Unglaubliche Ermittlungspannen Natascha Kampusch will Österreich verklagen

Wien (RPO). Der Fall Natascha Kampusch beschäftigt wohl schon bald die Gerichte in Österreich. Das 19-jährige Mädchen, das acht Jahre lang gefangen gehalten wurde, will Österreich auf Schadensersatz verklagen. Grund: Massive Polizeipannen sollen eine schnelle Befreiung des Kindes verhindert haben.

 Natascha Kampusch meidet meist die Öffentlichkeit.

Natascha Kampusch meidet meist die Öffentlichkeit.

Foto: AP, AP

Der Fall Natascha Kampusch hatte im Jahr 2006 weltweit für Aufsehen gesorgt. Der Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil hatte das damals zehnjährige Mädchen 1998 entführt und acht Jahre in seiner Gewalt gehalten. Im Alter von 18 Jahren gelang Kampusch die Flucht, Priklopil nahm sich daraufhin das Leben.

In Österreich sorgt der Fall noch immer für Aufsehen, vermuten Beobachter doch einen Polizei- und Polit-Skandal. Österreichs BKA-Chef Herwig Haidinger waren bereits im August 2006 bei der Aktendurchsicht peinliche Ermittlungspannen aufgefallen. Demnach vernahmen die Beamten bereits vier Wochen nach der Entführung Priklopil. Dieser hatte für die Tatzeit kein Alibi. Die Polizei nahm ihm seine Unschuldbeteuerungen offenbar dennoch ab.

Kurze Zeit später sollen Beamte einen Tipp bekommen haben, der direkt auf Priklopil hinwies. Die Polizei protokollierte den Hinweis und vergaß ihn anschließend wieder. Pikant: Beim Tippgeber soll es sich um einen Hundeführer der Polizei handeln. Im Vernehmungsbogen werde er jedoch als anonym geführt. Der BKA-Chef informierte die Innenministerin, die eine Aufklärung mit Blick auf die Wahlen im Oktober jedoch verzögert haben soll. Ihre Partei könne derzeit keinen Skandal gebrauchen, so angeblich die Reaktion.

Natascha Kampusch reagiert heute empört auf diese Enthüllungen. "Für mich ist der Fall klar: Mein Fall sollte unter den Tisch gekehrt werden", sagte sie gegenüber einer Nachrichtenagentur. Auch ihr Anwalt Gerald Genzler spricht von einem Skandal und will rechtliche Schritte einleiten.

Österreichischen Medien zufolge bereitet er eine Amtshaftungsklage gegen Österreichs zuständige Behörden vor. Der Staat soll demnach eine Entschädigung für das unnötige Leid und späteren Verdienstausfalls Kampuschs zahlen. Hat die Klage Erfolg, halten Experten einen Schadensersatz von bis zu einer Millionen Euro für möglich.

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