Protokoll des Tages 3 nach den Anschlägen Opferzahl auf 76 korrigiert

Düsseldorf · Der mutmaßliche Attentäter Anders Behring Breivik hat am Montag vor einem Haftrichter seine erste Aussage gemacht. Der 32-Jährige hat gestanden, auf der Insel Utoya ein Blutbad mit 68 Toten angerichtet zu haben. Der Richter hat vier Wochen Einzelhaft mit absolutem Kommunikationsverbot sowie acht Wochen Untersuchungshaft verhängt. Zudem hat die Polizei die Opferzahlen der beiden Anschläge auf 76 nach unten korrigiert. Das Protokoll des Tages.

Norweger gedenken der Opfer in Schweigeminute
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Der mutmaßliche Attentäter Anders Behring Breivik hat am Montag vor einem Haftrichter seine erste Aussage gemacht. Der 32-Jährige hat gestanden, auf der Insel Utoya ein Blutbad mit 68 Toten angerichtet zu haben. Der Richter hat vier Wochen Einzelhaft mit absolutem Kommunikationsverbot sowie acht Wochen Untersuchungshaft verhängt. Zudem hat die Polizei die Opferzahlen der beiden Anschläge auf 76 nach unten korrigiert. Das Protokoll des Tages.

+++ 20.31 Uhr In Oslo haben sich am Montagabend rund 150.000 Menschen zum Gedenken an die 76 Todesopfer versammelt. Viele der Teilnehmer der Kundgebung in der Nähe des Hafens hielten Rosen in den Händen. Mehrere Straßen im Stadtzentrum waren für den Autoverkehr gesperrt.

+++ 19.07 Uhr Kristiansen sagte der Zeitung "Dagbladet", dass noch nicht einmal die deutsche Stasi Breivik hätte stoppen können.

+++ 18.47 Uhr Die norwegischen Sicherheitsbehörden haben eingeräumt, bereits im März auf Breivik aufmerksam gemacht worden zu sein. Der 32-Jährige sei auf einer Liste von 50 bis 60 Namen aufgetaucht, weil er bei einem polnischen Chemieunternehmen einen Einkauf im Wert von umgerechnet 15 Euro getätigt habe, sagte die Chefin des Polizeisicherheitsdiensts PST, Janne Kristiansen, am Montag dem norwegischen Fernsehsender NRK. Die Firma stehe unter Beobachtung, Behring Breiviks Einkauf sei aber zu unbedeutend gewesen, um weiter verfolgt zu werden. "Wir hatten absolut nichts gegen Behring Breivik in der Hand, er lebte ein unglaublich gesetzestreues Leben", sagte Kristiansen.

+++ 18.36 Uhr Es sind Amateuraufnahmen zu dem Bombenanschlag in Oslo aufgetaucht. Ein Teil der Aufnahmen finden Sie hier.

+++ 17.41 Uhr Der Polizeisprecher weist noch einmal darauf hin, dass die Einsatzkräfte schnell auf der Insel gewesen seien. Einen Helikopter besäßen die Kräfte nicht - das Militär habe aushelfen müssen.

+++ 17.36 Uhr Die Anschlagspläne waren offenbar weitaus umfangreicher als bisher bekannt. Die Arbeiterpartei sowie eine Ex-Premierministerin sollten Ziele sein.

+++ 17.25 Uhr Die Polizei will keine Stellung zu der Frage nehmen, wo Breivik genau untergebracht worden ist. Während der Vernehmung habe Breivik aus seinem Manifest vorlesen wollen - man habe ihm dies verboten. Nun sollen zusätzlich Psychologen Breivik untersuchen. Breivik sei nach eigener Aussage klar, dass er den Rest seines Lebens imGefängnis verbringen werde. Breivik führe sich ruhig auf in den Vernehmungen.

+++ 17.19 Uhr Auf die Frage, warum die Polizei so spät auf der Insel eingetroffen sei, antworten die Verantwortlichen, dass es auf den Stationen rund um das Gebiet personellen Druck gegeben habe.

+++ 17.16 Uhr Die erste Frage der Journalisten bezieht sich auf die "weiteren Zellen", die Breivik in seiner ersten Vernehmung erwähnt hat. Die Polizei will auf die Frage wegen der laufenden Ermittlungen nicht antworten.

+++ 17.09 Uhr Auf Utoya starben laut Polizei demnach 68 Menschen. Es werde aber immer noch nach Leichen gesucht. Vier Menschen werden noch vermisst. Der Angreifer sei nach 60 Minuten gestoppt worden.

+++ 17.01 Uhr Pressekonferenz der Polizei: Wie schon angekündigt hat die Polizei hat die Zahl der Todesopfer nach unten korrigiert. Offiziell sind nun 76 Menschen den Anschlägen Breiviks zum Opfer gefallen. Die bisherige Opferzahl wurde korrigiert, weil einige Leichen auf der Insel Utoya wahrscheinlich doppelt gezählt worden waren. Die Lage sei unübersichtlich gewesen.

+++ 16.33 Uhr Der in Frankreich lebende Vater von Breivik verschanzt sich weiter in seinem Haus in Südfrankreich. Vor dem Haus in dem kleinen Ort Cournanel nahe der spanischen Grenze harrten am Montag weiter zahlreiche Journalisten und Fotografen aus. Die Polizei bewachte das Anwesen des ehemaligen norwegischen Diplomaten im Ruhestand. Der mann hat angeblich seit 15 Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Sohn gehabt.

+++ 15.58 Uhr Kurz vor den Anschlägen Breivik nach Informationen des "Tagesspiegels" sein Manifest gezielt an mehrere hundert E-Mail-Adressen von Rechtsextremisten in Europa und den USA geschickt. Unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet das Blatt, der 32-Jährige habe am Freitag zwischen 14.08 Uhr und 14.18 Uhr das Pamphlet an rechtsextreme Organisationen und Gruppierungen gesandt. Eine Stunde später explodierte die Bombe in Oslo. Die E-Mails gingen laut Zeitung auch nach Deutschland - unter anderem an die NPD-Zentrale in Berlin sowie an Mail-Adressen der Partei in Erfurt, Aschaffenburg und Unna. Weitere Empfänger seien Gruppierungen wie der "Nationale Widerstand Dortmund", die "Autonomen Nationalisten Ostfriesland" und die rechtspopulistische Partei "Bürger in Wut" gewesen, die mit einem Sitz in der Bremischen Bürgerschaft vertreten ist.

+++ 15.52 Uhr Wann wird die Hauptverhandlung beginnen? Ingebriksen verweist darauf, dass die Hauptverhandlung erst beginnen wird, wenn die Ermittlungen der Polizei abgeschlossen sind. Die Pressekonferenz ist beendet.

+++ 15.49 Uhr Was passiert, wenn die Polizei nach den acht Wochen nicht mit den Ermittlungen fertig sein wird? Dann werde über eine Verlängerung der U-Haft beschlossen.

+++ 15.46 Uhr Ein Journalist fragt, ob der Hauptprozess ebenfalls nicht öffentlich sein wird. Dies wird laut Ingebriksen erst zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.

+++ 15.45 Uhr Breivik hat in der ersten Anhörung offensichtlich selbst gesprochen und nicht nur sein Verteidiger.

+++ 15.40 Uhr Ingebriksen hat keine weiteren Informationen zu den zwei weiteren Zellen einer Organisation Breiviks. Breivik hatte in der ersten Befragung darüber gesprochen, dass es weitere "Zellen" gebe.

+++ 15.38 Uhr Die Presse darf nun Fragen stellen. Richter Geir Ingebriksen stellt sich der Öffentlichkeit. Die Polizei soll im Laufe des Tages ebenfalls eine Pressekonferenz geben.

+++ 15.36 Uhr Die Isolationshaft wird auf vier Wochen befristet, die Untersuchungshaft wird auf acht Wochen befristet.

+++ 15.31 Uhr Das Gericht in Oslo gibt in diesen Minuten eine Pressekonferenz und beantwortet Fragen zu der ersten Anhörung. Demnach plädiert Breivik auf "nicht schuldig". Breivik hat ausgesagt, dass er "ein Signal an die Bevölkerung" senden wollte. Außerdem gebe es zwei weitere "Zellen" in seiner Organisation. Das Gericht sieht die Bedingungen für acht U-Haft gegeben. Außerdem gebe es Besuchsverbot und eine Nachrichtensperre für den Angeklagten. Dies sei kein unverhältnismäßiger Eingriff.

+++ 15.13 Uhr Die Bundesregierung sieht keinen Grund für schärfere Sicherheitsmaßnahmen. Die "unfassbar traurigen Vorgänge" sollten keinen Anlass für neue Debatten geben, sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Montag anlässlich neuer Forderungen nach einer Vorratsdatenspeicherung. Er fügte hinzu, dass "Tat und Täter" nach derzeitigem Kenntnisstand "keine Bezüge nach Deutschland" aufwiesen.

+++ 14.58 Uhr Nach den Anschlägen von Norwegen will Großbritannien dem Kampf gegen den Rechtsextremismus im Land mehr Aufmerksamkeit schenken. Der Sprecher des britischen Premierministers David Cameron sagte am Montag, der Nationale Sicherheitsrat habe die Geheimdienste und Polizei aufgefordert sicherzustellen, dass rechtsextreme Gruppierungen angemessen beobachtet würden. Die Polizei solle zudem möglichen Verbindungen zwischen dem norwegischen Attentäter Anders Behring Breivik und britischen Rechtsextremen nachgehen.

+++ 14.46 Uhr Der erste Haftprüfungstermin von Anders Behring Breivik ist nach etwa einer halben Stunde beendet worden. Etwa 35 Minuten, nachdem die Anhörung unter Ausschluss der Öffentlichkeit begann, kam eine Wache aus dem Gerichtsgebäude und sagte den wartenden Reportern, die Anhörung sei vorbei und "alle gegangen".

+++ 14.23 Uhr Drei Tage nach den Anschlägen ist die Anteilnahme der Berliner an dem Schicksal der Opfer nach wie vor groß. Seit Samstag haben sich Hunderte Menschen in das Kondolenzbuch der Botschaft eingetragen, wie die stellvertretende Botschafterin, Merete Kristin Wilhelmsen, sagte. Viele von ihnen legten Blumen an dem Gebäude nieder. Vor den Nordischen Botschaften in Berlin-Tiergarten wehten die Fahnen der fünf skandinavischen Länder auf Halbmast.

+++ 14.18 Uhr Der Haftrichter muss bei dem Termin entscheiden, ob Breivik in Untersuchungshaft genommen wird. Üblicherweise kann dies bis zu vier Wochen geschehen. Die Ermittler wollen aber ausnahmsweise eine achtwöchige Untersuchungshaft beantragen, um mehr Zeit für die Aufklärung der Hintergründe der Anschläge zu haben.

+++13.50 Uhr Anders Breivik kam durch die Hintertür in das Gerichtsgebäude, berichtet "Aftenposten". Laut "Dagbladet" hatte sich eine wütende Menge vor dem Gericht versammelt. Autos sollen angegriffen worden sein. Auf dem Onlineportal ist eine kurze Videosequenz zu sehen. Man sieht zwei gepanzerte Fahrzeuge vorbeirasen, die von Polizei begleitet werden.

+++ 13.29 Uhr Eine Sprecherin der Bezirksstaatsanwaltschaft sagte, dass "am Sonntag Operationen durchgeführt wurden." Sie wollte nicht sagen, ob jemand festgenommen wurde, und ob es in diesem Fall noch weitere Maßnahmen gebe.

+++ 13.24 Uhr Laut der polnischen Tageszeitung "Rzeczpospolita" hatte der Mann Kontakte zu skandinavischen Ländern, denen er Chemikalien verkaufte. Er ist Besitzer eines Online-Shops. Die Chemikalien sollen eingesetzt worden sein, um Bomben zu bauen.

+++13.11 Uhr Laut "Aftenposten" hat die Polizei bestätigt, dass ein Mann in Polen festgenommen wurde, der verdächtigt wird, Anders Breivik bei den Anschlägen unterstützt zu haben. Der Mann sei nun für 48 Stunden in Untersuchungshaft. Hinweise auf die Firma des Mannes, der mit Chemikalien handelt, fanden die Ermittler in dem Manifest Breiviks.

+++ 13.00 Uhr Der Anwalt von Anders Breivik fordert eine psychologische Untersuchung seines Mandanten.

+++12.27 Uhr Das Gericht hat Befürchtungen, dass Anders Breivik verschlüsselte Botschaften an Komplizen oder Gleichgesinnte in seinen Netzwerken senden könnte, schreibt Dagbladet.

+++12.25 Uhr Anders Breivik wird keine Gelegenheit bekommen, öffentlich über die Motive für seine Anschläge zu sprechen. Das Gericht lehnte eine öffentliche Vernehmung an.

+++ 12.17 Uhr Deutsche Verfassungsschutzbehörden prüfen mögliche Kontakte des Attentäters von Norwegen in die deutsche rechtsextreme Szene. Das sei nach derartigen Anschlägen "selbstverständlich", sagte ein Sprecher der Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) und bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Es lägen aber keinerlei Hinweise darauf vor, dass der mutmaßliche Täter Anders Behring Breivik Verbindungen nach Deutschland unterhalten habe, betonte er. "Das muss geprüft werden. Dazu gibt es aber noch keine Anhaltspunkte."

+++12.10 Uhr Zum Gedenken an die mehr als 90 Opfer der Anschläge in Norwegen haben die Länder des Nordens am Montagmittag eine Schweigeminute eingelegt. An dem öffentlichen Gedenken beteiligten sich aus Solidarität mit Norwegen auch Schweden, Dänemark, Island und Finnland.

+++12.00 Uhr Skandinavien gedenkt der Opfer mit einer Schweigeminute.

+++ 11.49 Uhr Trond Berntsen, der Halbbruder der norwegischen Prinzessin Mette-Marit, sei eines der Opfer, die auf der Insel Utöya erschossen worden seien, sagte eine Palastsprecherin. Der 51-Jährige war als privater Wachmann für die Sicherheit auf der Insel verantwortlich. Berntsen habe versucht, den Angreifer festzunehmen, nachdem er vorher seinen eigenen Sohn in Sicherheit gebracht hatte, berichtete die Tageszeitung "Verdens Gang" unter Berufung auf Augenzeugen.

+++ 11.36 Uhr Wenige Stunden vor dem Haftprüfungstermin für Anders B. finden sich immer mehr Medienvertreter vor dem Gerichtsgebäude in Oslo ein. Der Termin ist für 13 Uhr angesetzt. Die Staatsanwaltschaft in Oslo will dem Attentäter keine Gelegenheit geben, seine Tat öffentlich zu erklären, wie der es zuvor forderte. Wenige Stunden vor Beginn des ersten Haftprüfungstermins beantragte die Anklage wie zuvor bereits angekündigt den Ausschluss der Öffentlichkeit und der Medien von der Sitzung. Die richterliche Entscheidung steht noch aus.

+++ 11.27 Uhr Auch ein junger afghanischer Flüchtling wurde beim Massaker auf Utoya angeschossen. Hussein Kazemi kam vor zwei Jahren auf der Suche nach Sicherheit aus Afghanistan nach Norwegen. Nun ist er eines von Dutzenden Opfern, die nach dem Doppelattentat im Krankenhaus liegen.

+++ 11.11 Uhr Laut Polizeidirektor Oystein Maeland könnte die Zahl der Todesopfer auf Utoya aufgrund der unübersichtlichen Lage nach unten korrigiert werden. Genaue Zahlen will die Polizei erst später bekannt geben, die Beamten arbeiten noch an den Listen der Getöteten und Verletzten.

+++ 11.06 Uhr Anders B. nahm laut seinem im Internet veröffentlichten Manifest Anabolika. Er wollte damit Muskeln aufbauen, um die schwere Ausrüstung für das Attentat tragen zu können, aber auch seine "Aggressivität" während des Angriffs zu steigern. Die Steroide könnten auch zu Persönlichkeitsveränderungen geführt haben - die norwegische Zeitung "VG" zitiert Dr. Harrison Pope Graham Jr., Professor für Psychiatrie an der Harvard Medical School in Boston: "Er fühlte sich unbesiegbar."

+++11.00 Uhr Der Vater von Anders Behring Breivik, Jens Breivik, ist abgetaucht. Er befinde sich derzeit in Spanien, sagte seine Ehefrau. Sie ist die Stiefmutter des mutmaßlichen Attentäters, erklärte aber, sie habe den heute 32-Jährigen noch nie gesehen. Sein Vater hatte sich kurz nach der Geburt seines Sohnes von seiner ersten Frau scheiden lassen; er hat nach eigenen Worten seit mehr als 15 Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Sohn. Das Haus des Ehepaares in Frankreich ist von der Polizei am Montag durchsucht worden.

+++ 10.52 Uhr Die Gewerkschaft der Polizei ruft Internetnutzer zu Wachsamkeit auf. Extremistisches und menschenfeindliches Gedankengut in Blogs und Foren dürfe man nicht auf die leichte Schulter nehmen und sich nicht zu scheuen, der Polizei Hinweise darauf zu geben, sagte Gewerkschaftschef Bernhard Witthaut.

+++ 10.25 Uhr Das Boot, mit dem die Polizei nach Utoya übersetzen wollte, hatte offenbar einen Motorschaden. Laut "Dagbladet" verloren die Beamten so 10 Minuten auf dem Weg zur Insel. Polizeichef Sissel Hammer bestätigte demnach den Schaden.

+++ 10.18 Uhr Nach Informationen von "Dagbladet" liegen noch 40 Menschen, die bei den Angriffen in Oslo und auf Utoya am Freitag verletzt wurden, in Krankenhäusern. 18 Menschen schweben demnach noch immer in Lebensgefahr.

+++ 10.06 Uhr Die französische Polizei hat am Montag das Haus des Vaters von Anders Behring Breivik in Südfrankreich durchsucht. Etwa ein Dutzend Beamte waren vor Ort im Einsatz. Das Haus in Cournanel wurde abgesperrt, Medienvertretern der Zugang zum Gelände verwehrt. Die französischen Behörden bestätigten, dass es sich bei dem Haus um das des Vaters des mutmaßlichen Attentäters handelte. Medienberichten zufolge hatte dieser seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Sohn.

+++9.57 Uhr: Der verzögerte Einsatz des Polizeihubschraubers während des Massakers auf Utoya soll daran gelegen haben, dass die Spezialtruppe Urlaub hatte. Der TV-Sender NRK berichtet, dass der Polizeihubschrauber-Service vier Wochen zwischen Juli und August geschlossen worden sei. Aus Kostengründen sei dies bereits früher vorgekommen. Die Polizei bestreitet das.

+++ 9.34 Uhr Laut der norwegischen Zeitung "Aftenposten" befand sich Premierminister Jens Stoltenberg in seinem Büro, als sich die Explosion in Oslo ereignete. Demnach schrieb er gerade an einer Rede auf die Jugend auf Utoya. Sein politischer Berater Sindre Fossum Beyer sei bei ihm gewesen. Beide hörten das Dröhnen, als die Bombe hochging. Innerhalb weniger Minuten sicherten Wachen das Büro und brachten ihn in einen speziellen Sicherheitsraum, mit dem die Residenz des Premierministers ausgestattet ist.

+++ 9.03 Uhr Trond Berntsen war ein Polizist, der sich zum Zeitpunkt des Blutbads am Freitag nicht im Dienst befand. Berntsen war der Sohn des Stiefvaters von Mette-Marit, der 2008 starb.

+++ 8.52 Uhr Der zuständige Staatsanwalt will bei der ersten Anhörung beantragen, dass diese unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Der Haftrichter muss hierüber noch entscheiden.

+++ 8.50 Uhr Die norwegische Staatsanwaltschaft will für den mutmaßlichen Attentäter ausnahmsweise acht Wochen Untersuchungshaft fordern - und damit doppelt so viel wie üblich.

+++ 8.47 Uhr Der Königshof in Oslo hat den Tod von Mette-Marits Stiefbruder offiziell bestätigt.

+++ 8.35 Uhr Polizist Berntsen, der Stiefbruder von Mette-Marit, hielt sich laut Medienberichten privat in dem Ferienlager auf. Bereits am Sonntagabend teilte die Polizeigewerkschaft mit, dass ein Beamter zu den ersten Opfern gehört habe. Demnach war der Mann im Auftrag der Leitung des Sommerlagers in seiner Freizeit dort als private Sicherheitskraft tätig. Seine Identität wollte der Osloer Gewerkschaftsvorsitzende Sigve Bolstad am Sonntag nicht bekannt geben.

+++8.11 Uhr Der Stiefbruder von Kronprinzessin Mette-Marit ist offenbar unter den Opfern der Insel Utoya. Laut der norwegischen Zeitung "Dagbladet" starb der Polizist Trond Berntsen beim Versuch, seinen zehnjährigen Sohn vor dem Mörder zu schützen. Ein Pressesprecher des Palastes sagte, Mette-Marit sei in Gedanken bei der Familie ihres Stiefbruders.

+++ 8.11 Uhr Laut der norwegischen Zeitung Aftenposten wollte Anders B. auch die frühere Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland töten. Das soll er in einem Verhör gestanden haben. Brundtland ist die international bekannteste norwegische Politikerin, nach ihr ist der Brundtland-Bericht benannt, der 1987 veröffentlicht wurde und sich mit Umweltschutz und nachhaltiger Entwicklung befasst. Sie hatte am Freitag Utoya besucht. Laut dem Bericht war der Anschlag auf sie nur gescheitert, weil der Attentäter sich verspätet hatte.

+++7.46 Uhr: Um 12 Uhr wird es in Norwegen und dem Nachbarland Schweden eine Schweigeminute für die Opfer geben.

+++7.39 Uhr. Die Kritik an Breiviks Ansinnen, sich öffentlich äußern zu wollen, wächst. Journalisten vor Ort können sich nicht vorstellen, dass der Richter dem zustimmt.

+++7.35 Uhr: Der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Hans-Peter Uhl fordert angesichts der Geschehnisse in Norwegen die Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung. "Im Vorfeld muss die Überwachung von Internetverkehr und Telefongesprächen möglich sein. Nur wenn die Ermittler die Kommunikation bei der Planung von Anschlägen verfolgen können, können sie solche Taten vereiteln und Menschen schützen", sagte Uhl (CSU) der "Passauer Neuen Presse".

+++7 Uhr: Anders Behring Breivik hat den Wunsch geäußert, am Montag "in Uniform" vor dem Richter erscheinen zu dürfen, der über seinen Verbleib in Untersuchungshaft entscheiden muss. Zudem wünsche der 32-Jährige, dass die Sitzung öffentlich sei, damit er sich der Öffentlichkeit erklären könne, sagte sein Anwalt Geir Lippestad am Sonntag dem norwegischen Fernsehsender NRK. Er wisse nicht, um welche Uniform es sich handele, fügte der Anwalt hinzu. B.B. soll am Montag um 13 Uhr in Oslo vor einem Haftrichter erscheinen.

+++5 Uhr: Nach einem Wochenende der Trauer erwacht Norwegen langsam. Die Stimmung ist gedrückt, die Menschen sind sehr still. Vor der Domkirche haben sich in der Nacht zum Montag viele Trauernde versammelt. Ihnen scheint erst nach und nach, klar zu werden, was sich in ihrer Heimat ereignet hat. "Ich verstehe erst jetzt, wie schlimm das ist", sagt die 19-jährige Kaya. Sie steht vor einem immer größer werdenden Blumenmeer vor der Kirche und kämpft mit den Tränen - vereint mit Hunderten ihrer Landsleute, die der mehr als 90 Toten gedenken, die dem Wahnsinn des 32-jährigen Anders B. zum Opfer fielen.

(mit Agenturamterial)
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