Tote Menschen in Kühllaster Mehrere Vietnamesen waren zuvor in Berlin

Berlin · Im Oktober wurden 39 Vietnamesen tot in einem Kühllaster in Großbritannien gefunden. Reporter haben nun den Weg dieser Menschen aus ihrer Heimat nach Europa nachverfolgt. Einige von ihnen hielten sich zeitweise in Berlin auf.

 Polizisten und Mitarbeiter der Spurensicherung arbeiten an dem LKW, in dem 39 Leichen gefunden wurden (Archivbild).

Polizisten und Mitarbeiter der Spurensicherung arbeiten an dem LKW, in dem 39 Leichen gefunden wurden (Archivbild).

Foto: dpa/Stefan Rousseau

So sei beispielsweise die 19-jährige Thi N. knapp vier Wochen vor ihrem Tod in der deutschen Hauptstadt gewesen, berichtete der Sender rbb am Freitag unter Berufung auf gemeinsame Recherchen mit der niederländischen Investigativ-Redaktion Argos.

Die Auswertung des Facebook-Profils von Thi N. habe ergeben, dass die junge Frau bereits im August ihr Heimatdorf 170 Meilen südlich von Hanoi verlassen habe, heißt es in dem Bericht. Die Route der Schlepper habe sie über China und dann einen bislang unbekannten Weg nach Berlin geführt. Von dort sei sie in den belgischen Hafen von Zeebrugge gebracht worden, wo sie schließlich in dem Container nach Essex in Großbritannien verschifft wurde.

Zu den in dem Kühlcontainer erstickten Vietnamesen zählten dem Bericht zufolge mindestens drei Minderjährige: zwei 15-Jährige und ein 17-Jähriger. In den vergangenen Jahren habe das Schleusen von jungen Vietnamesen nach Westeuropa stark zugenommen, berichtete rbb24 Recherche. Die Route führe dabei häufig über Russland, die baltischen Staaten und Polen nach Berlin.

Viele der aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Vietnamesen würden nach einem Aufenthalt in Berlin von international operierenden Schleuserbanden weiter nach Großbritannien gebracht, heißt es in dem Bericht. Dort müssten sie häufig in Cannabis-Plantagen oder Nagelstudios ihre Schulden bei den Schleusern abarbeiten.

Die Leichen von 31 Männern und acht Frauen aus Vietnam waren in der Nacht zum 23. Oktober in einem Industriegebiet östlich von London in einem Lkw-Kühlcontainer entdeckt worden. Dieser war kurz zuvor per Fähre über den Ärmelkanal nach Großbritannien gekommen.

Der aus Nordirland stammende Lkw-Fahrer wurde in Untersuchungshaft genommen. Dem 25-Jährigen werden Totschlag, Verschwörung zum Menschenhandel und Geldwäsche zur Last gelegt. Außerdem wurden mehrere weitere Verdächtige festgenommen.

(jco/AFP)
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