Am Jahrestag der Eheschließung Hitlers Juden empört über Hochzeit in Nazi-Uniform

Mexiko-Stadt · Es klingt wie ein geschmackloser und zynischer Scherz: Und doch hat ein Paar offiziell und völlig ernstgemeint im mexikanischen Tlaxcala im Nazi-Stil geheiratet. Die jüdische Gemeinde in Mexiko ist entsetzt und hat die Aktion scharf verurteilt.

 Das Paar nach der kirchlichen Trauung.

Das Paar nach der kirchlichen Trauung.

Foto: dpa/Fototeca Milenio Jorge Carballo

Ein Paar in Mexiko hat nach einem Medienbericht mit Nazi-Uniformen und -Symbolen geheiratet. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum verurteilte dies am Dienstag. „Wir hoffen, dass die mexikanischen Behörden die entsprechenden Maßnahmen ergreifen werden“, hieß es von der Organisation, die sich mit der Aufarbeitung des Holocausts beschäftigt. Die Zeitung „Milenio“ hatte über die kirchliche Trauung des vom Nationalsozialismus begeisterten Beamten Fernando und seiner Frau Josefina am 29. April in der zentralmexikanischen Stadt Tlaxcala berichtet. Das Datum hatte sich demnach das Paar ausgesucht, weil es sich um den 77. Hochzeitstag von Adolf Hitler und Eva Braun handelte.

Die Braut trug dabei ein weißes Kleid, wie auf Fotos der Zeitung zu sehen war. Der Bräutigam war jedoch in einer Uniform der Waffen-SS gekleidet. Mehrere andere Anwesende trugen ähnliche Uniformen, es waren auch Hakenkreuze zu sehen - unter anderem auf einem VW Käfer, in dem das Paar für Fotos posierte, sowie auf einem Bild der Hochzeitstorte von der amtlichen Trauung sechs Jahre zuvor.

Der Bräutigam gehört „Milenio“ zufolge einem Club von Hitler-Sympathisanten an. „Ich weiß, dass Hitler für viele Leute ein Völkermörder ist, ein Symbol für Rassismus und Gewalt“, zitierte ihn die Zeitung. Diese seien jedoch schlecht informiert. In Wirklichkeit habe das deutsche Volk den „Führer“ geliebt, da er das Land aus der extremen Armut geführt und ihm die im Ersten Weltkrieg verlorenen Gebiete zurückgegeben habe. Außerdem sei Hitler Vegetarier gewesen.

Der Direktor des Wiesenthal-Zentrums für Lateinamerika, Ariel Gelblung, sagte in einer Mitteilung: „Unsere Institution verurteilt aufs Schärfste die Verzerrung und Verharmlosung des Gedenkens an die sechs Millionen jüdischen Brüder und Schwestern, die im Holocaust ermordet wurden, und die Verachtung seitens derjenigen, die die Geschichte leugnen oder verfälschen, sowie all derjenigen, die sich an dieser verachtenswerten Respektlosigkeit beteiligt haben.“

(felt/kna)
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