Ermittler bergen Blackbox Wrack der "Norman Atlantic" wird in Brindisi untersucht

Rom · Die ausgebrannte griechische Fähre "Norman Atlantic" ist am Freitag in den italienischen Hafen Brindisi geschleppt worden. Ermittler haben die Blackbox des Schiffes geborgen.

Adria-Fähre "Norman Atlantic" in Seenot
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Das Wrack der verunglückten Adriafähre "Norman Atlantic" ist nach seiner Ankunft im Hafen von Brindisi ein erstes Mal von Ermittlern und Experten begutachtet worden. Dabei wurde auch die Blackbox des Schiffes geborgen, wie die Nachrichtenagentur Ansa am Freitag meldete. Davon erhoffen sich die Ermittler weitere Details zum Unfallhergang. Das Wrack des Fährschiffes war fünf Tage nach dem Unglück in der Adria im Hafen von Brindisi eingetroffen.

Staatsanwalt Giuseppe Volpi betonte, die Zahl der Vermissten nach dem Feuer auf der Fähre liege bei 10 bis 15 Menschen. "Die offiziellen Zahlen kennen wir, wenn Griechenland sich entscheidet, uns eine zuverlässige Passagierliste zu geben", sagte er Ansa zufolge.

"Norman Atlantic" - Passagiere sind wieder an Land
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"Norman Atlantic" - Passagiere sind wieder an Land

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In Brindisi soll das Schiff noch einmal nach Leichen und nach der Ursache der Feuerkatastrophe abgesucht werden, die mindestens elf Menschen das Leben gekostet hat. Nach der Ankunft gingen zwei Feuerwehrleute an Bord, um nach noch brennenden Feuern Ausschau zu halten. Aus der "Norman Atlantic" drang noch immer Rauch.

Die mühsame Bergung des havarierten Schiffs über die stürmische Adria begann am Donnerstagnachmittag und dauerte 17 Stunden. Am Sonntag war auf der Fähre auf dem Weg von Griechenland nach Italien ein Brand ausgebrochen. In einer stundenlangen Rettungsaktion wurden die meisten Passagiere und Besatzungsmitglieder einzeln mit Hubschraubern von Bord geholt. Staatsanwälte befürchten, dass nicht registrierte Flüchtlinge in Lastwagen an Bord der "Norman Atlantic" geschmuggelt worden und möglicherweise in den Flammen und dem Rauch ums Leben gekommen sein könnten.

Nach italienischen Angaben liegt die Zahl der Geretteten bei 477. Diese Zahl addiert mit der Zahl der elf Opfer ergibt, dass mindestens 488 Menschen an Bord waren. Die griechischen Behörden hatten von 474 Menschen auf der Fähre gesprochen.

Im Zusammenhang mit dem Unglück ermittelt die Staatsanwaltschaft von Bari inzwischen gegen vier weitere Personen. Dabei handelt es sich nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Ansa um zwei Besatzungsmitglieder und zwei Vertreter der griechischen Fährlinie Anek. Im Visier der Behörden stehen bereits der Kapitän und der Chef der Firma, die die Fähre gebaut hat. Beide sind Italiener.

Der Kapitän soll gegenüber der Staatsanwaltschaft erklärt haben, dass Besatzungsmitglieder beim Herablassen von Rettungsbooten seinen Anweisungen nicht korrekt nachgekommen seien. Das berichteten italienische Zeitungen, die angeblich Mitschriften von der Vernehmung des Italieners zitierten. Demnach sagte der Kapitän auch, dass auf dem Wagendeck zu viele Fahrzeuge gestanden hätten.

Italienischen Fernsehberichten zufolge fiel Passagieren auf, dass sich in dem einzigen in Betrieb genommenen Rettungsboot fünf Crewmitglieder befanden. Dies sei offenbar ein Verstoß gegen Vorschriften, wonach nur drei Besatzungsmitglieder zusammen mit den evakuierten Passagieren an Bord gehen sollten.

(dpa)
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