Zwei Explosionen auf Busbahnhof und Markt Zahlreiche Tote und Verletzte in Nigeria
Jos · Bei der Explosion von zwei Bomben auf einem belebten Markt in der zentralnigerianischen Stadt Jos sind zahlreiche Menschen getötet und verletzt worden. Augenzeugen berichteten von Dutzenden Toten, die von den Rettungsdiensten abtransportiert worden seien.
"Viele Menschen rennen mit Blut an ihren Kleidern vom Tatort weg", sagte der Augenzeuge Simon Ephraim am Dienstag. Rund um den zentralen Markt wurden den Angaben zufolge ein Krankenhaus und andere Gebäude beschädigt. Mächtige Rauchwolken lagen über dem Ort des Geschehens.
Der zuständige Militärsprecher, Generalmajor Dave Enetie, bestätigte zwar den Anschlag, wollte aber zunächst keine Angaben über die Zahl der Toten und Verletzten machen. Die Polizei vermeldete schließlich 46 Tote. Eine Bombe habe sich in einem Lastwagen befunden, ein anderer Sprengsatz in einem Minibus, berichtete ein Offizier der Spezialeinsatzkräfte.
Die islamistische Organisation Boko Haram ist seit 2009 verantwortlich für den Tod Tausender Menschen in Nigeria. Allein seit Jahresbeginn gab es nach nigerianischen Angaben insgesamt schon über 2000 Opfer. Die Streitkräfte des Landes hatten im Mai 2013 eine Offensive gegen die Gruppe begonnen, jedoch ohne großen Erfolg. Die Terrorgruppe mit Kontakten zu nordafrikanischen Al-Qaida-Ablegern will im muslimischen Norden Nigerias einen fundamentalistisch-islamischen Staat errichten.
Viele Menschen flüchten vor Terror
Mitte April hatte Boko Haram mehr als 200 Schulmädchen im Norden Nigerias entführt. Die Islamisten drohen, die Mädchen zu verkaufen, wenn die Regierung in Abuja gefangene Boko Haram-Mitglieder und deren Angehörige nicht freilässt. Bisher fehlt trotz der Unterstützung von amerikanischen und europäischen Experten und dem Einsatz von Aufklärungsflugzeugen noch jede Spur von den Mädchen.
Frankreich und Nigeria sowie vier andere afrikanische Länder hatten am vergangenen Samstag bei einem Anti-Terrorgipfel einen Aktionsplan gegen die Terrororganisation beschlossen. Man werde den Informationsaustausch der Geheimdienste verstärken, die Aktionen afrikanischer Militärs koordinieren und die Grenzen in Afrika kontrollieren, sagte der französische Präsident François Hollande. Eine Militäraktion des Westens gegen Boko Haram schloss Hollande allerdings aus.
Der Terror der Extremisten treibt im Norden Nigerias immer mehr Menschen in die Flucht: Rund ein Jahr nach der Verhängung des Ausnahmezustands in den besonders schlimm betroffenen Bundesstaaten Yobe, Borno und Adamawa wurden dort nach UN-Angaben 250.000 Menschen vertrieben. Rund 61.000 weitere hätten in Kamerun, Tschad und Niger Zuflucht gesucht.
Nigeria beantragt UN-Sanktionen gegen Boko Haram
Derweil hat Nigeria beim UN-Sicherheitsrat ein Waffenembargo gegen die Terrorgruppe Boko Haram beantragt, die noch immer mehr als 270 Schulmädchen als Geiseln hält. Die radikalislamische Sekte soll auf eine Sanktionsliste von Terrororganisationen, wie am Dienstag aus diplomatischen Kreisen bei den Vereinten Nationen verlautete. Damit würden auch Vermögenswerte eingefroren und Reiseverbote verhängt.
Die Sanktionen greifen, falls keines der Sicherheitsratsmitglieder bis Donnerstagnachmittag widerspricht, wie es weiter hieß. Zuständig ist ein Komitee, das die Strafmaßnahmen gegen das Terrornetzwerk Al-Kaida überwacht. Nigeria betrachtet Boko Haram als Teil des Netzwerks. Auf der Liste stehen derzeit 62 Gruppen und 213 Einzelpersonen.