Nach Entführung Menschenrechtsaktivistin wurde ermordet

Moskau (RPO). Die russische Menschenrechtsaktivistin Natalja Estemirowa ist am Mittwoch im Nordkaukasus verschleppt und ermordet worden. Nach russischen Medienberichten wurde die 50-Jährige in Tschetschenien entführt und wenige Stunden später erschossen in der Nachbarrepublik Inguschetien aufgefunden. Russlands Präsident Dmitri Medwedew reagierte empört auf die Ermordung. Die Europäische Union sprach von einer "brutalen Tat".

 Natalja Estemirowa kämpfte für die Menschenrechte.

Natalja Estemirowa kämpfte für die Menschenrechte.

Foto: AP, AP

Wie die russische Staatsanwaltschaft mitteilte, wurde Estemirowas Leiche an einer Autobahn an der Grenze Inguschetiens zu Tschetschenien gefunden. Demnach wurde die Menschenrechtsaktivisten mit Schüssen in Kopf und Brust getötet. Die renommierten russischen Nichtregierungsorganisation Memorial, für die die 50-Jährige arbeitete, erklärte, Estemirowa sei am Morgen nahe ihrer Wohnung in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny in ein Auto gezerrt worden. Zeugen berichteten, sie habe sich schreiend gegen die Entführung gewehrt, sagte Memorial.

Die Menschenrechtsaktivistin zählte zu den führenden Mitarbeitern der Nichtregierungsorganisation im Kaukasus. Dort deckt Memorial immer wieder Menschenrechtsverletzungen auf. "Mehr als einmal" hätten die moskautreuen tschetschenischen Behörden ihren Unmut über die Arbeit Estemirowas geäußert, teilte die Organisation mit. Ein Kollege sagte, dass Estemirowa kürzlich den Zorn der Behörden auf sich gezogen habe: Sie hatte Sicherheitskräften vorgeworfen, einen mutmaßlichen Rebellen Anfang Juli vorsätzlich getötet zu haben. Für ihre Arbeit wurde sie 2007 mit dem Anna-Politkowskaja-Preis bedacht. Mit der 2006 ermordeten Journalistin war sie selbst befreundet.

Moskau und Brüssel verurteilen die Tat

Präsident Medwedew habe mit Empörung auf die Tat reagiert, sagte Kreml-Sprecherin Natalja Timakowa laut russischen Nachrichtenagenturen. Er habe unverzüglich eine Untersuchung eingeleitet.

"Wie viele getötete Natalja Estemirowas und Anna Politkowskajas sind noch nötig, bevor die russischen Behörden endlich diejenigen beschützen, die für Menschenrechte kämpfen", sagte der Generalsekretär des Europarats, Terry Davis. Auch die schwedische EU-Ratspräsidentschaft verurteilte die Tat. Die Human-Rights-Watch-Mitarbeiterin Tatjana Lokschina sprach von einer "schrecklichen Tragödie." Die Lage in Tschetschenien sei "außer Kontrolle".

Die mehrheitlich von Muslimen bewohnten Kaukasusrepubliken im Südwesten Russlands sind immer wieder Schauplatz von Anschlägen und Entführungen. Ein Großteil der Gewalttaten wird mit dem Tschetschenien-Konflikt in Verbindung gebracht. Dort kämpfen Rebellen seit Jahren für die Unabhängigkeit von Moskau. Die russische Regierung erklärte im April seinen Anti-Terror-Einsatz in Tschetschenien für beendet, der mit dem zweiten Tschetschenien-Krieg im Jahr 1999 begonnen hatte.

(AFP)
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