Gewalt in Mexiko Ermittler finden Leichen und abgeschlagene Köpfe

Chilpancingo/Mexiko-Stadt · Im Süden von Mexiko haben Ermittler einen grausigen Fund gemacht. Im Bundesstaat Guerrero entdeckten sie zehn Leichen und elf abgeschlagene Köpfe, wie lokale Medien berichteten. In der Unruheprovinz Michoacán soll es derweil zu willkürlichen Hinrichtungen gekommen sein.

Nach Studenten-Mord-Geständnis - Gewalt und Proteste in Mexiko-Stadt
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Foto: dpa, jn mag uw

Die Toten in Guerrero hätten Folterspuren aufgewiesen und seien gefesselt gewesen, hieß es unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. In dem Ort kämpfen die kriminellen Gruppen "Los Rojos" und "Los Ardillos" um Einfluss, die aus dem Drogenkartell Beltrán Leyva hervorgegangen waren.

Zuletzt kam es in der Region immer wieder zu Schießereien. Im vergangenen November entdeckte die Polizei elf enthauptete Leichen mit einer an "Los Ardillos" gerichteten Botschaft. Guerrero war zuletzt in den internationalen Fokus gerückt, nachdem örtliche Polizisten und Bandenmitglieder vermutlich 43 Studenten verschleppt und getötet hatten.

Zeuge erhebt Vorwürfe

Auch in der Unruheprovinz Michoacán kam es zu Gewaltausschreitungen. Nach heftigen Schießereien zwischen staatlichen Sicherheitskräften und mutmaßlichen Anhängern lokaler Bürgerwehren in Mexiko hat ein Zeuge schwere Vorwürfe gegen Soldaten und Polizisten erhoben. Sie hätten nach den Gefechten Menschen aus nächster Nähe erschossen, nachdem diese sich bereits ergeben hatten, sagte er in einem Bericht der Zeitung "Reforma".

Nach offiziellen Angaben waren am Dienstag beim Kampf um das seit zwei Wochen besetzte Rathaus der Stadt Apatzingán neun Menschen getötet worden. Eine Person wurde offenbar überfahren, als Soldaten das Gebäude stürmten. Acht weitere Menschen kamen ums Leben, als Bewaffnete das bereits wieder abrückende Militär angriffen.

"Was ich gesehen habe, waren keine Gefechte, weil die Zivilisten unbewaffnet waren", sagte der Augenzeuge. Mindestens drei Menschen seien erschossen worden, als sie sich bereits mit erhobenen Händen gestellt hatten. Auf Fotos war zudem zu sehen, dass mehrere Leichen nebeneinander aufgereiht lagen.

Der Fall erinnert an das mutmaßliche Militärmassaker von Tlatlaya im vergangenen Jahr. Damals hatten Soldaten im Bundesstaat México 22 mutmaßliche Bandenmitglieder erschossen. Nach eigenen Angaben waren sie angegriffen worden und hatten das Feuer erwidert. Zeugen sagten allerdings, die meisten Opfer hätten sich ergeben und seien nach einem Verhör aus nächster Nähe erschossen worden.

In Michoacán war zuletzt die Gewalt wieder aufgeflammt. Rivalisierende Fraktionen der einstigen Bürgerwehren liefern sich dort blutige Auseinandersetzungen. So kamen Mitte Dezember bei einer Schießerei zwischen verfeindeten Gruppen elf Menschen ums Leben, darunter der Sohn des Bürgerwehr-Gründers Hipólito Mora. Er und sein Rivale Luis Antonio Torres alias "El Americano" sitzen mittlerweile in Haft.

Die Selbstverteidigungsgruppen hatten sich im Kampf gegen das organisierte Verbrechen in Mexiko gegründet und waren im vergangenen Jahr in einer neu geschaffenen Polizeieinheit aufgegangen. Nach Einschätzung von Experten verfolgen einige Fraktionen allerdings noch immer ihre eigenen Interessen.

(sno)
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