vereinbarte Zusammenarbeit des Vatikan mit dem US-Pharmaunternehmen NeoStem zur Erforschung adulter Stammzellen. Der Vatikan sagte für das gemeinsame Projekt eine Million Dollar von einer am päpstlichen Kulturrat angesiedelten Stiftung zu. Lebensschützer in den USA warfen ihm daraufhin vor, eine profitorientierte Firma zu unterstützen.

Und selbst beim Fußball machte der Vatikan zuletzt schlechte Erfahrungen: Die Päpstliche Akademie der Wissenschaften beendete jüngst ihre Zusammenarbeit mit dem südamerikanischen Fußballverband CONMEBOL. Der hatte für jedes Tor während des "Copa America" 10.000 Dollar für Kinder spenden wollen. Doch dann gerieten im Zuge des FIFA-Skandals auch CONMEBOL-Funktionäre ins Visier der Ermittler.

(KNA)
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