1744 Tote im Taifun-Katastrophengebiet Neuer Sturm rollt auf die Philippinen zu

Manila · Die Hilfe für die Opfer von Taifun "Haiyan" auf den Philippinen rollt gerade erst an. Zwei Monate soll es dauern, bis die Menschen wieder Strom haben. Derweil braut sich ein neuer Sturm vor der Westküste zusammen, der die Aufräumarbeiten erschweren könnte.

Plünderer stürmen die Geschäfte
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Vier Tage nach dem tödlichen Taifun nähert sich ein neues Sturmtief der Küste der Philippinen. Ausläufer von "Zoraida" brachten in Teilen des Katastrophengebietes bereits heftige Regenfälle. Von Cebu in Richtung der schwer betroffenen Insel Leyte wurden mehrere Fährüberfahrten wegen des schlechten Wetters abgesagt.

Das Tief lag nach Angaben des Wetterdienstes 200 Kilometer vor der Küste von Davao und sollte Richtung Nordwesten ziehen. Bliebe es auf der berechneten Bahn, zöge es Mittwoch und Donnerstag südlich am Katastrophengebiet vorbei.

Die Regierung der Philippinen hat die Zahl der Toten durch Taifun "Haiyan" vorerst mit 1744 angegeben. Die Opferzahl könne jedoch letztlich weitaus höher ausfallen, teilte der Nationale Rat für Katastrophenschutz und Verwaltung am Dienstag mit. Demnach wurden 2487 Menschen verletzt. Die Behörden befürchten weiter mehr als 10.000 Tote. 660.000 Menschen verloren ihr Obdach.

Die Hilfe für die Taifun-Opfer läuft auf Hochtouren. Am Flughafen von Tacloban kamen am Dienstag mehrere Frachtmaschinen mit Hilfsgütern an. Mobilfunksignale waren teilweise wiederhergestellt. Ein US-Flugzeugträger ist unterwegs ins Notstandsgebiet, die Besatzung soll die Verteilung der Hilfsgüter für Hunderttausende Überlebende des Taifuns "Haiyan" unterstützen. Deutschland stockt die Soforthilfe um eine Million Euro auf. Ungemach drohte jedoch durch einen neuen tropischen Sturm, der sich vor der Westküste der Philippinen zusammenbraute.

Stromversorgung frühestens in zwei Monaten

Nach Angaben des Bürgermeisters von Tacloban, Alfred Romualdez, wurden in der Stadt bislang 250 Leichen geborgen. Die Schuttberge erschwerten die Suche nach weiteren Opfern, sagte er dem Sender CNN am Dienstag. Viele Tote würden auch noch in umliegenden, kleineren Dörfern vermutet. Der Zugang zu diesen sei noch immer sehr schwer. Die Bevölkerung benötige am dringendsten Nahrungsmittel, Wasser und Unterkünfte.

Auf Strom werden die Menschen noch mindestens zwei Monaten warten müssen, sagte Energieminister Jericho Petilla im Fernsehen. Zu viele Strommasten seien umgestürzt. Weil auch Tankstellen von den verheerenden Winden zerstört wurden, musste der Benzinverkauf auf der Insel Leyte rationiert werden.

US-Flugzeugträger ist unterwegs

In der Nacht zu Dienstag startete der US-Flugzeugträger "USS George Washington" aus Hongkong "mit Volldampf" in Richtung Philippinen, wie ein Pentagon-Sprecher in Washington sagte. Er hat 5000 Marinesoldaten und mehr als 80 Flugzeuge und Helikopter an Bord. Begleitet werde er von zwei Kreuzern und einem Zerstörer der US-Marine. Zwei weitere Schiffe seien bereits unterwegs. Die Schiffe und Hubschrauber mit ihren Besatzungen sollten helfen, Hilfsgüter zu verteilen. Die Soldaten sollten auch bei der medizinischen Versorgung eingesetzt werden.

Die US-Regierung kündigte zudem humanitäre Hilfe in Höhe von 20 Millionen Dollar (15 Millionen Euro) an, darunter 55 Tonnen Nahrungsmittel und wichtige Hygieneartikel. Eine erste Ladung zur Versorgung von etwa 10.000 Familien sei auf dem Weg.

Deutschland hebt seine Hilfe unterdessen um eine Million Euro an, wie der amtierende Außenminister Guido Westerwelle (FDP) nach Gesprächen mit dem philippinischen Außen-Staatssekretär Evan Garcia in Neu Delhi mitteilte. Das Geld geht an die deutschen Hilfsorganisationen, die Verletzten und Obdachlosen vor Ort helfen. Am Wochenende hatte die Bundesregierung bereits 500.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Acht Tote durch "Haiyan" in China

Nach seinem Zerstörungszug über die Philippinen hat Taifun "Haiyan" als Tropensturm im Süden Chinas mindestens acht Menschen in den Tod gerissen. Betroffen war vor allem die Insel Hainan, wie der Sender National Radio am Dienstag berichtete. Dort habe der Sturm ein Frachtschiff von seinem Ankerplatz losgerissen, woraufhin es aufs offene Meer hinausgetrieben sei. Laut dem Bericht wurden drei Leichen geborgen, vier Crewmitglieder werden noch vermisst.

Bis Dienstag wurden vier weitere Todesfälle in Hainan bestätigt. Darunter waren zwei Menschen, die von herabfallen Gegenständen getroffen wurden. Eine weitere Person ertrank in Guangxi, wie der chinesische Nachrichtendienst berichtete. Zudem richtete "Haiyan" Schäden im Umfang von bis zu 700 Millionen Dollar (rund 523 Millionen Euro) an. Betroffen war vor allem die Landwirtschaft, die Forstindustrie, Geflügelfarmen und die Fischerei.

(dpa/AP)
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