Nach Absturz in Manhattan New Yorker könnten Hubschrauber aus der Stadt verbannen

New York · Der Absturz eines Helikopters in New York löst neue Diskussionen aus. Der Unglückspilot war bei einer Sichweite von zwei Kilometern gestartet. Regeln zufolge ist ein Abheben aber nur bei einer Sicht von mindestens 4,8 Kilometern erlaubt.

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Hubschrauber stürzt in Manhattan in Gebäude

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Foto: AFP/JOHANNES EISELE

Nach dem tragischen Hubschrauberabsturz in New York gibt es neue Details zum möglichen Hergang. Der Pilot habe bei dichtem Nebel per Funk mitgeteilt, dass er sich verirrt habe, teilte ein mit den Ermittlungen betrauter Beamter am Dienstag mit. In dem Funkruf am Vortag habe er erklärt, er versuche zu einem Heliport zurückzukehren, von dem er zuvor gestartet sei. Doch könne er ihn nicht finden.

Von Passanten aufgenommene Videos zeigen, wie der Helikopter südlich vom Heliport in der Luft verharrt, dann umdreht und in nördlicher Richtung mit unberechenbarer Flugbahn bei tief hängenden Wolken zurückfliegt, ehe er in Manhattan auf ein Wolkenkratzerdach stürzt.

Der Pilot kam dabei ums Leben. Über die Ursache für dessen Aktionen tappen die Behörden noch im Dunkeln. Viele New Yorker fühlten sich an die Terroranschläge vom 11. September erinnert.

Den Regeln zufolge hätte der Hubschrauberpilot nur bei mindestens 4,8 Kilometer Sichtweite abheben dürfen und tagsüber nur bei wolkenfreiem Himmel. Das teilte die Flugaufsicht FAA am Dienstag mit. Zum Zeitpunkt des Unfalls betrug die Sichtweite im nahegelegenen Central Park jedoch zwei Kilometer und der Himmel war von Wolken bedeckt.

Die Verkehrsbehörde teilte mit, vor dem Unfall sei der 58-jährige Pilot mit einem Fluggast an Bord auf einem Hubschrauberlandeplatz gelandet. Der Fluggast habe gesagt, dass an dem 15-minütigen Flug nichts ungewöhnlich gewesen sei. Zwei Stunden später habe der Pilot wieder abgehoben.

Der Hubschrauberabsturz löste in der US-Metropole erneut Diskussionen über den Einsatz von Helikoptern aus. Ständig sind in Manhattan Helikopter zu sehen, die meistens Touristen fliegen oder aber reiche Geschäftsleute zu ihrem nächsten Termin oder zum Flughafen bringen.

Vielen New Yorkern ist das nicht nur zu laut, sondern nach dem Unfall am Montag auch zu gefährlich: „Es ist an der Zeit, dass die Flugaufsichtsbehörde unnötige Hubschrauber über unserer dicht bebauten Stadt aus dem Himmel verbannt. Die Risiken für New Yorker sind einfach zu hoch“, sagte die New Yorker Kongressabgeordnete Carolyn Maloney.

Bürgermeister Bill de Blasio äußerte sich vorsichtiger: „Ich denke, die Flugaufsicht sollte sich das sehr genau anschauen und sich fragen, ob die Regeln verschärft werden müssen (...)“, sagte er dem Nachrichtensender CNN. Es müsse sichergestellt werden, dass so etwas wie der Unfall am Montag nicht noch einmal passieren könne.

Tatsächlich bestehen laut dem Bürgermeister klare Richtlinien für Helikopter, die nicht ohne spezielle Erlaubnis über das Zentrum Manhattans fliegen dürfen. Die meisten Piloten heben am Rande der Insel ab und fliegen über dem East River und dem Hudson. Der Unglückspilot vom Montag allerdings steuerte mitten über die Innenstadt und stürzte nahe des Times Square ab.

Die Hintergründe blieben zunächst unklar, auch wenn de Blasio darüber spekulierte, dass der Pilot Schuld gewesen sein könnte und mögliche psychische Probleme oder Drogenmissbrauch ins Spiel brachte. Ein Ermittler sagte am Dienstag, es werde nun möglichen Funksprüchen kurz vor dem Absturz nachgegangen. Auch würde untersucht, ob bewusstseinsverändernde Substanzen im Spiel gewesen seien.

Für Tausende Urlauber in New York gehört ein Rundflug über der Millionenstadt zum Pflichtprogramm, für einige werden die wenigen Minuten über Manhattan – für die sie Hunderte Dollar zahlen – zum Höhepunkt.

Eine Reihe von Unternehmen hat zudem die Geschäftsleute im Visier, darunter auch der Fahrdienstvermittler Uber. Der Dienst „Uber Copter“ soll ab 9. Juli starten und Kunden laut „New York Times“ für bis zu 225 Dollar (knapp 200 Euro) von Manhattan an den Flughafen John F. Kennedy bringen.

Das Rattern der Rotoren aber störte die New Yorker schon lange, so dass sich etwa die Bürgerinitiative „Stop the Chop“ gebildet hat, die die Helikopter ganz verbieten lassen möchte. Die Stadt betreibt zudem eine Meldestelle für die entstehende Lärmbelästigung.

2016 versuchte New York, das mit etwa 50 Millionen Dollar Wirtschaftseinnahmen selbst an dem Geschäft profitiert, dann einen Kompromiss zu schließen: Die ursprüngliche Zahl von 60.000 Flügen pro Jahr wurde halbiert.

 Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte sind in der Nähe vom Unglücksort in New York.

Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte sind in der Nähe vom Unglücksort in New York.

Foto: dpa/Benno Schwinghammer

Dies verhinderte jedoch nicht die Unfälle. Erst im Mai war ein außer Kontrolle geratener Helikopter in den Hudson River gestürzt. Der Pilot konnte sich mit einem Sprung ins Wasser retten. Im März 2018 starben fünf Menschen bei einem ähnlichen Unglück über dem East River

(jms/dpa)
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