Die Königsfamilie - Stütze und Betroffene zugleich Mette-Marits Stiefbruder war eines der ersten Opfern

Oslo · Ganz Norwegen trauert - und das Königshaus mit. Nach dem Anschlag von Oslo und dem Massaker auf der Insel Utoya zeigten sich die Mitglieder des Palastes tief bewegt. So auch Kronprinzessin Mette-Marit, die nun erfahren musste, dass ihr Stiefbruder ebenfalls erschossen wurde. Ein schwerer Schlag in einer Zeit, in der das Königshaus eine der wichtigsten Stützen des Volkes ist.

Trauerfeier im Osloer Dom
20 Bilder

Trauerfeier im Osloer Dom

20 Bilder

Trond Berntsen ist der Sohn von Mette-Marits Stiefvater, der im Jahr 2008 verstarb. Ein Polizist, der als privater Wachmann auf der Insel gearbeitet hatte. Wie die norwegische Zeitung "Dagbladet" berichtete, starb der 51-Jährige beim Versuch, seinen zehnjährigen Sohn vor dem Mörder zu schützen.

Berntsen habe versucht, den Angreifer festzunehmen, nachdem er vorher seinen Sohn in Sicherheit gebracht hatte, berichtete die Tageszeitung "Verdens Gang" unter Berufung auf Augenzeugen. Berntsen war eines der ersten Opfer. Ein Pressesprecher des Palastes sagte, Mette-Marit sei in Gedanken bei der Familie ihres Stiefbruders.

Doch die Kronprinzessin ist nicht nur eine trauernde Angehörige, sie ist ein kraftvolles Symbol für das ganze Volk. Als die königliche Familie in der Osloer Kathedrale Kerzen anzündet, tut sie das stellvertretend für alle Norweger. Die Kronprinzessin wirkte tief bewegt, Tränen standen ihr in den Augen. Auch ihre Kinder waren mit dabei. Eine kleine Geste nur, die sich aber bei vielen Norwegern einbrennen wird.

Sie zeigt dem Volk, dass die Königsfamilie in Gedanken bei all jenen Opfern und Angehörigen ist, die von Anders Behring Breivik getötet worden. In der Trauer sind alle geeint, und die Königsfamilie gibt den Gefühlen ein Gesicht.

Gerade Thronfolger Haakon und seine Frau Mette-Marit sind bei den Norwegern sehr beliebt - auch wenn die Kronprinzessin am Anfang noch recht skeptisch betrachtet wurde angesichts ihres Vorlebens. Eine Bürgerliche mit einem unehelichen Kind, die zudem ein ausschweifendes Partyleben hinter sich hatte, wie sie selbst vor der Hochzeit eingestand.

Angehörige getroffen

Längst ist die Skepsis des Volkes gewichen. Denn gerade die skandinavischen Königshäuser geben sich sehr volksnah, zeigen sich gern mit ihren Familien, gehen auf Staatsbesuch und lassen die Öffentlichkeit an ihrem Leben teilhaben. Aber auch in der Stunde der Trauer sind sie bei und mit ihren Bürgern. So etwa Königin Beatrix aus den Niederlanden im Jahr 2009, als ein Unbekannter mit seinem Auto in die Zuschauermenge der königlichen Parade fuhr.

Auch jetzt trauert das norwegische Königshaus, das lediglich repräsentative Aufgaben hat, öffentlich. König Harald und seine Frau Sonja - ebenfalls eine Bürgerliche - trafen sich mit Angehörigen der Opfer, schüttelten ihnen die Hände, legten Blumen nieder. Mit dabei waren auch Haakon und Mette-Marit. König Harald sprach von einer unfassbaren Tragödie und erklärte, es sei wichtig, dass sich die Norweger nun zusammenstünden und einander stützten.

Mit den Kindern Kerzen angezündet

Diese Anteilnahme aus dem norwegischen Königshaus sind für die Bürger eine moralische Stütze von unerlässlichem Wert. Genauso wie die aufmunternden Worte, mit denen etwa die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" den König zitiert. Er glaube fest daran, dass Freiheit stärker sei als Angst und dass es weiterhin möglich sei, frei und sicher in Norwegen zu leben.

Und auch für Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg dürfte die Anteilnahme aus dem Königshaus eine enorme Stütze sein. Denn so kann er sein Hauptaugenmerk darauf richten, was nun dringendlich zu tun ist - Aufklärung über die Tat betreiben und die politischen Konsequenzen daraus ziehen. Denn dass ein solches Blutbad nie wieder geschehen soll, darin sind sich alle einig.

(RPO)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort