Teenager von sechs Kugeln getroffen Neue Krawalle - Gouverneur ruft Nationalgarde nach Ferguson

Ferguson · Die US-Kleinstadt Ferguson kommt nach dem Tod eines schwarzen Teenagers einfach nicht zur Ruhe. Jetzt sollen Soldaten der Nationalgarde die Demonstranten in Zaum halten. Doch eine neue Obduktion des Jugendlichen könnte die Lage weiter anheizen.

Nach erneuten Unruhen wegen des Tods eines schwarzen Teenagers in Ferguson hat der Gouverneur des US-Staates Missouri jetzt die Nationalgarde zur Hilfe gerufen. Die Soldaten sollten der Polizei helfen, "Ruhe und Ordnung wiederherzustellen", sagte Jay Nixon am frühen Montagmorgen in einer Mitteilung.

Zuvor war es vor einer nächtlichen Ausgangssperre wieder zu Krawallen in der Kleinstadt gekommen. Demonstranten bewarfen Polizisten mit Molotowcocktails, nach Behördenangaben fielen auch Schüsse. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Demonstration aufzulösen.

Nixon sprach von "gewalttätigen kriminellen Handlungen einer organisierten und zunehmenden Anzahl von Personen". Er müsse das "Leben und Eigentum" der Bevölkerung beschützen, erklärte Nixon.

Nach Polizeiberichten kam es erneut zu Plünderungen unter anderem in einem Supermarkt und einem Pizzageschäft. Laut dem TV-Sender NBC mussten sich Angestellte eines Fastfood-Restaurants in einem Lagerraum verstecken, weil es von einer großen Menschenmenge gestürmt wurde. Mindestens sieben Menschen seien festgenommen worden.

Die Unruhen in dem Vorort von St. Louis waren durch den Tod eines schwarzen Jugendlichen ausgelöst worden. Ein weißer Polizist hatte vor zehn Tagen den 18-jährigen Michael Brown erschossen, obwohl dieser unbewaffnet war. Nach Angaben von Augenzeugen soll Brown die Hände über den Kopf gehalten haben, als die Schüsse fielen. Seitdem ist es in Ferguson fast täglich zu Protesten gekommen.

Ein jetzt veröffentlichter Obduktionsbericht könnte neues Öl uns Feuer gießen: Ihm zufolge wurde Brown von sechs Kugeln getroffen, zwei davon trafen seinen Kopf. Die Familie des 18-Jährigen habe die am Sonntag erfolgte Autopsie in Auftrag gegeben, nachdem bereits örtliche Experten die Leiche untersucht hatten, berichtete die Zeitung "New York Times".

Angeheizt wurde die Lage von Beginn an durch das massive Auftreten der örtlichen Polizei mit Beamten in Schutzanzügen und gepanzerten Fahrzeugen. Als Ende vergangener Woche die örtliche Polizei abgezogen und durch die Polizei des Bundesstaates ersetzt wurde, beruhigte sich die Situation am Freitag für kurze Zeit. Nach weiteren Unruhen verhängte der Gouverneur dann eine Ausgangssperre zwischen Mitternacht und 5.00 Uhr.

Für neuen Unmut hatte gesorgt, dass ein am Freitag veröffentlichter Polizeibericht Brown eines Überfalls auf ein Geschäft verdächtigt, bevor es zu den tödlichen Schüssen kam. Allerdings wurde später klargestellt, dass der Polizist, der auf den 18-Jährigen schoss, nichts von dem Verdacht wusste. Zudem weigerte sich die Polizei zunächst tagelang, den Namen des Beamten bekanntzugeben, der die tödlichen Schüsse abgab.

(AFP/dpa)
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