„O bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao“ Moscheelautsprecher in Türkei gehackt - Partisanenlied ertönt anstatt Gebetsruf

Izmir · Das Partisanenlied „Bella Ciao“ ist seit dem Netflix-Erfolg „Haus des Geldes“ ein absoluter Ohrwurm. Hacker in der Türkei haben nun Lautsprecher einer Moschee gehackt und das Lied abgespielt. Selbst Präsident Erdogan schaltete sich nun ein.

Partisanenhymne statt Gebetsruf - in der westtürkischen Stadt Izmir haben sich Unbekannte in das Lautsprechersystem von Moscheen gehackt. Am Mittwoch sei da plötzlich aus 30 Gebetshäusern etwa zehn Sekunden lang das antifaschistische Lied „Bella Ciao“ über die Stadt geschallt, bestätigte der Chef der Religionsbehörde Diyanet in Izmir, der Mufti Recep Sükrü Balkan, am Freitag. Es sei sehr traurig, dass dies im heiligen Fastenmonat Ramadan und kurz vor den hohen Eid-Feiertagen geschehen sei.

Präsident Recep Tayyip Erdogan nannte die Täter am Freitag „Feiglinge“. Gleichzeitig wurde der Vorfall zum Zankapfel zwischen Regierung und Opposition. Erdogan nutzte ihn, um Politiker der Partei CHP in Izmir anzugreifen, die den „Skandal“ erfreut in sozialen Medien geteilt hätten. Er bezog sich offenbar unter anderem auf eine ehemalige stellvertretende Provinzchefin der CHP, die am Freitag Medien zufolge wegen Volksverhetzung verhaftet wurde, weil sie ein Video auf sozialen Medien geteilt hatte.

Der Chef der CHP, Kemal Kilicdaroglu, verurteilte die Aktion der Täter, nahm aber auch Erdogan wegen „Feigheit“ aufs Korn. Es sei seine Verantwortung, die Täter zu finden, anstatt eine politische Partei niederzumachen.

Die Staatsanwaltschaft von Izmir hatte am Donnerstag verlauten lassen, sie habe wegen der „öffentlichen Herabwürdigung religiöser Werte“ eine Ermittlung begonnen. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, dass sich das auch gegen Menschen richte, die Videos von der Aktion mit positiven Kommentaren geteilt hätten. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete am Donnerstagabend ohne nähere Angaben, eine Frau sei festgenommen worden.

Die meisten Imame in den betroffenen Moscheen hätten schnell geschaltet und die Musik gestoppt, sagte Izmirs Mufti Balkan. Vorsichtshalber werde aber nun das zentrale System für die Gebetsrufe nicht mehr verwendet, bis dessen Sicherheit verbessert worden sei. Jede Moschee werde vorerst individuell zum Gebet rufen.

(mja/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort