Malaysian Airlines MH 370 Wer schaltete das Kommunikationssystem aus?

Kuala Lumpur · Bei der Suche nach der vermissten Boeing aus Malaysia sind die Piloten und die Crew in den Fokus gerückt. Eine Person an Bord muss die Kommunikationssysteme ausgeschaltet haben. Inzwischen suchen 25 Länder nach Flug MH 370.

 Das Schicksal von Flug MH 370 gibt weiter Rätsel auf.

Das Schicksal von Flug MH 370 gibt weiter Rätsel auf.

Foto: afp, rix

Entführung, Terrorakt oder Selbstmordaktion? Eine Woche nach dem rätselhaften Verschwinden gibt es immer noch keine Spur von der verschollenen Boeing und ihren 239 Passagieren. Die Ermittler gehen von Sabotage an Bord des verschwundenen Malaysia Airlines-Flugzeuges aus und konzentrieren ihre Untersuchungen auch auf die Crew und die Passagiere. Die Behörden hätten allerdings keine Forderungen — etwa nach Lösegeld — erhalten. "Das macht es für uns sehr schwer zu prüfen, ob es eine Entführung oder ein terroristischer Akt ist", sagte Malaysias Verkehrsminister Hishamuddin Hussein.

Die Suche wurde massiv ausgeweitet, nachdem die Behörden davon ausgehen, dass jemand an Bord der Boeing 777-200 absichtlich die Kommunikationssysteme abgeschaltet und eine radikale Kurswende zurück nach Westen eingeleitet hat. Das Flugzeug habe über dem Südchinesischen Meer aller Wahrscheinlichkeit nach kehrtgemacht. Nach neuen Erkenntnissen flog die Maschine noch sieben Stunden entweder nach Norden über Nordthailand in Richtung Kasachstan und Turkmenistan oder in den südlichen Indischen Ozean weiter. Das bestätigte Malaysias Regierungschef Najib Razak.

Nur ein Kenner kann die Maschine vom Kurs abgebracht und ihre Sender ausgestellt haben. Bislang sind nur zwei Männer an Bord bekannt, die eine Boeing 777 fliegen konnten: der Pilot und der erste Offizier. Polizisten durchsuchten die Wohnungen des 52 Jahre alten Piloten Zaharie Ahmad Shah in Kuala Lumpur und des Copiloten Fariq Abdul Hamid. Dabei sei auch der Flugsimulator in Augenschein genommen worden, den der Pilot zu Hause hatte, teilte das Transportministerium mit. Auch die Passagiere sowie alle Techniker, die mit der Maschine vor dem Abflug in Berührung kamen, würden überprüft. Freunde des Piloten bezeichneten den Mann als "Profi und engagierten Piloten".

Das malaysische Transportministerium erbat gestern von 15 weiteren Ländern Unterstützung, darunter Kasachstan, Indien und Birma: "Malaysia bittet um Hilfe wie Satellitendaten und -analysen, Suchmannschaften, Radaraufzeichnungen sowie Such-Flugzeuge und Schiffe." Mittlerweile sind 25 Nationen an der Suche beteiligt. Doch trotz aller Bemühungen gibt es keine Spur. Dem Flugzeug könnte über dem Indischen Ozean der Treibstoff ausgegangen sein, hieß es in Ermittlerkreisen. Dort könnte es abgestürzt sein, nachdem es Hunderte von Kilometern vom Kurs abgewichen sei. Weniger wahrscheinlich sei ein direkter Flug nach Indien. Dort wäre MH 370 durch das gut ausgebaute Radarsystem und das Militär entdeckt worden. Nach Angaben von Malaysia Airlines hatte die Maschine genug Treibstoff, um bis zu acht Stunden in der Luft zu bleiben. "Über Land gibt es überall Radarabdeckung", sagte Jörg Handwerg von der Vereinigung Cockpit. Auch der chinesische Luftfahrtexperte Zhang Qihuai sagte, er gehe davon aus, dass das Flugzeug abgestürzt sei. Das Militär vor Ort hätte über dem Festland jedes fliegende Objekt "zu 100 Prozent erfasst".

Sollte die Boeing in den Indischen Ozean gestürzt sein, dürften Wrackteile schwer zu finden sein. An der Oberfläche herrschen starke Strömungen, die Trümmer binnen Stunden viele Kilometer mitreißen können. Das Meer ist mehr als 7000 Meter tief. Malaysia hat auch Frankreich um Hilfe gebeten. Dessen Ermittler leiteten die Suche nach dem Airbus, der auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris 2009 abstürzte. Erst zwei Jahre später wurde das Wrack gefunden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort