Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern Neue Luftangriffe im Gazastreifen

Gaza · Die neue Eskalation des Konflikts zwischen Israel und radikalen Palästinensern im Gazastreifen hat international Besorgnis hervorgerufen. Die Europäische Union und die USA forderten beide Seiten am Samstag auf, zur Ruhe zurückzukehren. Während bei israelischen Luftangriffen seit Freitag 16 Palästinenser im Gazastreifen starben, flogen mehr als hundert Raketen und andere Geschosse von dem Küstengebiet in Richtung Israel.

Chronologie: Das Ringen um einen Palästinenserstaat
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Foto: dpa

Die Ereignisse vom Wochenende waren die blutigsten Stunden seit der israelischen Großoffensive vom Winter 2008/2009. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton zeigte sich über die "jüngste Eskalation der Gewalt" beunruhigt. Sie rief "alle Seiten" auf, wieder für Ruhe zu sorgen. Auch die USA verurteilten die tödliche Gewalt. Beide Seiten müssten alles tun, um wieder zur Ruhe zurückzukehren, hieß es in einer Erklärung des US-Außenministeriums.

Bei den israelischen Luftangriffen wurde unter anderem der Chef der palästinensischen Komitees des Volkswiderstands (PRC), Suheir al-Kaissi, getötet. Die israelische Armee bezeichnete den tödlichen Angriff als "gezielte Eliminierung". Sie warf den Komitees vor, sie hätten für die kommenden Tage einen Terroranschlag vorbereitet.

Das israelische Militärradio berichtete unter Berufung auf "ranghohe Militärvertreter", die Armee wolle mit der Offensive die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen ein für alle Mal beenden. Nach israelischen Angaben feuerten radikale Palästinenser innerhalb von 24 Stunden mehr als hundert Raketen und andere Geschosse auf den Süden Israels ab. Dabei seien vier Menschen verletzt worden.

Tausende Palästinenser nahmen am Samstag an der Beisetzung von zwölf Opfern der Luftangriffe teil. Sie forderten in Sprechchören Rache und schossen mit automatischen Waffen in die Luft. Nach Angaben aus palästinensischen Sicherheitskreisen eröffneten israelische Soldaten während einer Beerdigung nahe der Grenze zu Israel das Feuer auf die Trauergäste. Vier Menschen seien dabei verletzt worden.

Die radikalislamische Hamas, die im Gazastreifen seit 2007 regiert, befindet sich mit Israel praktisch in einer Waffenruhe, doch andere militante Gruppen feuern regelmäßig Raketen oder Granaten ab. Die relativ kleinen Komitees des Volkswiderstands (PRC) gehören dabei zu den aktivsten Gruppen.

Um die neue Gewalt zu beenden, nahm die Hamas Kontakt zum Unterhändler Ägypten auf, wie ein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP sagte. Die Hamas sei bereit, einen für beide Seiten verbindlichen Waffenstillstand auszuhandeln, aber keine "Kapitulation".

Das Nahost-Quartett kommt am Montag in New York zu Beratungen über den festgefahrenen Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern zusammen. Am ersten Treffen seit sechs Monaten nehmen nach UN-Angaben in New York auch US-Außenministerin Hillary Clinton, ihr russischer Kollege Sergej Lawrow und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon teil.

Der Nahost-Friedensprozess liegt seit dem Abbruch der Gespräche im September 2010 auf Eis. Die Palästinenser hatten sich damals aus den Verhandlungen zurückgezogen, weil Israel sich weigerte, einen Baustopp für seine Siedlungsaktivitäten in Ostjerusalem und im Westjordanland zu verlängern.

(AFP)
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