Eklat in Oklahoma Mann stirbt nach misslungener Hinrichtung an Herzinfarkt

Washington · Eine geplatzte Vene soll Schuld an der qualvollen Hinrichtung eines Mörders in den USA sein. Doch sein Anwalt hat daran Zweifel. In den Fokus rücken wieder die neuen Cocktails für Todesspritzen.

 Die Exekution von Clayton Lockett misslang komplett.

Die Exekution von Clayton Lockett misslang komplett.

Foto: ap

Bei einer Hinrichtung mit einem neuen Giftmix im US-Staat Oklahoma hat ein verurteilter Mörder einen minutenlangen Todeskampf ausstehen müssen. Der 38-jährige Clayton Lockett starb 43 Minuten nach Beginn der Exekution am Dienstagabend (Ortszeit) an einem Herzinfarkt, wie die Gefängnisbehörde in McAlester rund 170 Kilometer von Oklahoma City entfernt mitteilte. Beim Spritzen der drei Medikamente des erstmals eingesetzten Todescocktails war den Angaben zufolge eine Vene des Häftlings geplatzt.

Dieser jüngste Zwischenfall dürfte in den USA die seit Monaten anhaltende Diskussion um neue Giftmischungen für die Todesspritzen weiter anheizen. Mehrere Staaten suchen nach neuen Medikamenten, nachdem die Hersteller der bisher eingesetzten Mittel ihre Produkte nicht länger an Gefängnisse verkaufen. Anwälte von Todeskandidaten dringen unter anderem darauf, dass die Herkunft der Medikamente offengelegt wird. Anders als jetzt in Oklahoma haben etwa Missouri und Texas Exekutionen mit neuen Giftcocktails bereits ohne Probleme vollzogen.

Die Exekution des wegen Mordes an einer 19-jährigen Frau verurteilten Lockett begann den Angaben zufolge am Dienstagabend um 18:23 Uhr (Ortszeit) mit dem Spritzen des Beruhigungsmittels Midazolam. Ein Arzt erklärte Lockett zehn Minuten später für bewusstlos, damit kann nach dem Protokoll das zweite Medikament gespritzt werden. Anschließend kommt das dritte Medikament hinzu, das den Stillstand des Herzens bewirken soll.

Doch gegen 18.36 Uhr, 13 Minuten nach Beginn der Verabreichung der ersten Spritze, begann der Todeskandidat schwer zu atmen, sich auf der Liege zu krümmen, die Zähne zusammenzubeißen und zu zittern. Auch versuchte er, den Kopf vom Kissen zu heben. Um 18.39 Uhr untersuchte ein Arzt die Einstichstelle und stellte fest, dass eine Vene geplatzt sei, wie der Direktor der Strafvollzugsanstalt, Robert Patton, auf einer Pressekonferenz mitteilte. Es sei unklar, wie viel der drei Medikamente tatsächlich in den Kreislauf des Häftlings gelangt sei, fügte er hinzu.

In dem Exekutionsraum wurden die Vorhänge geschlossen, damit die Zuschauer den Todeskampf nicht verfolgen konnten. Patton telefonierte seinen Angaben zufolge mehrfach und ordnete schließlich rund zwanzig Minuten nach Beginn der Hinrichtung an, die Exekution zu stoppen. Lockett starb um 19.06 Uhr an einem Herzinfarkt, wie die Gefängnisbehörde mitteilte.

"Es war grausam, dies mit anzusehen", meinte Locketts Verteidiger, David Autry. "Das war völliger Pfusch". Autry zweifelte auch die Darstellung der Anstalt an, das Problem sei die Vene des Häftlings gewesen. "Ich bin kein Fachmann, doch Herr Lockett war niemand, der Probleme mit den Venen hatte. Er hatte lange Arme und sehr ausgeprägte Venen."

Nach der missglückten Hinrichtung setzte die Gouverneurin von Oklahoma, Mary Fallin, die Exekution des verurteilen Mörders Charles Warner für 14 Tage aus. Sie sollte zwei Stunden nach Locketts Tod erfolgen. Zugleich ordnete sie die zuständige Behörde an, den Vorfall zu untersuchen, um festzustellen, was die Probleme bei Locketts Hinrichtung auslöste. Bei seiner Exekution wurden 100 Milligramm Midazolam gespritzt - eine deutlich niedrigere Dosis als etwa im US-Staat Florida, wo 500 Milligramm als Teil einer Kombination aus ebenfalls drei Medikamenten verabreicht werden.

Erst vergangene Woche hatte das Oberste Gericht von Oklahoma seine eigene Entscheidung zur Aussetzung der Hinrichtungen von Lockett und Warner aufgehoben. Die Todeskandidaten hatten gegen die Geheimhaltung der Herkunft der Gift-Cocktails geklagt.

(AFP)
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