In Den Haag Warum eine niederländische Kirche seit 50 Tagen ununterbrochen Gottesdienst feiert

Den Haag · Seit Ende Oktober feiert die Bethelkirche in Den Haag pausenlos Gottesdienst. Der Grund: Der Schutz einer Familie.

 Die armenische Asylbewerberin Hayarpi Tamrazyan (r.) nimmt am Donnerstag am Gottesdienst in der Bethelkirche teil.

Die armenische Asylbewerberin Hayarpi Tamrazyan (r.) nimmt am Donnerstag am Gottesdienst in der Bethelkirche teil.

Foto: dpa/Peter Dejong

Mit einem Non-Stop-Gottesdienst verhindert eine niederländische Kirche seit 50 Tagen die Abschiebung einer armenischen Familie. Die Familie sei in Armenien nicht sicher, sagte Pfarrer Derk Stegemann von der Bethelkirche in Den Haag am Donnerstag. „Und den Kindern droht durch die Abschiebung schwerer Schaden.“ Nach niederländischem Recht darf die Polizei sich keinen Zutritt zu einer Kirche verschaffen, solange dort ein Gottesdienst gefeiert wird.

Die Familie Tamrazyan – darunter Vater, Mutter und drei Kinder im Alter von 15, 19 und 21 Jahren – war vor etwa neun Jahren in die Niederlande gekommen. Ihr Asylantrag wurde in diesem Sommer endgültig abgelehnt. Als die Abschiebung drohte, entschloss sich die protestantische Gemeinde zu dem Marathon-Gottesdienst. Seit Ende Oktober veranstalten rund 650 Pfarrer aus dem ganzen Land rund um die Uhr Gottesdienste in der Kirche. Tausende Niederländer haben die Kapelle seither bereits besucht.

Die Familie hat das Gebäude seit Beginn der Aktion nicht verlassen. „Sonst droht die Festnahme“, erläuterte der Pfarrer. Die Situation sei für die Familie sehr belastend, sagte Haryarpi Tamrazyan, eine der beiden Töchter. Sie alle hofften auf ein Bleiberecht. „Wir sind hier zu Hause, wir gehören hier hin.“ Die 21-Jährige hat bislang Wirtschaftswissenschaften studiert.

Die Initiatoren drängen beim niederländischen Justizministerium auf ein Bleiberecht für die Familie. Zugleich wollen sie mit der Aktion auch auf die Lage von Kindern und Jugendlichen aufmerksam machen, die nach Jahren in den Niederlanden von der Abschiebung bedroht sind.

Der zuständige Staatssekretär für Asylfragen, Mark Harbers, lehnt eine Ausnahmeregelung aber bislang ab. „Die Zukunft der armenischen Familie Tamrazyan kann nicht in den Niederlanden sein“, sagte er dem niederländischen Fernsehen.

(mlat/dpa)
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