Nach Zwischenlandung wegen vermeintlichem Notfall Flughafen Palma wegen Menschen auf der Rollbahn vier Stunden lang lahmgelegt

Palma · Chaos am Flughafen von Mallorca. Eine Passagiermaschine aus Marokko muss wegen eines angeblichen medizinischen Notfalls an Bord zwischenlanden. Aber der Kranke ist gesund und Passagiere laufen auf das Rollfeld und verschwinden in der Nacht. Viele Fragen sind offen.

 Am Flughafen in Palma gab es am Freitagabend einen Zwischenfall.

Am Flughafen in Palma gab es am Freitagabend einen Zwischenfall.

Foto: dpa/Clara Margais

Bei der Notlandung einer marokkanischen Passagiermaschine auf Mallorca und der anschließenden Flucht von 21 Passagieren soll es sich um eine geplante Migranten-Aktion handeln. Davon gehe die spanische Polizei aus, berichtete die Zeitung „Diario de Mallorca“ am Sonntag. Handfeste Beweise gebe es aber bisher nicht, sagte die Vertreterin der Delegation der spanischen Zentralregierung auf den Balearen, Aina Calvo. Es handele sich in jedem Fall um einen „ungewöhnlichen und beispiellosen“ Vorfall. Viele Fragen seien noch offen und es werde in alle Richtungen ermittelt.

Der Migrationsdruck aus Marokko ist hoch. Jedes Jahr riskieren Tausende Menschen ihr Leben, um in kleinen Booten von Nordafrika aus über das Mittelmeer nach Spanien zu gelangen. Die Polizei suchte auch am Sonntag weiter nach zwölf der Passagiere. Die anderen waren seit Freitagabend nach und nach in Gewahrsam genommen worden.

Die Maschine der Fluggesellschaft Air Arabia Maroc hatte am Freitagabend auf dem Weg von Casablanca nach Istanbul einen medizinischen Notfall an Bord gemeldet und um eine unplanmäßige Landung auf Mallorcas Flughafen Son Sant Juan gebeten. Der angeblich erkrankte Passagier wurde von Sanitätern aus dem Flugzeug in ein Krankenhaus gebracht. Während die Maschine auf dem Flughafen wartete, stürmten plötzlich 21 männliche Passagieren über die Treppe am Flugzeug auf die Rollbahn, sprinteten zum Zaun um den Flughafen herum und verschwanden in der Nacht, wie auf Videobildern zu sehen war.

Zugleich meldete das Krankenhaus, dass der angeblich kranke Passagier wohlauf und sein Begleiter verschwunden sei. Der Mann, der die Notlandung ausgelöst hatte, wurde festgenommen, sein Begleiter ebenfalls bald gefunden und festgesetzt. Auch ein weiterer Passagier, der im Flugzeug mit einem spanischen Polizisten aneinandergeraten sein soll, sei festgenommen worden, berichtete die „Mallorca Zeitung“. Neun der aus dem Flugzeug ausgestiegenen Passagiere wurden später an verschiedenen Orten der Insel festgenommen.

Der Flughafen setzte wegen der Menschen auf dem Rollfeld für mehr als drei Stunden alle Starts und Landungen aus. Bis der Flugbetrieb gegen 23.30 Uhr wieder aufgenommen werden konnte, mussten 27 anfliegende Maschinen zu anderen Flughäfen wie auf Ibiza, in Barcelona oder Valencia umgeleitet werden. 20 Starts verzögerten sich um Stunden. Betroffen waren auch mindestens zwei Flüge aus Deutschland, von denen einer nach Valencia und der andere nach Ibiza umdirigiert wurde, wie die „Mallorca Zeitung“ berichtete.

Die aus dem Flugzeug ausgestiegenen Passagiere würden nun so behandelt wie Migranten, die mit Booten aus Nordafrika angekommen seien, sagte die Polizei der Deutschen Presse-Agentur. Diese werden registriert und kommen in eine Erstaufnahmeeinrichtung, später werden sie auf das spanische Festland gebracht. Dann wird ein Verfahren zur Rückführung in das Herkunftsland eröffnet, das durch einen Antrag auf Asyl oder Gewährung von Schutz als Flüchtling gestoppt werden kann.

Allerdings werde auch ein Verfahren wegen Gefährdung des Flugverkehrs gegen sie eingeleitet. Nur der vermeintlich Kranke müsse zusätzlich mit einem Strafverfahren wegen des Verdachts der Begünstigung illegaler Einreise und Verstoßes gegen das Ausländergesetz rechnen, sagte ein Polizeisprecher.

Die marokkanische Maschine kehrte am frühen Samstagmorgen nach neuen Angaben mit 24 Passagieren weniger nach Casablanca zurück. Zunächst war berichtet worden, sie sei zu ihrem Ziel Istanbul geflogen. Warum die Maschine nach Marokko zurückkehrte, war unbekannt.

(th/dpa)
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