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In zwanzig Ländern Missbrauchsfälle und Gewalt in SOS-Kinderdörfern gemeldet

Wien · Kinder und Jugendliche in Afrika und Asien, die von SOS-Kinderdorf betreut wurden, sind der Organisation zufolge Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch geworden. Eine unabhängige Kommission soll jetzt untersuchen, wie es zu den Vorfällen gekommen ist.

 Symbolbild.

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Foto: dpa/Patrick Pleul

In Einrichtungen und Projekten der Hilfsorganisation SOS-Kinderdorf in Afrika und Asien sind Kinder und Jugendliche Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch geworden. SOS-Kinderdorf machte die Kinderschutzverletzungen in 20 Ländern am Donnerstag in Österreich publik und setzte eine unabhängige Kommission ein, die die Vorfälle aufarbeiten soll. Die Organisation geht nach eigenen Angaben auch Hinweisen auf Misswirtschaft und Veruntreuung von Geldern nach.

SOS-Kinderdorf-Geschäftsführerin Elisabeth Hauser sprach von "schwerem Fehlverhalten von Mitarbeitern und schwerwiegenden Vorwürfen". Den betroffenen Kindern sei "Gewalt angetan" worden, es sei "zu Misshandlungen bis hin zu sexuellem Missbrauch" gekommen.

Hauser sicherte eine "schonungslose und transparente Aufarbeitung" der Vorfälle zu. Sie machte aber keine Angaben dazu, welche Länder und wie viele Kinder genau betroffen sind. Das müsse erst alles im Detail geprüft werden, sagte sie mit Blick auf die laufende Untersuchung.

Die Vorfälle reichen den Angaben zufolge bis in die 90er Jahre zurück. Bekannt wurden sie durch eine externe Überprüfung im November 2020. Mit einer ersten Untersuchung hatte die Organisation nach eigenen Angaben bereits vor drei Jahren begonnen.

"Es gibt auch Vorwürfe, dass Führungskräften von SOS-Kinderdorf International ein Teil der Vorfälle bekannt war und die Aufarbeitung und Verfolgung unterdrückt wurde", sagte Hauser. Bei SOS-Kinderdorf International habe es eklatante "Schwächen in der Organisation gegeben".

Die von einer Politikerin geleitete Untersuchungskommission soll nun klären, in welchen Fällen personelle Konsequenzen gezogen oder strafrechtliche Ermittlungen angestoßen werden müssen. Außerdem soll die Kommission Empfehlungen für strukturelle Veränderungen erarbeiten. Ergebnisse sollen in der zweiten Jahreshälfte 2022 vorliegen. Für die Opfer wurde den Angaben ein Entschädigungsfonds "in Millionenhöhe" eingerichtet.

SOS-Kinderdorf wurde in Österreich gegründet und ist weltweit unter dem Dach von SOS-Kinderdorf International organisiert. Das erste Kinderdorf wurde 1949 im österreichischen Imst errichtet, 40 Kinder wurden damals betreut. Inzwischen ist SOS-Kinderdorf nach eigenen Angaben in 137 Ländern tätig, mehr als 1,2 Millionen Kinder und Jugendliche werden von mehr als 40.000 Mitarbeitern in über 550 Einrichtungen betreut.

(lha/dpa/afp)
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