Floh vor FBI-Verfolgung US-Bürger beantragt angeblich Asyl in Belarus, um Verfolgung durch das FBI wegen Beteiligung an der Kapitol-Erstürmung zu entgehen

Moskau · Ein US-Bürger, der vom FBI aufgrund seiner Beteiligung am Kapitol-Sturm im Januar 2021 gesucht wird, hält sich mittlerweile nach monatelanger Flucht in Belarus auf und hat dort laut belarussischer Staatsmedie Asyl beantragt. Ihm werden mehrere schwere Straftaten vorgeworfen.

 Ein an der Kapitol-Stürmung am 6.Januar 2021 beteiligter US-Bürger sucht derzeit in Belarus Asyl, um der Strafverfolgung in seinem Heimatland zu entgehen. (Symbolbild)

Ein an der Kapitol-Stürmung am 6.Januar 2021 beteiligter US-Bürger sucht derzeit in Belarus Asyl, um der Strafverfolgung in seinem Heimatland zu entgehen. (Symbolbild)

Foto: AP/John Minchillo

Ein US-Bürger, der im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Sturm auf das US-Kapitol im Januar polizeilich gesucht wird, hat laut belarussischen Staatsmedienberichten Asyl in Belarus beantragt. Evan Neumann habe Mitte August die ukrainisch-belarussische Grenze überquert, berichtete der Sender Belarus 1 am Sonntagabend. "Ein US-Bürger ersucht um Asyl in Belarus. Es klingt unglaublich, aber so ist es", hieß es in dem Bericht.

Belarus 1 veröffentlichte ein Interview mit Neumann, in dem der bärtige US-Bürger sich als unschuldig bezeichnete. Der früher in Kalifornien lebende Mann steht auf der Fahndungsliste der US-Bundespolizei FBI. Ihm werden von den US-Ermittlern sechs schwere Straftaten im Zusammenhang mit dem Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar zur Last gelegt, darunter Angriffe auf Polizisten.

Laut Belarus 1 flog Neumann im März nach Italien, von wo aus er sich bis zur westukrainischen Stadt Schytomyr durchschlug. Dort habe er vier Monate gelebt, bevor er illegal nach Belarus gereist sei. Er habe den Eindruck gehabt, dass der ukrainische Geheimdienst SBU ihn verfolgte, sagte Neumann dem Sender. "Dies ist politische Verfolgung", sagte er.

Belarus 1 bezeichnete Neumann als "einfachen Amerikaner", der "Gerechtigkeit" wolle und "unbequeme Fragen" gestellt habe. Nun habe er "alles verloren" und werde von der US-Regierung "verfolgt".

Am 6. Januar hatten Anhänger des damaligen US-Präsidenten Donald Trump das Kapitol in Washington gestürmt, um die offizielle Bestätigung des Wahlsiegs von Trumps Nachfolger Joe Biden zu stören. Fünf Menschen starben dabei. Trump wird vorgeworfen, seine Anhänger bei einer Rede kurz zuvor aufgestachelt zu haben. Der Rechtspopulist hat seine Wahlniederlage bis heute nicht anerkannt und behauptet stattdessen ohne Belege, es habe Wahlbetrug gegeben.

Neumann war nach Erkenntnissen der US-Justizbehörden bereits in der Vergangenheit in Osteuropa. Laut seinem Linkedin-Profil, auf das vom US-Justizministerium verwiesen wird, befand sich der US-Bürger während der sogenannten Orange Revolution 2004 und 2005 in der Ukraine.

Durch seine Einreise nach Belarus hat sich Neumann in ein Land begeben, dessen Verhältnis zum Westen von massiven Spannungen geprägt ist. Wegen mutmaßlichen Wahlbetrugs bei der Präsidentschaftswahl 2020 und der brutalen Verfolgung von Oppositionellen in dem Land verhängten die EU und die USA Sanktionen gegen die Führung in Minsk. Derzeit wird dem seit 1994 regierenden Machthaber Alexander Lukaschenko vorgeworfen, Migranten in die EU zu schleusen, um so Vergeltung für Sanktionsbeschlüsse zu üben.

(AFP/aja)
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