Schwerer Unfall in Hongkong Mindestens 37 Tote bei Schiffsunglück

Hongkong · Ein Schiffsunglück in Hongkong hat mindestens 37 Menschen das Leben gekostet. Wie die Behörden mitteilten, wurde ein Ausflugsboot von einer Fähre gerammt. Es ist das schwerste Schiffsunglück in der Region seit mehr als 40 Jahren.

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Foto: dapd

Bei einem schweren Schiffsunglück in Hongkong sind mindestens 37 Menschen ums Leben gekommen und mehr als hundert weitere verletzt worden. Eine Fähre und ein Schiff mit mehr als 120 Menschen an Bord, die ein Feuerwerk zum chinesischen Nationalfeiertag sehen wollten, waren am Montagabend (Ortszeit) kollidiert. Die Behörden nahmen am Dienstag sechs Besatzungsmitglieder der beiden Schiffe fest.

Die Fähre, die Hongkong mit der drei Kilometer entfernten Insel Lamma verbindet, war am Montagabend mit der "Lamma IV" zusammengeprallt. Auf dem Schiff, das dem Energieunternehmen Hong Kong Electric gehört, waren Angestellte des Konzerns und ihre Angehörigen unterwegs, um vom Wasser aus ein spektakuläres Feuerwerk anlässlich des chinesischen Nationalfeiertags zu sehen. Nach dem Zusammenprall sank das Schiff binnen weniger Minuten, die Fähre kam sicher am Hafen von Lamma an.

Ein Vertreter des Stromversorgers Hongkong Electric erklärte, dass sein Unternehmen das Schiff für das Feuerwerk zum chinesischen Nationalfeiertag gemietet habe. "Der 1. Oktober ist ein sehr fröhlicher Feiertag, doch nun wurde er zur Tragödie", sagte er vor Journalisten.

Auch Kinder unter den Opfern

Die Hongkonger Regierung teilte mit, 28 Menschen seien noch am Unfallort gestorben, acht weitere seien im Krankenhaus für tot erklärt worden. Bei einer Pressekonferenz am Dienstag sagte Regierungschef Leung Chun Ying, dass es ein weiteres Todesopfer gegeben habe. Laut dem Fernsehsender RTHK sind auch Kinder unter den Todesopfern. Es war das schwerste Schiffsunglück in Hongkong seit 1971, als beim Untergang einer Fähre während eines Taifuns 88 Menschen ums Leben gekommen waren.

"Wir hatten keine Zeit, unsere Rettungswesten anzuziehen oder festzumachen", berichtete eine Überlebende nach dem Unfall vom Montag. "Wir haben versucht, uns an irgendetwas festzuhalten, aber es ging nicht und wir sind abgerutscht." Ein weiterer Überlebender schilderte der Zeitung "South China Morning Post", unmittelbar nach dem Zusammenstoß mit der Fähre habe er sich im Wasser wiedergefunden. "Ich bin schnell geschwommen, um eine Rettungsboje zu erreichen. Ich weiß nicht, wo meine Kinder sind."

Auf der Fähre brach Panik aus

Auch auf der Fähre brach Panik aus. "Die Leute vorne haben angefangen zu schreien und gesagt, dass Wasser eindringt und das Schiff Schlagseite bekommt", sagte die 43-jährige Clare Kirkman, die auf Lamma lebt, der Nachrichtenagentur AFP. "Es war die totale Panik. Niemand erklärte uns irgendetwas." Die Besatzung habe nur unnütz herumgestanden.

Wegen Gefährdung des Lebens anderer wurden je drei Besatzungsmitglieder der beiden Schiffe festgenommen, wie Hongkongs Sicherheitsminister Lai Tung Kwok bei der Pressekonferenz sagte. Polizeichef Tsang Wai Hung schloss weitere Festnahmen nicht aus. Regierungschef Leung besuchte Überlebende im Krankenhaus und kündigte eine Untersuchung des Unfalls an. Zugleich hob er hervor, dass es sich bei dem Unfall um einen Einzelfall gehandelt habe. "Hongkongs Gewässer sind sicher", sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Der Hongkonger Victoria-Hafen gehört zu den wichtigsten Handelshäfen der Welt. 2010 wurde hier die Ankunft und das Auslaufen von mehr als 425.000 Schiffen registriert. Unfälle in dem betriebsamen Hafen sind selten.

(AFP)
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