Mindestens 60 Tote IS bekennt sich zu Bombenanschlag auf Moschee in Pakistan

Update | Peshawar · Zwei Selbstmordattentäter sprengten sich beim Freitagsgebet in einer Moschee in Pakistan in die Luft, Dutzende Menschen starben. Der Anschlag erinnert an frühere Attentate in der Region.

 Eine Bombe explodierte am Freitag in einer Moschee in der pakistanischen Stadt Peschawar.

Eine Bombe explodierte am Freitag in einer Moschee in der pakistanischen Stadt Peschawar.

Foto: AP/Muhammad Sajjad

Bei einem Bombenanschlag auf eine Moschee im Nordwesten Pakistans sind mindestens 60 Menschen getötet worden. Weitere 200 Menschen seien in der Stadt Peshawar verletzt worden, sagten Polizeibeamte und ein Kliniksprecher am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Das Innenministerium versetzte landesweit Sicherheitskräfte in erhöhte Alarmbereitschaft. Am Abend reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Anschlag in einer Mitteilung auf dem IS-Sprachrohr Amak für sich.

Nach Angaben eines örtlichen Polizeichefs sollen sich zwei bewaffnete Selbstmordattentäter kurz vor dem Freitagsgebet den Weg in die Moschee erkämpft haben, wo sie ihre Bomben zündeten. Lokale TV-Sender zeigten Bilder einer Überwachungskamera, wie ein junger Mann auf einen Polizisten feuerte, bevor er in die Moschee stürmte.

Laut dem Augenzeugen Ali Asghar eröffnete einer der Angreifer in der Moschee das Feuer mit einer Pistole und tötete gezielt mehrere Gläubige. "Ich habe einen Mann gesehen, der auf zwei Polizisten schoss, bevor er die Moschee betrat. Sekunden später hörte ich einen lauten Knall", berichtete ein weiterer Augenzeuge, Zahid Khan. Nach Angaben von Peshawars Polizeichef Muhammad Ijaz Khan wurde einer der beiden Polizisten erschossen, der zweite überlebte schwer verletzt.

Durch die Wucht der Explosion zersplitterten die Fenster der umliegenden Gebäude, berichtete ein AFP-Reporter. In der Moschee sah er verstümmelte Leichen und abgetrennte Gliedmaßen. Polizisten versuchten, verzweifelte Angehörige zurückzuhalten.

In den Krankenhäusern der Stadt sei der Notstand ausgerufen worden, sagte der Sprecher des Lady-Reading-Krankenhauses. Nach seinen Angaben könnte die Zahl der Todesopfer weiter steigen, da rund 50 Menschen bei dem Anschlag lebensgefährliche Verletzungen erlitten hätten.

Nach Polizeiangaben soll es sich um eine schiitische Moschee in einem mehrheitlich sunnitischen Viertel handeln. Der IS ist in der Grenzregion zwischen Afghanistan und Pakistan aktiv. Die Terrormiliz war erstmals 2015 in Afghanistan aufgetaucht. Seitdem will sie dort und auf pakistanischem Gebiet eine „Provinz“ namens IS-Khorasan etablieren. Anhänger betrachten schiitische Muslime als Abtrünnige und verüben regelmäßig brutale Anschläge auf ihre Gemeinden.

Premierminister Imran Khan verurteilte den Anschlag aufs Schärfste, wie sein Büro mitteilte. Er versprach den Opfern schnelle Hilfe. Auch Pakistans Präsident Arif Alvi verurteilte die Attacke und drückte den Familien der Opfer sein Mitgefühl aus.

Im Nachbarland Afghanistan kamen bei einem ähnlichen Anschlag auf eine Moschee am Freitag nach Behördenangaben zwei Menschen ums Leben, mindestens 20 weitere Gläubige erlitten Verletzungen. Das Attentat ereignete sich an der Grenze nur 150 Kilometer entfernt von Peshawar.

Seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban im Nachbarland Afghanistan haben Anschläge in der Grenzregion jüngst zugenommen. Insbesondere der IS und die pakistanischen Taliban reklamieren Anschläge für sich.

Peshawar, die Hauptstadt der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, ist rund 50 Kilometer von der Grenze zu Afghanistan entfernt. Sie war Anfang der 2000er Jahre beinahe täglich Schauplatz von Anschlägen. In den vergangenen Jahren hatte sich die Sicherheitslage dort jedoch deutlich verbessert.

Pakistan kämpft derzeit mit einem Wiedererstarken der pakistanischen Taliban-Gruppe Tehreek-e-Taliban (TTP). Die radikal-sunnitische Gruppierung steht nicht in Verbindung mit der Taliban-Regierung in Afghanistan, sie haben aber gemeinsame Wurzeln. Die TTP hat sich seit Anfang des Jahres zu mehreren Anschlägen in Pakistan bekannt, die sich vor allem gegen Sicherheitskräfte richteten.

Zu ihren Opfern zählten in der Vergangenheit neben den Sicherheitskräften vor allem Mitglieder der Hasara. Die schiitische Minderheit ist immer wieder auch Zielscheibe des lokalen Ablegers der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Der jetzige Anschlag war der blutigste seit fünf Jahren. 2017 hatte sich ein Selbstmordattentäter inmitten einer Menge von Gläubigen an einem Sufi-Schrein in der südlichen Provinz Sindh in die Luft gesprengt und mindestens 88 Menschen getötet; hunderte weitere wurden verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich damals der IS.

(peng/felt/cwe/dpa/AFP)
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