Nigerianer kündigt weitere Anschläge an Millionärssohn wird zum Gotteskrieger

Düsseldorf (RPO). Vier Tage nach dem gescheiterten Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug werden immer mehr Details zu Umar Faruk Abdulmutallab bekannt. Der Millionärssohn lebte zeitweise in einer noblen Londoner Wohnung, bevor er sich unter bisher ungeklärten Umständen Al Qaida anschloss. Eines scheint jedenfalls klar: Der Nigerianer ist nicht der einzige Attentäter, den das Terrornetzwerk für seine Mission vorbereitete.

Der Attentäter von Detroit
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Einst hatte er alles: Geld, Studium, eine rosige Perspektive für sein zukünftiges Leben. Das alles hat Umar Faruk Abdulmutallab weggeworfen. Der 23-Jährige wollte sich und fast 300 weitere Menschen auf Flug 253 von Delta Airlines am ersten Weihnachtstag in den Tod stürzen. Das Attentat wurde verhindert. Nun muss der junge Mann, der derzeit im US-Bundesstaat Michigan im Gefängnis sitzt, am 08. Januar vor Gericht erscheinen.

Gebannt ist die Gefahr dennoch nicht. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, hat der 23-Jährige gegenüber den Ermittlern eine finstere Drohung ausgesprochen: Er sei nur einer von vielen Attentätern, die von der Al Qaida-Filiale auf der Arabischen Halbinsel auf Anschläge gegen Ziele in den USA vorbereitet würden, sagte der Nigerianer.

Seine Radikalisierung dürfte schon im Schulalter stattgefunden haben. Als Teenager, so berichten Medien, habe er Reden über die Taliban gehalten. Später, auf einer internationalen Schule in Togo, versuchte er seine Mitschüler für sein fundamentalistisches Gedankengut zu begeistern. Das brachte ihm die Spitznamen "Iman" und "Papst" ein.

Der nächste Schritt auf der Karriereleiter führte das jüngste von 16 Kindern nach London. Sein Vater, der angesehene nigerianische Banker und Ex-Minister Umaru Mutallab, besitzt dort eine zwei Millionen Pfund teure Wohnung im Edel-Stadtteil Bloomsbury. 2005 nimmt Abdulmutallab an der Universität London ein Ingenieursstudium auf. Bis Juni 2008 war er an der Hochschule eingeschrieben, wurde von Familie und Freunden als "begabt" und "brillant" bezeichnet.

In dieser Zeit muss der Student Kontakt zu radikalen Muslimen gehabt haben. In London, einer Hochburg des Islamismus in Europa, ist es durchaus vorstellbar, dass Abdulmutallab Anschluss in einschlägigen Kreisen fand. Die britischen Behörden fahnden inzwischen nach möglichen Komplizen, die einen Kontakt in den Jemen vermittelt haben.

Nach dem guten Universitätsabschluss will Abdulmutallab wieder nach Großbritannien. Doch er gibt bei den Behörden ein College an, dass gar nicht existiert. Daraufhin verweigern ihm die Behörden die Einreise. Er darf Großbritannien fortan nur noch als Transitland nutzen.

Im Juli äußerte er den Wunsch, im Jemen einen Arabisch-Sprachkursus zu absolvieren. Ein Freund der Familie berichtete, Abdulmutallab sei zwei Mal dorthin gereist, angeblich um dort Arabisch- und Islam-Unterrricht zu besuchen. "Wir haben angefangen, uns Sorgen zu machen, als Faruk im August anrief und sagte, er wolle sein Studium nicht fortsetzen, sondern im Jemen bleiben", sagte sein Cousin. Wenige Tage später habe er per SMS mitgeteilt, er wolle zu seiner Familie keinen Kontakt mehr. Seine Angehörigen leben in Kaduna, dem muslimischen Norden Nigerias.

Nach Angabe der jeminitischen Regierung hielt er sich seit August in dem Land auf und ist erst vor wenigen Tagen abgereist. Von dort aus muss es in die ghanaische Hauptstadt Accra gegangen sein. Dort kaufte er das One-Way-Ticket für den Flug in die USA. Die 2831 Dollar für das Ticket bezahlte er in bar. Als nächste Station ist die nigerianische Metropole Lagos bekannt. Von dort aus machte er sich via Amsterdam auf den Weg nach Detroit.

Für die US-Behörden war er schon rund einen Monat vor Reiseantritt kein Unbekannter mehr. Nach Angaben des US-Außenministeriums hatten die Antiterror-Behörden am 20. November Information über Umar Farouk Abdulmutallab erhalten - einen Tag, nachdem der Vater des Nigerianers die US-Behörden über die extremen religiösen Ansichten seines Sohnes gewarnt hatte. Die Informationen seien aber nicht ausreichend gewesen, dem 23-Jährigen das Visum wieder zu entziehen, sagte Ministeriumssprecher Ian Kelly.

Die Behörden erhielten tausende Informationen über angebliche Verdächtige, und die seien nicht immer zutreffend. Abdulmutallab erhielt Kelly zufolge 2008 ein zwei Jahre gültiges Visum. Er habe Geld vorweisen können, eine angesehene Schule besucht und die USA bereits zuvor besucht.

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