Fastfood-Restaurant in Rom abgelehnt Kein McDonald’s am antiken Planschbecken

Rom · Nahe den Caracalla-Thermen in Rom darf die Fast-Food-Firma keine Filiale bauen. Das hat das Verwaltungsgericht entschieden.

 Der Blick auf die Caracalla-Thermen darf nicht durch ein Drive-in-Restaurant verbaut werden.

Der Blick auf die Caracalla-Thermen darf nicht durch ein Drive-in-Restaurant verbaut werden.

Foto: AWG

Vor einiger Zeit rieb sich die Welt verwundert die Augen und dann den Bauch: In Pompeji hatten Archäologen eine Art antiken Schnellimbiss ausgegraben. Das Angebot muss recht nahrhaft gewesen sein. McMensa sozusagen. Das sogenannte Thermopolium (alter Ausdruck für Gaststätte, zusammengesetzt aus den griechischen Begriffen „thermos“ für warm und „polein“ für verkaufen) präsentierte den Kunden seine Speisekarte kunsthandwerklich perfekt – mit einem farbenfroh bemalten Tresen und auch Abdrücken von Speisen. In Tontöpfen, die warmgehalten wurden, entdeckten die Archäologen zudem Entenknochen und Reste von Schweinen, Ziegen, Fischen und Schnecken.

Waren im Altertum reichhaltiges Fast Food und malerische Gastlichkeit also Teil der Durchgangs-Kulinarik, so hält sich das moderne Rom das flotte Geschäft mit Hamburgern, Pommes und Chicken Wings an manchen Orten der Stadt vom Leib. Die antiken Caracalla-Thermen in Rom bekommen jedenfalls kein Fast-Food-Restaurant als direkten Nachbarn. Die in der Nähe der Ausgrabungsstätte geplante McDonald’s-Drive-in-Filiale, die auf rund 35.000 Quadratmetern entstehen sollte, darf nicht gebaut werden, wie die Zeitung „Corriere della Sera“ berichtet. Der Staatsrat habe in seiner Funktion als oberstes Verwaltungsgericht einen Einspruch des Unternehmens abgelehnt. Wie man hört, wurde den Argumenten des Konsumentenschutzverbands stattgegeben, wonach ein McDrive die Schönheit der Caracalla-Thermen beeinträchtige.

Nun sind alte Steine, Ruinen und morsche Mauern nicht zwingend „schön“. Und die Menschen, die zu Olims Zeiten ihre verfrorenen Leiber in warmen Bädern aufgetaut haben, waren vielleicht auch nicht lauter Adonisse. Egal, die römische Finanzverwaltung von heute hält jede alte Säule für „schön“, wenn sie ein Kassenhäuschen an den Eingang stellen kann. Und die Denkmalschützer haben eine sehr eigene Vorstellung davon, wie sehr das Museale, zeitgeschichtlich Entrückte mit unserer profanen Gegenwart konfrontiert werden darf.

Andererseits ist das Terrain rund um die Caracalla-Thermen tatsächlich sehr spezielles Gebiet, es befinden sich nämlich gleich vier Kirchen in unmittelbarer Umgebung. Selbst wenn man einräumt, dass die Thermen im Süden der Innenstadt und damit am Rand des touristischen Parcours liegen, so fürchteten die Bedenkenträger, dass sich die Fressmeile über Gebühr in den Blick schöbe. Die unverbaubare Aussicht auf die Thermen sollte erhalten bleiben.

Vermutlich hatten die Chefplaner des Fastfood-Konzerns die Thermen nur nebenbei im Blick, sozusagen als saftigen Beifang. In Wahrheit liegen die weltberühmten Mauern direkt an der Viale delle Terme di Caracalla, die in die Via Cristoforo Colombo übergeht, eine der wichtigen Abflussadern für den innerrömischen Verkehr in südliche Richtung. Und da hätte der hungrige Römer nach Feierabend schnell im Durchfahren etwas Sättigendes einwerfen können.

Wie schön es für einen Hungernden ist, wenn ihm warmes Essen nicht an der Haustür zugesteckt wird, sondern drinnen und in Schüsseln auf ihn wartet, entnehmen wir einer hübschen Szene des Lustspiels „Curculio“ des antiken Dichters Plautus. Im zweiten Akt kommt der Gierschlund Curculio fast ausgemergelt herein und ruft: „Ich bin ein Hohlraum, welcher schleunigst Füllung braucht.“ Ihm antwortet sein Freund Phädromus: „Schinken, Eisbein, Schweinebauch liegt schon in den Schüsseln für dich aufgewärmt.“

Wir lernen: Schon die alten Römer schätzten das Kochen mit Weitsicht. Doch manchen Leuten wie Curculio ist die Kunst egal, Hauptsache der Bauch wird voll. Wie gesagt: McMensa.

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