Vorwürfe gegen Personal 38 Tote nach Brand in mexikanischem Migrantenhaftlager – Video zeigt untätige Wärter
Update | Mexiko-Stadt · In einem Haftlager für Migranten im Norden Mexikos kommt es zu einer Tragödie, Dutzende sterben. Bilder der Überwachungskamera bringen die Behörden nun in Bedrängnis.
Nach dem Brand in einem Migrantenhaftlager mit Dutzenden Toten in Mexiko bringen Aufnahmen von Überwachungskameras die Behörden in Erklärungsnot. Die am Dienstag veröffentlichten Bilder zeigen, wie Wärter während der Katastrophe schnell die Flucht ergreifen, anstatt die Männer aus der brennenden Zelle zu lassen. Die mexikanischen Behörden korrigierten die Zahl der Toten unterdessen nach unten: 38 Menschen seien bei dem Feuer in der Einrichtung in Ciudad Juárez umgekommen.
Zunächst war von 40 die Rede, doch hieß es nun, einige Opfer seien inmitten des Aufruhrs offenbar doppelt gezählt worden. Nach Angaben des nationalen Einwanderungsinstituts gab es 28 Verletzte. Sie seien in ernstem Zustand.
Das Feuer brach am Montagabend (Ortszeit) in einem Schlafsaal des Internierungszentrums aus. Zu diesem Zeitpunkt waren den Behörden zufolge 68 Männer aus Zentral- und Südamerika dort interniert. Fast alle stammten aus Guatemala, Honduras, Venezuela und El Salvador, teilte das Institut mit.
Präsident Andrés Manuel López Obrador sagte, die Migranten hätten aus Protest Matratzen angezündet, nachdem sie gehört hätten, dass sie deportiert werden sollten. „Sie haben sich nicht vorstellen können, dass dies zu diesem schrecklichen Unglück führt“. Stunden später wurden vor der Einrichtung die Leichen auf silberschimmernden Laken aufgereiht, gegenüber liegt das Rathaus von Ciudad Juárez. Zu sehen waren auch Krankenwagen, Feuerwehrleute und Transporter des Leichenschauhauses.
Die Aufnahmen der Überwachungskamera zeigen zwei Personen in Wachpersonal-Kluft, auf der anderen Seite ist mindestens ein Migrant hinter Metallstäben zu sehen. Doch die Wachleute scheinen keinen Versuch zu unternehmen, die Zelltüren zu öffnen. Stattdessen rennen sie weg, während Rauch binnen Sekunden den Raum füllt. Mexikos Innenminister Adán Augusto López bestätigte dem Lokalreporter Joaquín López Doriga in einem Interview die Echtheit der Bilder.
Berichten zufolge hatte es in den vergangenen Wochen Spannungen zwischen Migranten und Behörden in Ciudad Juárez gegeben. Im März versuchten Hunderte zumeist venezolanische Migranten aufgrund falscher Gerüchte, die USA würden ihnen die Einreise gestatten, sich gewaltsam über eine der internationalen Brücken nach El Paso in Texas durchzuschlagen. Die US-Behörden blockierten ihre Versuche.
Mehr als 30 Einrichtungen für Migranten und Interessenvertretungen kritisierten in einem offenen Brief, Migranten und Asylantragsteller in Ciudad Juárez würden kriminalisiert und misshandelt. Die Polizei kontrolliere sie ohne Grund und wende übermäßig Gewalt gegen sie an.

Die verbreitete Inhaftierung von Einwanderern führe zu Tragödien wie dieser, twitterte Felipe González Morales, UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte von Migranten. Nach dem Völkerrecht müsse die Inhaftierung von Einwanderern eine Ausnahme bleiben und dürfe nicht Gewohnheit werden, schrieb er.