Nach Hauseinsturz in Marseille Erstes Todesopfer aus Trümmern geborgen
Marseille · In Marseilles Innenstadt sind zwei alte Häuser eingestürzt. Ein drittes wurde aus Sicherheitsgründen zerstört. Die Suche nach Überlebenden unter den Trümmern ist laut Wohnungsminister Julien Denormandie ein „Wettlauf gegen die Zeit“. Das erste Todesopfer wurde bereits geborgen, sieben Menschen werden noch vermisst.

Mehrere Häuser in Marseille eingestürzt
Nach dem Einsturz zweier baufälliger Wohn- und Geschäftshäuser im Zentrum von Marseille ist ein erstes Todesopfer geborgen worden. Rettungskräfte hatten den Mann am Dienstagmorgen in den Trümmern gefunden. Es wird befürchtet, dass unter den Trümmern noch weitere Todesopfer gefunden werden. Mindestens zwei Menschen wurden zudem leicht verletzt. Wohnungsminister Julien Denormandie sprach vor der Presse von einem „Wettlauf gegen die Zeit“. Wie mehrere Medien berichteten, zerstörten Einsatzkräfte am Montagabend ein drittes Gebäude, das ebenfalls einzustürzen drohte. Ermittler prüfen, wie es zu dem Unglück kommen konnte.
Der Präsident der Region Provence-Alpes-Côte-d'Azur, Renaud Muselier, sagte am Abend, es würden acht Bewohner vermisst. Darüber hinaus gebe es zwei Passanten, die unmittelbar vor dem Unglück von einer Videokamera auf der Straße gefilmt wurden und betroffen sein könnten, sagte Muselier dem Nachrichtensender BFMTV.
Die beiden Häuser waren am Montagmorgen in der südfranzösischen Hafenstadt eingestürzt. Sie standen in einer kleinen Einkaufsstraße im Zentrum Marseilles. Eines der Gebäude stand nach Angaben der Behörden leer, weil es baufällig war. In dem anderen Gebäude, in dem Bauarbeiten anstanden, lebten Minister Denormandie zufolge rund zehn Menschen. Nach diesen Menschen werde jetzt gesucht.
Der Bürgermeister von Marseille, Jean-Claude Gaudin, sagte, er gehe davon aus, dass man Tote finden werde. Die Suche nach möglichen Opfern wurde die ganze Nacht über fortgesetzt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach den Betroffenen am Montagabend sein „Mitgefühl und die Solidarität der Nation“ aus. „Marseille hat gelitten und leidet immer noch“, sagte der Präsident in einer Rede in Pont-à-Mousson.
Auf Fotos und Videos des Unglücksorts waren von den Häusern nur noch Schutt und Trümmer zu sehen. In der engen Gasse lagen Geröllberge. Dutzende Rettungskräfte suchten mit Hunden nach Opfern. Der dramatische Unfall könnte auf die heftigen Regenfälle der vergangenen Tage zurückzuführen sein, hieß es von der Stadt.
Mehrere Oppositionsvertreter monierten die Wohnungspolitik der Stadt. „Es sind die Häuser der Armen, die zusammenstürzen - und das ist kein Zufall“, sagte etwa der führende Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon. Mélenchons Wahlkreis ist in Marseille, er war am Montag zum Unglücksort gereist.
Augenzeugen berichteten, dass zum Zeitpunkt des Einsturzes Menschen in einem der Gebäude waren, hieß es bei AFP. „Ich wohne nebenan. Als ich ferngesehen habe, habe ich ein lautes Geräusch gehört, aber keine Explosion. Dann war da eine Rauchwolke“, sagte ein Nachbar AFP. Der Eigentümer einer Wohnung in einem der eingestürzten Häuser erzählte demnach, dass in dieser Woche Arbeiten an dem rund 200 Jahre alten Haus geplant gewesen seien.