Nach tödlichem Angriff Nahverkehr in Brüssel ruht noch immer

Brüssel · Alle Brüsseler Busse, Metros und Straßenbahnen sind auch am vierten Tag nach dem tödlichen Angriff auf einen Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe in den Depots geblieben. Trotz Zusicherungen der Regierung über neue Sicherheitsmaßnahmen setzten die Gewerkschaften ihren Streik am Dienstag fort.

 Die U-Bahnstation Bourse/Beurs im Zentrum von Brüssel ist mit einem Flatterband abgesperrt.

Die U-Bahnstation Bourse/Beurs im Zentrum von Brüssel ist mit einem Flatterband abgesperrt.

Foto: dpa, Martina Herzog

Ob der öffentliche Nahverkehr am Mittwoch wieder rollt, blieb bis zum frühen Abend offen. Damit droht die EU-Hauptstadt nach den Osterfeiertagen im Verkehrschaos stecken zu bleiben - die Taxizentralen sind überlastet.

Die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe STIB hatten am Samstag aus Protest und Empörung über einen tödlichen Angriff auf einen Kollegen, der einen Busunfall aufnehmen wollte, die Arbeit niedergelegt. Der Unfallverursacher hatte Bekannte angerufen. Einer von ihnen versetzte einem STIB-Mitarbeiter einen so heftigen Schlag ins Gesicht, dass dieser wenig später im Krankenhaus starb. Der Täter, ein 28-Jähriger, ist in Untersuchungshaft.

Der Vorfall hat einen heftigen Streit zwischen Regierung und Gewerkschaften ausgelöst. Die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe klagen seit Jahren über zunehmende Gewalt. Innenministerin Joëlle Milquet hat nun angeboten, das Sicherheitspersonal um 50 Mann zu erhöhen, allerdings schrittweise.

Die sozialistische Gewerkschaft CGSP machte am Dienstag klar, dass sie erst wieder zur Arbeit aufruft, wenn die Maßnahmen sofort umgesetzt werden. Die liberale Gewerkschaft CGSLB will warten, bis das Opfer des Angriffs beigesetzt wird, was für Freitag geplant ist.

Ministerin Milquet traf am Dienstag mit Vertretern der Polizei zu mehreren Krisensitzungen zusammen, am Mittwoch will sie die STIB-Gewerkschaften empfangen und überzeugen, die Arbeit wieder aufzunehmen. Sie ist in der Zwickmühle: Für eine umfangreiche Aufstockung des Sicherheitspersonals fehlt das Geld.

Zugleich trifft der Ausfall des Nahverkehrs Brüssel hart. Vor den Taxiständen an den Bahnhöfen bildeten sich Hunderte Meter lange Schlangen, es kam zu tumultartigen Szenen. Die Zahl der Taxi-Bestellungen liegt seit Beginn des Streiks drei Mal höher als normal. Und das, obwohl viele Belgier und EU-Beamte noch im Osterurlaub weilen.

(APD)
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