Mehr als 40 Grad Jahrhundert-Hitze versetzt Südeuropa in Alarmbereitschaft

Madrid/Paris · Auf der iberischen Halbinsel und Mallorca messen Meteorologen Höchstwerte von mehr als 40 Grad. Auch große Teile Frankreichs leiden unter der Hitze.

 Ein Mann in Madrid bedeckt seinen Kopf vor der Sonne.  Foto: Manu Fernandez/dpa

Ein Mann in Madrid bedeckt seinen Kopf vor der Sonne. Foto: Manu Fernandez/dpa

Foto: dpa/Manu Fernandez

Kaum ein Lüftchen weht in diesen Tagen auf Mallorca. Die Temperaturen nähern sich im Schatten der 40-Grad-Marke. Die Behörden empfehlen, in den Mittagsstunden nicht in die Sonne zu gehen. Zudem herrscht maximale Waldbrandgefahr. Mallorca leidet in diesen Junitagen unter einer heftigen Hitzewelle, die inzwischen auch Frankreich im Griff hat und an diesem Wochenende auch den deutschsprachigen Raum erreicht.

Am schlimmsten ist es auf dem spanischen Festland. Vor allem die südliche Hälfte Spaniens zwischen der Hauptstadt Madrid und der Region Andalusien gleicht einem Backofen. In der Umgebung der Städte Sevilla, Córdoba und Granada stiegen die Temperaturen auf 43 Grad. Nachts sanken sie mancherorts nicht unter 27 Grad – tropische Nächte, die selbst im Hochsommer in Spanien eher selten sind.

Schuld sind heiße Luftmassen, die von Nordafrika übers Mittelmeer kamen. Wenigstens bis Sonntag soll es in Süd- und Zentraleuropa ungewöhnlich heiß bleiben. Von kommender Woche an dürfte es wieder etwas kühler werden, sagen Meteorologen.

In der Nähe der andalusischen Küstenstadt Almería wurde bereits der erste Hitzetote registriert: ein Wanderer, dem das Trinkwasser ausgegangen war. Er erlitt einen Hitzschlag und fiel eine Böschung hinunter. Zudem wurden in Andalusien Tausende junge Mauersegler auf den Straßen der Städte gefunden. Offenbar stürzte sich der Vogelnachwuchs aus den Nestern, weil er dort die Hitze nicht mehr ertrug. Die abgestürzten Mauersegler wurden von der Feuerwehr und von Vogelschützern eingesammelt und zu Aufzuchtstationen gebracht.

Spaniens Wetteramt spricht vom heißesten Juni in diesem Jahrhundert. Die Temperaturen liegen weithin sieben bis zwölf Grad über den normalen Werten. Schon der milde spanische Winter war einer der wärmsten der Geschichte. Auch die Durchschnittstemperatur im Mai, als ebenfalls schon Spitzenwerte von 40 Grad erreicht wurden, war rekordverdächtig.

Die meisten Einheimischen Mallorcas flüchten bei den horrenden Außentemperaturen ins Gebäudeinnere. In den Häusern, Büros und Einkaufszentren brummen die Klimaanlagen auf Hochtouren. Erst nach Sonnenuntergang kehrt das Leben auf den Straßen zurück. Die Außenterrassen der Bars und Restaurants sind in den angenehmeren Abendstunden brechend voll.

Die große Hitze erschwert zugleich die Bekämpfung zahlreicher Waldbrände im ganzen Land. Das schlimmste Buschfeuer tobt bereits seit einer Woche im Hinterland der südspanischen Costa del Sol, nicht weit von der berühmten Badestadt Marbella entfernt. Bisher wurden dort nahezu 5000 Hektar Wald zerstört, was etwa ähnlich vielen Fußballfeldern entspricht.

An diesem Samstag werden auch im westfranzösischen Nantes, das normalerweise nicht für hohe Temperaturen bekannt ist, 40 Grad erwartet. In Paris soll das Thermometer auf 38 Grad steigen – die höchsten Werte, die zu dieser Zeit je registriert wurden. Die Regierung nimmt die Hitzewelle durchaus ernst. Premierministerin Elisabeth Borne versammelte am Dienstag die Leiterinnen und Leiter der Gesundheitsbehörden und die Präfekten, um die Vorbereitungen auf die Hitzewelle abzufragen. Seit dem für den Gesundheitsbereich katastrophalen Sommer des Jahres 2003 gilt in Frankreich ein Hitzeplan, der vier Alarmstufen umfasst. Am vergangenen Mittwoch erreichten bereits 25 Départements das zweithöchste Niveau Orange, am Donnerstag stufte Borne zwölf weitere Départements auf die Alarmstufe Rot hoch. Vor allem in Paris, wo es kaum Parks gibt, wird die Hitze schnell unerträglich.

In den Urlaubsregionen im Süden ist die Feuerwehr derzeit im Dauereinsatz, da der Boden schon vor der Sommersaison ausgetrocknet ist. So verwüsteten zu Anfang der Woche Flammen mehr als 60 Bungalows auf einem der größten Campingplätze Europas in der Nähe des beliebten Badeorts La Grande Motte. 500 Menschen mussten vor dem Feuer in Sicherheit gebracht werden.

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