Unglück in Nepal Inzwischen über 4.000 Tote nach Erdbeben

Kathmandu · Auch zwei Tage nach dem schwersten Erdbeben seit Jahrzehnten ist das gesamte Ausmaß nicht klar. Viel Bergdörfer konnten noch nicht erreicht werden. Die internationale Hilfe rollt an, in Kathmandu können aber nicht alle Transportmaschinen landen.

Nepal und Indien: Viele Tote bei Erdbeben in Zentralaisen
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Viele Tote bei Erdbeben in Nepal

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Foto: dpa, ns bjw

Das bitterarme Nepal ringt schwer mit den Folgen des verheerenden Erdbebens vom Wochenende. Die Zahl der Toten in dem Land stieg am Montag nach Angaben des Innenministeriums auf 4.010. Wie viele Opfer es in von der Außenwelt abgeschnittenen Bergdörfern gegeben hat, ist aber noch unklar. Die internationale Gemeinschaft reagierte prompt auf einen Hilferuf des Himalaya-Staats. Der Flughafen von Kathmandu erwies sich aber zeitweise als zu klein, um alle ankommenden Transportmaschinen aufnehmen zu können.

Vier indische Militärmaschinen mussten deswegen unverrichteter Dinge wieder abdrehen. Sie sollten es später erneut versuchen, teilte das indische Verteidigungsministerium mit. Auch der Pilot eines israelischen Hilfsflugzeuges sagte der Nachrichtenagentur AP, nicht alle Flugzeuge könnten wegen Überfüllung der Landebahnen landen. Diese seien zudem teilweise beschädigt. Priorität hätten Flugzeuge mit Ärzte- und Suchteams, sagte Hauptmann Tscheski.

100.000 Soldaten bei Rettungsarbeiten dabei

Hilfe kommt mittlerweile aus mehr als einem Dutzend Ländern und von vielen Hilfsorganisationen. Der nepalesische Rettungskoordinator und Generalsekretär der Regierung, Lila Mani Poudyal, sagte, das reiche jedoch nicht aus. Man brauche Zelte, Decken, Matratzen und 80 verschiedene Arzneien, sagte er. "Wir haben nicht die Hubschrauber, die wir benötigen, oder auch das Wissen, wie man eingeschlossene Menschen rettet." Benötigt würden zudem Orthopäden, Anästhesisten, Neurologen, Pfleger und weitere Mediziner.

Ein nepalesischer Militärsprecher sagte, fast die gesamten Streitkräfte mit ihren 100.000 Soldaten seien bei den Rettungsarbeiten dabei. Neben den mindestens 4.010 Toten in Nepal gab es auch 61 Opfer im benachbarten Indien. Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete zudem 25 Tote in Tibet. Die Zahl der Verletzten wurde von der Polizei mit rund 7.180 angegeben. Nach Schätzungen Poudyals wurden Zehntausende Menschen obdachlos.

Schlimmstes Beben seit 80 Jahren

Die amerikanische Hilfsorganisation MAP International teilte mit, sie organisiere medizinischen Nachschub, der drei Monate lang 10.000 Menschen versorgen solle. "Die Herausforderung besteht darin, den Flughafen auf Trab zu bringen", sagte MAP-Organisator Kipp Branch.

Nepal war am Samstag vom schlimmsten Erdbeben seit mehr als 80 Jahren heimgesucht worden. Besonders hart trafen die Erdstöße der Stärke 7,8 die Hauptstadt Kathmandu und das dicht besiedelte Kathmandu-Tal.
Zahlreiche Nachbeben erschütterten das Katastrophengebiet am Sonntag und Montag. Aus aller Welt trafen mittlerweile Helfer und Hilfsgüter ein.

Ein Experte des auf die Einschätzung von Erdbebengefahren spezialisierten Unternehmens GeoHazards International sagte, das Beben vom Samstag sei noch nicht einmal das "Big One", das größte, das Nepal drohe. "Wir erwarten ein Beben der Stärke 8, das war's noch nicht", sagte Hari Kumar. An der indisch-nepalesischen Grenze baue sich noch immer ein ungeheurer seismischer Druck auf. "Der Stress, der sich westlich von diesem Erdbeben (am Samstag) aufbaut, ist noch nicht entwichen", erklärte Kumar.

Auch zwei Tage nach der Katastrophe kämpften Rettungsteams damit, Bergdörfer vor allem im Bezirk Gorkha zu erreichen, wo das Epizentrum des Bebens geortet worden war. Der ranghöchste Beamte des Bezirks, Udav Prashad Timalsina, sagte, Hilfe werde dringend benötigt. "Ich habe Berichte aus Dörfern bekommen, in denen 70 Prozent der Häuser zerstört wurden." Timalsina beklagte, die Zentralregierung habe nicht genügend Hilfe zur Verfügung gestellt.

Die Hilfsorganisation World Vision teilte mit, einige Mitarbeiter hätten Gorkha erreicht. Aber selbst wenn die Straßen frei wären, würde es drei Tage dauern, einige abgelegene Gegenden zu erreichen.
Auch in Kathmandu fehlte es an Nahrung, Medizin, Schutz, Treibstoff, Strom und Helfern. Einwohner suchten verzweifelt nach Angehörigen und wühlten in den Trümmern.

(ap)
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