Größte Arbeitsniederlegung seit 40 Jahren Hunderte Journalisten der „New York Times“ streiken

New York · Journalisten und andere Angestellte der renommierten „New York Times“ verweigern seit Donnerstagmorgen die Arbeit. Es ist der größte Streik des US-Mediums seit 40 Jahren. Die Hintergründe.

Ob und inwiefern der Streik die Berichterstattung des Tages beeinträchtigen wird, war zunächst unklar.

Ob und inwiefern der Streik die Berichterstattung des Tages beeinträchtigen wird, war zunächst unklar.

Foto: AP/Mark Lennihan

Bei der US-Zeitung „The New York Times“ sind große Teile der Redaktion in einen Streik getreten. Zuvor erklärten Mitglieder der Gewerkschaft The NewsGuild of New York, sie hätten genug von Tarifverhandlungen, die sich seit dem Ablauf ihres Vertrags im März 2021 hinzögen. In der vergangenen Woche stellte die Gewerkschaft ein Ultimatum: Mehr als 1100 Journalisten und andere Angestellte der Redaktion würden am Donnerstag ab 00.01 (Ortszeit) für 24 Stunden streiken - es sei denn, beide Seiten einigten sich.

Am frühen Morgen twitterte die NewsGuild, die Arbeitsniederlegung sei offiziell im Gange. Sie sprach vom ersten Streik dieser Größenordnung bei dem renommierten Medienhaus seit mehr als 40 Jahren. „Es ist nie eine einfache Entscheidung, sich zu weigern, die Arbeit zu tun, die man liebt, aber unsere Mitglieder sind dazu bereit, das Notwendige zu tun, um einen besseren Newsroom für alle zu erreichen.“

Am Dienstag wurde mehr als zwölf Stunden lang bis spät in den Abend verhandelt, am Mittwoch wurde die Runde fortgesetzt. Doch lagen die Parteien bei Streitpunkten wie Gehaltserhöhungen und Regelungen rund um Homeoffice-Arbeit nach wie vor weit auseinander.

Am Mittwochabend teilte die Gewerkschaft mit, dass es keine Einigung gebe. Man sei bereit gewesen, solange wie nötig auf einen fairen Deal hinzuarbeiten, doch habe das Management fünf Stunden vor der Frist den Verhandlungstisch verlassen. „Wir wissen, was wir wert sind“, fügte die Gewerkschaft hinzu.

Ob und inwiefern der erwartete Streik die Berichterstattung des Tages beeinträchtigen wird, war zunächst unklar. Eine Sprecherin der „New York Times“, Danielle Rhoades Ha, sagte der Nachrichtenagentur AP, dass das Medienhaus „solide Pläne“ für eine fortgesetzte Produktion von Inhalten habe. So könne man sich auf internationale Reporter und andere Journalisten stützen, die nicht Gewerkschaftsmitglieder seien.

Unter den Unterstützern des Streiks sind jedoch Mitarbeiter am Desk für Live-Nachrichten, über den Eilmeldungen für die Digitalausgabe der „New York Times“ laufen. Vize-Chefredakteur Cliff Levy äußerte am Dienstag in einer E-Mail an die von der Gewerkschaft vertretene Belegschaft Unverständnis über den Streik. Dies sei ein „verstörender Moment“ während laufender Verhandlungen. Dabei habe das Unternehmen seine Bemühungen verstärkt, um Fortschritte zu erzielen, schrieb er. Dazu gehöre das Angebot, die Gehälter bei einem Vertragsabschluss um 5,5 Prozent anzuheben, gefolgt von weiteren Erhöhungen um drei Prozent in den Jahren 2023 und 2024. Im abgelaufenen Tarifvertrag hatten noch jährliche Erhöhungen um 2,2 Prozent gestanden.

Doch Stacy Cowley, Reporterin für Finanzthemen bei der „New York Times“ und Gewerkschaftsvertreterin, erklärte, dass ihre Mitstreiter Gehaltserhöhungen um zehn Prozent bei Vertragsabschluss anstrebten. Dadurch sollten die in den vergangenen zwei Jahren ausgebliebenen Erhöhungen wettgemacht werden. Die Gewerkschaft wolle im Vertrag auch eine Garantie für ihre Mitglieder festschreiben, teils auch zu Hause arbeiten zu können, sofern ihre Funktion dies zulasse. Das Management pocht indes auf das Recht, die Mitarbeiter ganzwöchig ins Büro zu beordern. Cowley berichtete, dass die „New York Times“ vom Personal eine Präsenzpflicht an mindestens drei Tagen der Woche verlange. Doch tauchten viele häufig an weniger Tagen in der Redaktion auf - aus informellem Protest.

(aku/dpa)
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