Zwei Tote und 21 Verletzte Islamistischer Terroranschlag in Schwulen-Bar in Oslo – Gedenkgottesdienst für Opfer

Update | Oslo · Die queere Szene wollte in Oslo die erste große Pride-Parade seit Beginn der Corona-Pandemie feiern. Doch dann fielen Schüsse. Zwei Menschen sind tot, viele verletzt. Ein Gottesdienst soll an die Opfer erinnern.

Zwei Frauen stehen vor einer Schwulen-Bar, in der tödliche Schüsse abgefeuert worden sind, und umarmen sich.

Zwei Frauen stehen vor einer Schwulen-Bar, in der tödliche Schüsse abgefeuert worden sind, und umarmen sich.

Foto: dpa/Sergei Grits

Nach einem mutmaßlich islamistisch motivierten Terroranschlag in Oslo will Norwegen mit einem Trauergottesdienst den Opfern der Gewalttat gedenken. Ein Angreifer hatte in der Nacht zum Samstag in einer beliebten Schwulen-Bar und mehreren anderen Orten Schüsse abgefeuert und damit zwei Menschen getötet und mehr als 20 weitere verletzt. Der Geheimdienst PST stufte die Attacke als islamistischen Terroranschlag ein.

Kronprinz Haakon von Norwegen und Kronprinzessin Mette-Marit wollen am Sonntagvormittag an dem Gottesdienst im Osloer Dom teilnehmen, wie der Sender NRK unter Berufung auf die Kirche berichtete. Auch Ministerpräsident Jonas Gahr Støre und weitere Politiker wurden erwartet. „Dies rüttelt unsere ganze Gesellschaft auf“, sagte eine Vertreterin der Kirche, Kristin Gunleiksrud Raaum, NRK zufolge. „Alle von uns, die queer sind, müssen nun von allen anderen Solidarität und Unterstützung erfahren.“

Der Nachtclub „London Pub“ - das Hauptziel der Angriffe - gilt in Oslo als beliebter Treffpunkt für Schwule, Lesben und andere Angehörige der queeren Szene. Auf der eigenen Internetseite beschreibt sich der Club als beste „Gay Bar“ der Stadt und „Schwules Hauptquartier seit 1979“. Viele feierten dort ins Wochenende hinein: Am Samstag hätte in Oslo nach Absagen wegen der Corona-Pandemie erstmals wieder eine riesige Pride-Parade stattfinden sollen - sie fiel jetzt wieder aus und soll zu einem anderen Zeitpunkt nachgeholt werden.

Bei dem Angreifer, den die Polizei kurz nach der Tat mithilfe von Zivilisten festnahm, soll es sich um einen Norweger mit iranischen Wurzeln handeln. Am Samstagnachmittag wurde er erstmals verhört. Er sei misstrauisch gegenüber der Polizei, sagte sein Verteidiger John Christian Elden danach dem Sender NRK. Man müsse vorsichtig mit Spekulationen sein, was das Motiv angehe. Auch der mentale Gesundheitszustand des Verdächtigen soll untersucht werden.

Eigentlich gilt Norwegen als friedliches Land. Doch der rechtsextrem motivierte Terroranschlag vor elf Jahren auf Utøya mit 77 Todesopfern hat eine tiefe Wunde in das Gefühl der Sicherheit gerissen. Wieder einmal sei das Land von einer brutalen Attacke auf Unschuldige getroffen worden, sagte Regierungschef Støre am Samstag und versicherte der queeren Gemeinschaft: „Wir stehen an eurer Seite.“ Umringt von einer großen Menschentraube legten er und Kronprinz Haakon gemeinsam am Tatort Blumen nieder. Das Glockenspiel des Rathauses spielte „Somewhere over the Rainbow“.

(felt/zim/dpa/AFP)
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