Pandemie und Ukraine-Krieg Häfen weltweit sind überlastet

München/Hamburg · Wegen der Pandemie und des Ukraine-Krieg sind die großen internationalen Handelshäfen derzeit rund um den Globus überlastet. Aber auch die Rekrutierung von Nachwuchs ist ein Problem. Ein baldiges Ende scheint nicht in Sicht.

Störungen in den globalen Lieferketten führen auch zu Schwierigkeiten im Hamburger Hafen (Archivfoto).

Störungen in den globalen Lieferketten führen auch zu Schwierigkeiten im Hamburger Hafen (Archivfoto).

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Das berichtete der zur Allianz gehörende Industrieversicherer AGCS am Dienstag. Der Krieg hat die von der Pandemie verursachten Lieferprobleme, die Überlastung der Häfen und auch die Probleme bei der Rekrutierung von Schiffsmannschaften weiter verschärft, wie die Fachleute in der neuen Ausgabe ihrer jährlichen Analyse der Schifffahrtsrisiken schreiben.

Allein im weltgrößten Hafen Shanghai könnte eine Rückkehr zum Normalbetrieb nach dem derzeit noch andauernden Lockdown Monate dauern, wie AGCS-Risikoberater Anastasios Leonburg sagte. „Ich denke, dass das in naher Zukunft nicht einfach schnell gelöst ist.“ Eine Prognose sei schwierig, da das sowohl von den Maßnahmen der chinesischen Behörden als auch der Entwicklung der Pandemie in China abhänge.

Die Frachtkapazitäten in der Handelsschifffahrt sind nach Einschätzung der Allianz insgesamt zu knapp. Deswegen hätten große internationale Reedereien 7,5 Millionen neue Container bestellt, sagte Leonburg. „Man muss wesentlich mehr Container bauen, die dann in den Umlauf kommen.“

Abgesehen von den Lieferproblemen sehen die Fachleute weitere Risiken auf die Schifffahrt zukommen, großteils technischer Natur. Zwar habe sich die Zahl der Totalverluste im Laufe der vergangenen zehn Jahre mehr als halbiert, sagte Justus Heinrich, Leiter der AGCS-Schiffsversicherung in Mitteleuropa. 2012 gab es demnach noch 127 gesunkene oder irreparabel beschädigte Schiffe und im vergangenen Jahr nur noch 54. Doch da Containerschiffe immer größer werden, finden sie bei Bränden an Bord häufig keinen Hafen mehr, den sie anlaufen können, wie Leonburg sagte. So sank im vergangenen Jahr der unter singapurischer Flagge fahrende Frachter „X-Press Pearl“ nach einem fast zwei Wochen dauernden Brand vor der Küste Sri Lankas.

In etwa fünf Prozent der weltweit verschifften Container werden nach AGCS-Schätzung heimlich nicht deklarierte Gefahrgüter transportiert. In den vergangenen fünf Jahren brachen demnach über 70 Brände auf Containerschiffen aus. Das beschäftigt nicht nur die Versicherungen: „Mit Sorge betrachten aber auch wir die zunehmende Zahl von Bränden auf Frachtern, insbesondere Containerschiffen und Autotransportern“, sagte Christian Naegeli, Sicherheitsreferent des Verbands Deutscher Reeder. Bei der Falschdeklaration gefährlicher Ladung an Bord seien die Verlader aufgefordert, dringend nachzubessern.

Die Reeder betonten aber auch, dass die Schifffahrt immer sicherer werde. „Obwohl es immer mehr Handelsschiffe gibt und obwohl es auch immer mehr sehr große Containerschiffe gibt, nimmt die Zahl der schweren Unfälle seit Jahren kontinuierlich ab“, sagte Hauptgeschäftsführer Martin Kröger.

(ahar/dpa)
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