Nach tödlichen Polizeischüssen US-Polizist nach Schüssen auf Schwarzen entlassen

North Charleston · Nach dem neuen, empörenden Fall tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze ist es in North Charleston zu Protesten gekommen. Die befürchteten Ausschreitungen blieben jedoch aus. Der wegen Mordes angeklagte Polizist wurde derweil entlassen.

USA: Weißer Polizist schießt flüchtendem Schwarzen in den Rücken
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Weißer US-Polizist schießt flüchtendem Schwarzen in den Rücken

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Vor dem Rathaus der Stadt in South Carolina und am Tatort versammelten sich nach Angaben lokaler Medien zahlreiche Bürger, um gegen die ungerechte Behandlung von Afroamerikanern zu protestieren. Der Bürgermeister kündigte sofortige Konsequenzen an. Der nach seinen Todesschüssen von hinten auf einen Unbewaffneten wegen Mordes angeklagte Polizist wurde inzwischen entlassen.

Der auf Video festgehaltene Fall sorgt in den USA weiter für hitzige Diskussion. Ein Passant hatte zufällig die Tat des weißen Polizisten Michael Slager mit seinem Handy gefilmt. Der 33 Jahre alte Beamte hatte am Samstag achtmal auf den flüchtenden Walter Scott gefeuert. Fünf Kugeln trafen das Opfer in den Rücken. Slager muss voraussichtlich an diesem Freitag vor Gericht erscheinen.

Auch prominente Politiker nahmen Stellung. "Herzzerreißend & zu vertraut", schrieb Hillary Clinton auf Twitter. "Wir können es besser machen - Vertrauen erneuern, das Justizsystem reformieren und alle Leben respektieren", so die demokratische Ex-Außenministerin und voraussichtliche Präsidentschaftsbewerberin. Der republikanische Senator Rand Paul, der bereits im Wahlkampf ums Weiße Haus ist, sagte: "Ich hoffe, dass dem Recht genüge getan wird."

Zuletzt hatten in den USA bereits mehrere Fälle von Polizeigewalt gegen Afroamerikaner Entsetzen und Proteste ausgelöst, unter anderem nach dem Tod des schwarzen Teenagers Michael Brown im August vergangenen Jahres durch Polizeischüsse in der Stadt Ferguson in Mississippi.

In der drittgrößten Stadt South Carolinas leben etwa 100 000 Menschen. Knapp die Hälfte der Bevölkerung ist schwarz, die Polizei besteht zu 80 Prozent aus Weißen.

23-Jähriger machte Handyvideo

Die Stadt bestellte nach Angaben von Bürgermeisters Keith Summey Körperkameras für die knapp 350 Polizisten der Gemeinde, um ihre Arbeit transparenter zu machen. Summey hatte zuvor zusammen mit dem städtischen Polizeichef Eddie Driggers die Angehörigen des getöteten Schwarzen besucht. Am Mittwochabend nahmen beide an einer Gedenkfeier teil.

Inzwischen meldete sich auch der Urheber des Handyvideos zu Wort. Bevor er die Aufnahme startete, hätten der Polizist und der 50 Jahre alte Afroamerikaner eine körperliche Auseinandersetzung gehabt, sagte der 23-jährige Mann dominikanischer Abstammung dem TV-Sender NBC. "Sie waren auf dem Boden. Ich erinnere mich, dass der Polizist die Kontrolle über die Situation hatte."

Polizist berufte sich auf Notwehr

Das Opfer habe nur weglaufen wollen und sei keine Bedrohung gewesen. Er habe kurz überlegt, das Video zu löschen. Er habe sich jedoch entschieden, die Aufnahmen publik zu machen, nachdem er den Polizeibericht über den Vorfall las, der nicht mit den Tatsachen übereinzustimmen schien.

Nach den Todesschüssen auf den vierfachen Familienvater am Samstag hatte sich der Polizist auf Notwehr berufen. Er habe um sein Leben gefürchtet, weil der Mann ihm nach einer Verkehrskontrolle seine Elektroschock-Waffe entrissen habe. In dem Video scheint es aber so, als habe er seinen Elektroschocker erst nach den Schüssen neben den 50-Jährigen gelegt. Mittlerweile hat auch die Bundespolizei FBI mit Ermittlungen begonnen.

(dpa)
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