Bogenmorde von Kongsberg Geheimdienst hält Tatverdächtigen für „psychisch krank“

Düsseldorf · Nach der Pfeil-und-Bogen-Attacke mit fünf Toten ist das das Motiv noch nicht bekannt. Der Verdächtige wurde in eine psychiatrische Einrichtung gebracht. Es gebe mehrere Hypothesen, sagt ein leitender Polizist. „Wir werden herausfinden, was geschah und warum es geschah.“

Attentat in Norwegen: Mann mit Pfeil und Bogen tötet fünf Menschen
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Mann mit Pfeil und Bogen tötet fünf Menschen in Norwegen

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Foto: dpa/Håkon Mosvold Larsen

Bei den Ermittlungen zu der Pfeil-und-Bogen-Attacke im norwegischen Kongsberg mit fünf Toten rückt der psychische Zustand des 37-jährigen Verdächtigen in den Mittelpunkt. Einem Bericht der Zeitung „VG“ vom Freitag zufolge hielt der Geheimdienst PST es vor Jahren für möglich, dass der vermutlich psychisch kranke Mann einen Angriff „mit einfachen Mitteln in Norwegen“ begehen könnte.

Der Mann, ein dänischer Bürger, war dem Geheimdienst nach Informationen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks NRK vom Freitag seit 2015 bekannt. 2017 sei ein Kontakt erfolgt und 2018 sei den Gesundheitsbehörden die Einschätzung übermittelt worden, dass der Mann nicht von Religion oder Ideologie angetrieben, sondern psychisch schwer krank sei. Die Polizei hat ihn bisher auch als zum Islam konvertierten Mann beschrieben, bei dem die Sorge bestand, er könnte sich radikalisieren.

Der leitende Polizeibeamte Per Thomas Omholt sagte auf einer Pressekonferenz, Ermittler versuchten, das Motiv des Mannes herauszufinden, der am Mittwoch fünf Menschen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren tötete und dabei drei Waffen eingesetzt habe. Drei Menschen wurden verletzt. Omholt sagte, alle drei Waffen seien benutzt worden, wollte aber keine Details nennen, wie und womit die Opfer getötet wurden. Er begründete das damit, dass noch weitere Zeugen befragt werden müssten und vermieden werden solle, dass ihre Aussagen mit Informationen vermischt würden, die sie aus den Medien erfahren könnten.

„Die Tötungen erfolgten sowohl draußen wie drinnen“ sagte Omholt. „Unter anderem besuchte (der Verdächtige) Privatadressen. Zusätzlich wurden Pfeile auf Menschen im öffentlichen Raum geschossen.“ Der 37-Jährige begann mit der Gewalttat den Ermittlungen zufolge in einem Supermarkt am Mittwochabend, wo er laut Medienberichten einen dort in seiner Freizeit einkaufenden Polizisten mit einem Pfeil in der Schulter traf. Herbeigerufene Polizisten wurden mit Pfeilen beschossen. Während die Beamten am Tatort in Deckung gingen und Verstärkung anforderten, gelang ihm die Flucht. Ermittler vermuten, dass die fünf Menschen danach getötet wurden.

Laut Staatsanwaltschaft hat der Verdächtige die Tötungen nach seiner Festnahme gestanden. Am Donnerstag erklärte der Geheimdienst, es scheine sich um eine terroristische Tat zu handeln, betonte aber, das die Ermittlungen andauerten. Omholt sagte am Freitag: „Wir arbeiten mit mehreren Hypothesen. Sie werden während der Ermittlung geschwächt und gestärkt. Wir werden herausfinden, was geschehen ist, und warum es geschehen ist.“

Der psychische Zustand des Verdächtigen bedeute, dass „es wichtig ist, Informationen über die Vergangenheit des Beschuldigten zu bekommen“. Der Verdächtige sei in eine psychiatrische Einrichtung gebracht worden und „jetzt liegt der Ball bei den Gesundheitsbehörden“, sagte Omholt weiter. Mindestens zwei Gutachten sollten sich damit befassen, ob der Mann bei der Gewalttat zurechnungsfähig gewesen sei.

Bei einer Gerichtsanhörung am Freitag ordnete ein Gericht in Kongsberg an, den Verdächtigen vier Wochen in Gewahrsam zu nehmen, zwei davon in Isolation und mit einem Kommunikationsverbot. Begründet wurde das mit dem großen Medieninteresse. „Wenn der Beschuldigte davon und von anderen Häftlingen nicht abgeschirmt wird, könnten wichtige Beweise verloren gehen“, erklärte das Gericht seine Entscheidung.

Der Anwalt des Beschuldigten, Fredrik Neumann, sagte der norwegischen Nachrichtenagentur NTB, sein nicht zu dem Termin erschienener Mandant habe sich nicht äußern wollen. „Er hat der Inhaftierung zugestimmt, das spricht also wirklich für sich selbst.“

(th/dpa)
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