Flüchtlingslager brannte im September Prozess gegen mutmaßliche Brandstifter von Moria ohne Öffentlichkeit

Chios · Vier mutmaßliche Brandstifter stehen im Prozess um den Brand im Flüchtlingslager Moria vor Gericht. Das Gericht hat die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Das stößt auf Kritik von Hilfsorganisationen.

 Geflüchtete rennen, während ein Feuer im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos brennt.

Geflüchtete rennen, während ein Feuer im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos brennt.

Foto: dpa/Panagiotis Balaskas

Im Prozess um den Brand im griechischen Flüchtlingslager Moria stehen seit Freitag vier der sechs mutmaßlichen Brandstifter vor Gericht. Wie ein Medienportal der Insel am Vormittag berichtete, wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Das Gericht auf der griechischen Insel Chios begründete die Maßnahme mit Sicherheitsvorkehrungen gegen Corona. Hilfsorganisationen hatten im Vorfeld kritisiert, dass es zu einem ungerechten Verfahren kommen könne, weshalb alternative griechische Medien am Freitag mutmaßten, das Gericht wolle ungebetene Berichterstattung vermeiden.

Außerhalb des Gerichtsgebäudes hätten sich Unterstützer der Beschuldigten versammelt, auch gebe es erhöhte Polizeipräsenz, berichtete das Inselportal Astraparis.gr. Ein Verbund europäischer Nicht-Regierungsorganisationen hatte zuvor kritisiert, dass die sechs Jugendlichen und Männer schon vor Prozessbeginn vorverurteilt worden seien, nicht zuletzt durch den griechischen Migrationsminister, der bei ihrer Festnahme von vollendeten Tatsachen gesprochen habe.

Bei dem Brand war im September 2020 das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos fast vollständig zerstört worden, rund 12.000 Menschen wurden über Nacht obdachlos. Die griechische Polizei ermittelte sechs Jugendliche und Männer aus Afghanistan als Tatverdächtige – sie sollen das Feuer gelegt haben, um ihre Umsiedlung aufs griechische Festland zu erzwingen. Zwei von ihnen wurden im März nach Jugendstrafrecht bereits zu fünf Jahren Haft verurteilt. Sie sind in Berufung gegangen.

Die Zahl der Migranten, die auf den griechischen Inseln in der Ost-Ägäis leben, geht aktuell immer weiter zurück. In und um die Registrierlager auf Lesbos, Samos, Chios, Kos und Leros befinden sich nach Regierungsangaben nur noch rund 9600 Menschen – davon auf Lesbos derzeit rund 6500. Im April 2020 lag die Zahl insgesamt noch bei gut 40.000 Flüchtlingen und Migranten. Grund für den Rückgang sind Maßnahmen der griechischen Regierung, vor allem Ältere, Kranke und Familien von den Inseln aufs Festland zu holen, sowie weniger Neuankünfte aus der Türkei.

(c-st/dpa)
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