Prozess in Den Haag eröffnet Mladic muss sich vor UN-Tribunal verantworten

Den Haag · Vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ist der mit Spannung erwartete Prozess gegen den serbischen General Ratko Mladic eröffnet worden. Die Staatsanwälte legten dem 70-Jährigen am Mittwoch zum Auftakt des Verfahrens Völkermord im bosnischen Bürgerkrieg in den 90er Jahren zur Last.

 Der Prozess gegen den ehemaligen serbischen General Ratko Mladic in Den haag wegen Völkermordes ist eröffnet worden.

Der Prozess gegen den ehemaligen serbischen General Ratko Mladic in Den haag wegen Völkermordes ist eröffnet worden.

Foto: dpa, Toussaint Kluiters , Pool

Mladic hat die Verlesung der Anklage regungslos verfolgt. In dunklem Anzug, hellem Hemd mit dunkler gemusterter Krawatte machte sich der 70-Jährige immer wieder Notizen, als der Ankläger Dermot Groome den Beginn der Kriegsverbrechen des früheren Militärchefs der bosnischen Serben im Bürgerkrieg schilderte.

Der bei seiner Verhaftung vor einem Jahr schwer kranke Mladic wirkte körperlich gesund und ausgeruht. Von Zeit zu Zeit verzog er abschätzig den Mund und spielte mit seiner Lesebrille, die er pausenlos auf- und absetzte. Bei Anhörungen vor dem Prozess hatte er sich nicht ausführlich zur Anklage geäußert, diese aber als "monströs und ekelhaft" bezeichnet.

Mladic selbst hatte bei den Anhörungen vor Prozessbeginn jede Schuld von sich gewiesen und behauptet, er habe für die gerechte nationale Sache seines Volkes gekämpft.

Um das Riesenverfahren zu beschleunigen, hat sich die Anklage auf besonders schwere Kriegsverbrechen konzentriert. Darunter sind die jahrelange Belagerung von Sarajevo mit mehr als 11.500 Toten und die Ermordung von bis zu 8000 muslimischen Jungen und Männern im ostbosnischen Srebrenica. Unter "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" fallen danach "Verfolgungen auf politischer rassischer und religiöser Basis, Ausrottungen, Morde und Verschleppungen".

Der vor fast genau einem Jahr nach über zehn Jahren Flucht in Serbien verhaftete Mladic galt als eine der drei zentralen Figuren auf serbischer Seite in den Kriegen in Bosnien und im benachbarten Kroatien. Sein politischer Vorgesetzter, Radovan Karadzic, muss sich bereits seit vier Jahren vor dem UN-Tribunal verantworten. Ohne Urteil endete 2006 der Prozess gegen den serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic. Er starb 2006 in der Tribunalszelle an einem Herzinfarkt.

(dpa)
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