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Präsident zeigt Unmut über Tony Hayward Obama würde BP-Chef am liebsten feuern

Washington (RPO). US-Präsident Barack Obama hat das Krisenmanagement von BP-Chef Tony Hayward bei der Ölpest im Golf scharf kritisiert. Wäre er Haywards Vorgesetzter, hätte er ihn längst gefeuert, sagte Obama am Dienstag in einem Interview mit dem US-Sender NBC. "Für mich würde er nach all diesen Äußerungen nicht mehr arbeiten", sagte Obama.

Obama besucht die von der Ölpest verseuchte US-Küste
9 Bilder

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Der Präsident bezog sich dabei auf eine Reihe von Statements, die dem BP-Chef viel Kritik einbrachten. Zum einen hatte Hayward zu Beginn der Ölkrise die möglichen Folgen als "sehr moderat" verharmlost. Zum anderen hatte er angesichts der Dauerbelastung beim Krisenmanagement in einem Interview gesagt: "Ich will mein altes Leben zurück", was vielfach als geschmacklos kritisiert worden war.

Obama sagte der NBC weiter, dass er seit Beginn der Krise nicht mit Hayward persönlich gesprochen habe. "Wenn man mit jemandem wie einem BP-Chef spricht, bekommt man all die richtigen Worte zu hören", sagte Obama. "Es geht mir aber nicht um Worte, es geht um Taten."

Obama will herausfinden, "wem wir in den Hintern treten müssen"

US-Präsident Obama hat angesichts der Ölpest nun scharfe Töne angeschlagen, um sich gegen Vorwürfe eines zu gelassenen Umgangs mit der Katastrophe zu wehren. Er spreche mit allen Betroffenen, um herauszufinden, "wem wir in den Hintern treten müssen", sagte er in einem Interview mit dem Fernsehsender NBC am Dienstag. Der Staatschef warnte vor langfristigen wirtschaftlichen Folgen des Desasters.

"Ich werde mir das nicht gefallen lassen", sagte Obama zu Vorwürfen, er habe nach dem Unglück auf der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April ungenügende Führungsqualitäten bewiesen. "Einige Menschen sind auf diese Idee gekommen und die Medien haben es aufgegriffen", sagte er in dem am Montag aufgezeichneten Interview. Er sei schon vor einem Monat am Unglücksort gewesen, "als diese Quasselstrippen sich noch gar nicht um den Golf gekümmert haben".

Zuvor hatte der US-Präsident nach einem Treffen mit Regierungsmitgliedern im Weißen Haus die Erwartung geäußert, dass die wirtschaftlichen Folgen der Ölpest massiv und langwierig sein würden. Auch sein Ölpest-Beauftragter, der Küstenwachenadmiral Thad Allen, wies auf langfristige Folgen der Katastrophe hin. Es werde Monate dauern, das Öl zu entfernen, aber Jahre in Anspruch nehmen, bis Umwelt und Lebensräume wieder intakt seien.

Bevölkerung kritisiert Regierung

Die Reaktion der US-Regierung auf die Ölpest wird von der Bevölkerung kritisiert: Einer Umfrage von ABC News und der "Washington Post" zufolge sind 69 Prozent mit dem Krisenmanagement Obamas nicht einverstanden. Damit steht der Präsident noch schlechter da als sein Vorgänger George W. Bush bei der Bewältigung der Folgen von Hurrikan "Katrina" im August 2005. Damals beurteilten 62 Prozent der US-Bürger den Umgang als negativ.

Ausmaße des Lecks weiter unklar

Allen teilte am Montag mit, der Energiekonzern BP habe mit einem in 1500 Metern Tiefe auf die lecke Steigleitung gesetzten Trichter binnen 24 Stunden 11.000 Barrel Öl abgepumpt. BP sagte, insgesamt seien seit dem Aufsetzen des Trichters am Donnerstagabend 28.000 Barrel abgefangen worden. "Dies ist sehr ermutigend", sagte BP-Vizechef Kent Wells vor Journalisten. Nach wie vor ist unklar, wieviel Öl tatsächlich aus der defekten Ölquelle strömt. Verschiedenen Schätzungen zufolge sind es täglich zwischen 1,9 und drei Millionen Liter Öl. Wells kündigte an, in naher Zukunft solle eine noch bessere Abfangeinrichtung installiert werden, um noch mehr Öl und Gas abpumpen zu können.

BP hatte zuvor ohne Erfolg verschiedene andere Methoden zur Eindämmung des Lecks ausprobiert. Unter anderem scheiterten die Bemühungen, eine riesige Stahlglocke über das lecke Bohrloch zu stülpen oder dieses mit Schlamm und Gummiabfällen abzudichten. BP-Vize Wells sagte, auf der eigens eingerichteten Internetseite der Firma seien tausende von Ideen und Vorschlägen gemacht worden, wie der Strom gestoppt werden könnte. "Wir hatten enorm viele Ideen", sagte er vor Journalisten, "darunter ähnliche Vorschläge, wie die, an denen die Wissenschaftler schon arbeiten". Einige seien sehr gut gewesen, "aber sie funktionieren einfach nicht in 1500 Metern Tiefe".

Das britische Energie- und Klimawandelministerium teilte derweil mit, die Zahl der Inspektionen auf den britischen Bohrinseln in der Nordsee solle verdoppelt werden. Eine Überprüfung der geltenden Regeln für die Öl- und Gasindustrie habe ergeben, dass diese "zweckdienlich" seien. Dennoch solle die Kontrolle verbessert werden, dazu gehöre auch die Verdoppelung der Zahl der Inspektionen pro Jahr. Das Unglück im Golf von Mexiko "wird die Regelung von Tiefseebohrungen weltweit verändern", sagte Energieminister Chris Huhne.

(AFP/awei)
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