Nach Schuss auf Schwarzen Mordanklage: US-Polizist weist Schuld zurück

Cincinnati · Wieder schießt ein weißer Polizist in den USA auf einen Schwarzen und trifft ihn tödlich. Vor Gericht zeigt der 25-Jährige kein Einsehen - dabei spricht auch die Polizei nach ersten Erkenntnissen von Fehlverhalten.

 Der 25-jährige Angeklagte vor Gericht.

Der 25-jährige Angeklagte vor Gericht.

Foto: ap

Nach dem tödlichen Schuss auf einen schwarzen Autofahrer hat sich der wegen Mordes angeklagte weiße Polizist im US-Staat Ohio für nicht schuldig erklärt. Der 25-Jährige erschien am Donnerstag vor einem Gericht in Cincinnati in einem gestreiften Häftlingsanzug mit den Händen in Handschellen auf dem Rücken. Richterin Megan Shanahan legte eine Kaution von einer Million Dollar (etwa 905.000 Euro) fest. Anwesende im Gerichtssaal jubelten angesichts dieser hohen Summe, doch Shanahan rief sie zur Ordnung.

Zugleich wies die Richterin den Einwand des Anwalts des Polizisten zurück, dass keine Fluchtgefahr bestehe. Der 25-Jährige war am Mittwoch von der Staatsanwaltschaft wegen Mordes angeklagt worden. Ihm wird vorgeworfen, bei einer Verkehrskontrolle am 19. Juli den 43-jährigen schwarzen Autofahrer Samuel DuBose wegen eines fehlenden Kennzeichens angehalten und nach einem kurzen Handgemenge mit einem einzigen Schuss in den Kopf getötet zu haben. DuBose hatte sich zuvor geweigert, seinen Führerschein zu zeigen und aus dem Auto auszusteigen.

Der Fall hat erneut die Debatte um Polizeigewalt gegen schwarze Bürger angeheizt. Die Familie des Getöteten rief dazu auf, Ruhe zu bewahren. Die Behörden haben ihre Ermittlungen in dem Fall noch nicht ausdrücklich auf die Hautfarbe von DuBose konzentriert. Doch Beamte der Stadt Cincinnati sagten nach der Sichtung der Aufnahmen der Körperkamera des Polizisten, die Verkehrskontrolle hätte nicht zu Schüssen führen dürfen. "Dieser Polizist lag falsch", sagte Polizeichef Jeffrey Blackwell bereits am Mittwoch. Dem Mann droht im Fall einer Verurteilung bis zu lebenslängliche Haft.

Staatsanwalt Joe Deters hatte am Mittwoch die Entscheidung einer Großen Anklagekammer mitgeteilt, den 25-Jährigen wegen Mordes anzuklagen. Der Polizist hatte sich am Nachmittag der Justizbehörde im Bezirk Hamilton County gestellt. "Er hat ihn vorsätzlich getötet", sagte Deters über den Beamten im Dienst der University of Cincinnati. "Er hätte nie Polizist werden sollen."

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Nach Behördenangaben war der Afroamerikaner DuBose dem Beamten aufgefallen, weil an seinem Wagen vorne das Kfz-Kennzeichen fehlte. Am Mittwoch wurde ein Videomitschnitt vom Vorfall publik gemacht, den eine Körperkamera des Beamten einfing. In der Aufnahme ist zu hören, wie der Polizist DuBose mehrmals um seinen Führerschein bittet, bis dieser irgendwann sagt, dass er zwar einen besitze, ihn aber nicht bei sich habe. Dann bittet der Beamte den Autofahrer, seinen Sitzgurt zu öffnen. Der Polizist zerrt am Türgriff, doch DuBose hält die Tür fest, um sie geschlossen zu halten. Plötzlich ruckelt das Videobild, ein Schuss ist zu hören. DuBose sinkt offenbar in seinen Autositz zusammen. Der Wagen rollt los und kommt an einer nahe gelegenen Ecke zum Stehen.

Der Polizist hatte zuvor angegeben, DuBose habe ihn mit seinem Auto mitgeschleift, weswegen er zum Schusswaffengebrauch gezwungen gewesen sei. Doch Staatsanwalt Deters wies diese Darstellung zurück und erklärte, der Beamte hätte DuBose gar nicht erst anhalten dürfen. Das Vorgehen des Polizisten sei "sinnlos" und "dämlich" gewesen.

(dpa)
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