Bislang schwerster Ausbruch des Vulkans Merapi reißt erneut viele Menschen in den Tod

Randusari (RPO). Nach den Eruptionen des Vulkans Merapi in Indonesien ist die Zahl der Toten bis zum Samstag auf 138 gestiegen. Ein Krankenhausmitarbeiter in Sardjito sagte, 20 Patienten seien den Verletzungen erlegen, die sie am Freitag in einer sengenden Wolke aus Feuer und Gas erlitten hatten.

Erneut schwerer Ausbruch des Merapi
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In die kleine Klinik am Fuß des Merapis waren zahlreiche Opfer eingeliefert worden, einige davon mit Verbrennungen an 95 Prozent ihres Körpers. Die Eruption vom Freitag war die stärkste seit einem Jahrhundert. Bei weiteren Ausbrüchen des Vulkans in den vergangenen zwei Wochen kamen 44 Menschen um.

Mehrere Fluggesellschaften sagte unterdessen wegen des Vulkanausbruchs Flüge in die indonesische Hauptstadt Jakarta ab, darunter Lufthansa, Singapore Airlines und Malaysia Airlines. Auch am Samstag stiegen aus dem Merapi weiterhin riesige Aschewolken auf. Die Asche könnte eine Gefahr für die Triebwerke der Jets darstellen. Jakarta liegt 280 Kilometer westlich des Vulkans.

Soldaten, die sich an den Rettungsarbeiten in dem am schwersten betroffenen Dorf Bronggang beteiligten, zogen die Leichen aus Häusern oder sammelten sie von Straßen auf. Aufgrund der sengenden Hitze der Gaswolke, die Temperaturen von 750 Grad erreichte, waren Kleider, Decken und sogar Matratzen in die Haut der Verletzten eingebrannt.

Auf den Straßen von Bronggang, das etwa 15 Kilometer vom Krater des Vulkans entfernt liegt, bildete sich eine bis zu 30 Zentimeter dicke Ascheschicht. Die Landschaft war mit zerdrückten Hausdächern, den verbrannten Überresten von Tieren und zerbrochenen Stühlen übersät.

"Die Hitze umgab uns und überall war weißer Rauch zu sehen", sagte der 47-jährige Niti Raharjo, der mit seinem 19-jährigen Sohn vor der Gaswolke floh und dabei von seinem Motorrad gerissen wurde. "Ich sah Menschen rennen, im Dunkeln schreien, Frauen so verängstigt, dass sie ohnmächtig wurden."

Gefahrenzone auf 20 Kilometer ausgeweitet

Mehr als 150 Verletzte, die meisten davon mit Verbrennungen und einige mit Atemproblemen, Knochenbrüchen und Schnittverletzungen, warteten darauf, in Krankenhäusern behandelt zu werden. In der Leichenhalle in einer kleinen Klinik im Ort Sardjito stapelten sich die Leichen. "Wir sind hier total überfordert!", sagte ein Sprecher des Krankenhauses.

Unklar war, warum die Ortschaft Bronggang, in der etwa 80 Familien leben, nicht schon früher geräumt wurde. Am Freitag flüchteten die Menschen auf Motorrädern und den Ladeflächen von Lkws. Viele Frauen und Kinder weinten. Sogar in Städten in 120 Kilometer Entfernung ging Asche nieder. Die Gefahrenzone wurde nach Behördenangaben auf 20 Kilometer ausgeweitet.

"Wir wissen nicht, was wir noch zu erwarten haben"

Die Gaswolken aus dem Vulkan Merapi können sich mit Geschwindigkeiten von 100 Kilometern pro Stunde vorwärtsfressen. Wissenschaftler waren nach dem ersten Ausbruch am 26. Oktober davon ausgegangen, dass der Druck im Innern des Kraters nachlassen würde. Stattdessen wurden die Eruptionen immer stärker. Er habe so etwas noch nie gesehen, sagte der Vulkanologe Surono, der den Merapi seit mehr als 15 Jahren beobachtet. "Wir wissen nicht, was wir noch zu erwarten haben."

Bislang wurden mehr als 100.000 Menschen, die an den fruchtbaren Hängen des Merapis leben, in Sicherheit gebracht. Viele kehren immer wieder zu ihren Dörfern zurück, um nach ihrem Vieh zu sehen. 1994 kamen bei einem Ausbruch des Vulkans 60 Menschen ums Leben, 1930 verbrannten mehr als ein Dutzend Dörfer und bis zu 1.300 Menschen wurden getötet.

(AFP/csr)
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