Angst vor Flutwelle und Epidemien Massenpanik in Beichuan

Beichuan/China (RPO). Massenpanik in Beichuan: Knapp eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben in China fliehen tausende Menschen aus Angst vor einer Flutwelle, weil sich ein von einem Erdrutsch aufgestauter See in die Stadt zu ergießen droht. Gleichzeitig warnen Behörden vor einer steigenden Seuchengefahr. Inzwischen wurden Berichte korrigiert, wonach ein vermisster Deutscher 114 Stunden nach dem Beben aus Trümmern befreit wurde.

Flucht vor Riesenwelle
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Ein Polizist sagte der Nachrichtenagentur AP in Beichuan, Katastrophenschutzstellen seien vom Anstieg eines Flusses alarmiert, der von einem Erdrutsch aufgestaut werde. Dieser Damm drohe unter dem Druck der Wassermassen zu bersten. Einer der Fliehenden, Liang Xiao, sagte, sollte dies geschehen, werde eine zehn Meter hohe Flutwelle entstehen. Tausende Menschen wurden am Samstag aus der Stadt Beichuan evakuiert. Die amtliche Zahl der Todesopfer stieg fünf Tage nach dem verheerenden Erdbeben auf 28.881.

Xinhua hatte zuvor einen bedrohlichen Anstieg des Gebirgssees Haizi gemeldet. Ein Katastrophenschutzbeauftragte sagte, das Wasser steige nicht schnell. Experten untersuchten aber die Entwicklung. Die amtliche Nachrichtenagentur schrieb von einem weiteren von einem Erdrutsch aufgestauten Fluss weiter nördlich von Beichuan. In der Region Qingchuan seien 2.000 Menschen evakuiert worden.

Berichte über geretteten Deutschen korrigiert

Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua korrigierte am Samstag eine Meldung über einen vermissten u8nd geretteten deutschen Touristen. Der Mann sei nicht nach 114 Stunden aus Trümmern befreit worden, sondern in einem von der Umwelt abgeschnittenen Bergdorf einfach gestrandet, hieß es am Samstag in einer berichtigten Fassung der ursprünglichen Meldung.

Der Tourist sei mit seinem Dolmetscher und Fahrer bereits am Donnerstag geortet worden; Soldaten hätten ihn aber erst am Samstag erreichen können und mit nach Chengdu genommen. Der Tourist sagte, er und seine Begleiter seien von den Dorfbewohnern mit Essen und Trinken versorgt worden. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, der Fall sei bekannt. Es handele sich um die Person, die sich am Samstag bei deutschen Stellen gemeldet habe, erklärte eine Sprecherin.

Gleichzeitig wächts in China die Angst vor Seuchen: Vertreter von Regierung und Behörden warnten am Samstag vor den Folgen der mangelnden Trinkwasserversorgung und den schlechten hygienischen Bedingungen für die fünf Millionen Menschen, die seit dem verheerenden Beben vor sechs Tagen auf der Straße oder in Flüchtlingslagern leben. Als besonderes Infektionsrisiko gelten die 12,5 Millionen Tierkadaver im Katastrophengebiet.

"Der Kampf gegen Epidemien ist die dringenste und größte Aufgabe, die sich uns momentan stellt", sagte Vize-Landwirtschaftsminister Wei Chao'an vor Journalisten in Peking. Das Gesundheitsministerium wollte den Ausbruch von Infektionskrankheiten nicht ausschließen. Mitarbeiter sagten, Bakterien in Wasser und Nahrungen seien die größte Gefahr in den Unglücksgebieten, in denen es an Sanitäranlagen mangele. In der Stadt Dujiangyan mussten sich hunderte Menschen in einem Zeltlager eine einzige Toilette teilen, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten.

Handzettel mi Hygieneregeln

Die Regierung schickte nach eigenen Angaben 48 Wasseraufbereitungsanlagen in die am schlimmsten betroffenen Bezirken Beichuan und Wenchuan. Jedes der Geräte soll Wasser für bis zu 10.000 Menschen reinigen. In der Stadt Shifang, in der mehr als 2500 Menschen ums Leben kamen, verteilten die Behörden Handzettel mit Hygieneregeln. Soldaten und Rettungskräfte trugen Masken, um sich vor dem Geruch der Leichen und vor Krankheitserregern zu schützen.

Die verwesenden Tierkörper könnten die Ausbreitung von Krankheiten wie Vogelgrippe, Tollwut oder Tetanus zur Folge haben, sagte der Leiter der chinesischen Veterinärbehörde, Li Jingxing. Derzeit werde an Plänen gearbeitet, die Kadaver zu verscharren.

Das heftige Beben in der Provinz Sichuan vom Montag hatte eine Stärke von 7,9 erreicht. Die Regierung rechnet insgesamt mit mehr als etwa 50.000 Toten.

(ap)
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