Nach Erdbeben in Indonesien Verzweifelte Suche nach Überlebenden – mindestens 100 Kinder tot

Cianjur · Fast 40 Menschen könnten noch unter einem Erdrutsch begraben sein. Doch nach tagelanger Suche mit Spürhunden werden die Erdmassen wohl bald mit schwerem Gerät umgegraben. Denn die Hoffnung, noch jemanden lebend zu finden, gehen gegen Null.

Erdbeben auf Java verletzt Hunderte ​
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Erdbeben auf Java verletzt Hunderte

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Foto: dpa/Firman Taqur

Nach dem verheerenden Erdbeben in Indonesien schwindet die Hoffnung, noch Überlebende in den Trümmern oder unter Erdmassen zu finden. Die Sucharbeiten konzentrierten sich am Donnerstag auf das Dorf Cijendil im Westen der Insel Java, wo das Beben am Montag einen Erdrutsch ausgelöst hatte. Auch der indonesische Präsident Joko Widodo war vor Ort und sagte, dort würden noch 39 Menschen vermisst.

Der Leiter der Katastrophenschutzbehörde des Landes, Suharyanto, deutete allerdings an, dass man schon bald von einer Suchaktion auf eine Bergung umstellen werde. Wenn das Wetter es zulasse, könne man hoffentlich in den kommenden zwei Tagen mit schwererem Gerät zu graben beginnen, um weitere Opfer zu finden, sagte er.

Mit Spürhunden, Baggern und teilweise mit bloßen Händen gruben sich die mehr als 1000 Helfer am Donnerstag aber noch durch die Tonnen von Geröll, Steinen, Erde und umgeknickten Bäumen, die der Erdrutsch nach Cijendil gewälzt hatte. Nach Zählung der Katastrophenschutzbehörde waren am Donnerstag 272 Erdbebebentote bestätigt, 100 davon Kinder.

Die Suche war am Mittwoch wegen schwerer Monsunregenfälle vorübergehend unterbrochen worden. Zugleich feierten die Retter einen Erfolg: Ein Sechsjähriger wurde aus den Trümmern eines eingestürzten Hauses gerettet, unter denen er tagelang eingeschlossen gewesen war.

Präsident Widodo sagte, dass der Boden im Erdrutschgebiet nach wie vor instabil sei und räumte ein, dass die Verteilung von Hilfe im Erdbebengebiet nicht wie geplant vorankomme, weil viele Betroffene nur schwer zu erreichen seien.

Das Beben der Stärke 5,6 hatte am Montagnachmittag den Westen der Insel Java erschüttert. Auch in der Hauptstadt Jakarta war es zu spüren gewesen. Sein Zentrum lag knapp südlich der Stadt Cianjur, eine etwa dreistündige Autofahrt von Jakarta entfernt. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS lag der Erdbebenherd in der vergleichsweise geringen Tiefe von zehn Kilometern. Das bedeutet, dass die Energie der Erdstöße kaum gemindert an die Erdoberfläche gelangt und große Schäden anrichten kann. Zudem waren viele der Häuser in dem dicht besiedelten Gebiet nicht sonderlich stabil gebaut.

Der Chef der nationalen Such- und Rettungsdienste, Henri Alfiandi, sagte, Rettungskräfte arbeiteten auch daran, sicherzustellen, dass in den betroffenen Gebieten keine Menschen übersehen würden, die noch evakuiert werden müssten. „Wir hoffen, dass bald alle Opfer gefunden werden können.“

Mehr als 2000 Menschen wurden verletzt, mindestens 62 000 verloren ihr Zuhause und mussten in Evakuierungszentren und anderen Notunterkünften unterkommen. Mindestens 56 000 Häuser wurden beschädigt und 171 öffentliche Einrichtungen nach offiziellen Angaben zerstört, darunter 31 Schulen. Präsident Widodo versprach Bewohnern von beschädigten Häusern bis zu 50 Millionen indonesische Rupiah zukommen zu lassen (etwa 3100 Euro).

Rettungskräfte graben sich mit einer schweren Maschine durch den Schlamm, um nach Opfern eines durch ein Erdbeben ausgelösten Erdrutsches.

Rettungskräfte graben sich mit einer schweren Maschine durch den Schlamm, um nach Opfern eines durch ein Erdbeben ausgelösten Erdrutsches.

Foto: dpa/Tatan Syuflana

Indonesien mit seinen mehr als 270 Millionen Einwohnern liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring, auf dem es wegen tektonischer Verschiebungen häufig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen kommt. Dass ein Erdbeben in Jakarta zu spüren ist, ist aber eher selten.

(zim/dpa)
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