Trauer um Opfer von Flug MH17 Die Gesichter einer Tragödie

Kiew/Den Haag · Die Leichen der Opfer von Flug MH17 kommen zurück in die Niederlande – fast eine Woche nach dem Absturz der Maschine. Viele Familien wollen nicht, dass ihre Angehörigen in Vergessenheit geraten und erinnern an das Schicksal der geliebten Menschen. Sie stellen der Öffentlichkeit Bilder zur Verfügung – Bilder, die das ganze Ausmaß der Tragödie deutlich machen.

Die Gesichter von Flug MH17
12 Bilder

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Die Leichen der Opfer von Flug MH17 kommen zurück in die Niederlande — fast eine Woche nach dem Absturz der Maschine. Viele Familien wollen nicht, dass ihre Angehörigen in Vergessenheit geraten und erinnern an das Schicksal der geliebten Menschen. Sie stellen der Öffentlichkeit Bilder zur Verfügung — Bilder, die das ganze Ausmaß der Tragödie deutlich machen.

298 Menschen waren an Bord von Flug MH17. Alle kamen bei dem Absturz ums Leben. Noch immer ist nicht klar, wie genau es zu dem Unglück kam. Doch nach tagelanger Verzögerung kann nun bald mit der Untersuchung und Identifizierung der Opfer in den Niederlanden begonnen werden. Am Nachmittag werden die Maschinen mit den sterblichen Überresten von vermutlich 200 Opfern in Eindhoven erwartet. Die Regierung hat eine Staatstrauer ausgerufen, im ganzen Land sollen Kirchenglocken läuten.

Die Hinterbliebenen der 298 Opfer trauern derweil auf ihre Weise um die geliebten Menschen, die sie durch den Absturz verloren haben. Da ist Hans de Borst, der seine 17-jährige Tochter Elsemiek verloren hat und in einem erschütternden offenen Brief Anklage erhebt gegen den- oder diejenigen für den Absturz verantwortlich sind. "Ich hoffe, dass ihr stolz seid, ihr junges Leben zerstört zu haben und dass ihr noch in den Spiegel schauen könnt", schreibt er in bitterer Ironie. Es ist ein Schicksal von hunderten, die nun nach und nach bekannt werden.

"Du bist mein bester Freund, mein Felsen"

So berichtet der britische "Telegraph" von Abby Clark, die ihren Freund Richard Mayne durch den Absturz verlor. Die 20-Jährige, die fünf Jahre mit dem Studenten zusammen war, hat in einem herzergreifenden Posting auf seiner Facebook-Seite ihren Gefühlen über den Verlust freien Lauf gelassen. "Du bist mein bester Freund, mein Felsen, und ich weiß nicht, was ich ohne dich machen soll", zitiert die Zeitung daraus. "Ich habe so viele glückliche Erinnerungen von uns, die mir für immer bleiben werden, ich wünschte nur mehr als alles andere, dass es für uns eine Zukunft gebe."

Auch Rick Busscher ließ seinen Emotionen auf Facebook freien Lauf, wie die "Bunte" schreibt. Er ist der Ex-Freund der jungen Niederländerin Tessa van der Sandie, die in der Maschine saß. "Ich fand dich vom ersten Moment an umwerfend", beschreibt er den Moment, als er der jungen Frau begegnete. "Du hattest den Ehrgeiz, die Welt besser zu machen", schreibt er weiter. "Du warst der Ansicht, dass es keinen Krieg geben darf. Aber wenn er sich nicht vermeiden lässt, sollte er nach Regeln geführt werden. Dann seien die Unschuldigen aus der Schusslinie. Welch eine Ironie, dass du in einem Flugzeug gesessen hast, das widerrechtlich über Kriegsgebiet abgeschossen wurde."

Erschüttert über den Tod ihrer beiden Söhne ist auch Samira Calehr. Der zehnjährige Miguel und der 19-jährige Shaka waren auf dem Weg nach Bali, um mit ihrer Großmutter Urlaub zu machen, wie der US-Sender CNN berichtet. Nicht mitgeflogen ist ihr 16-jähriger Bruder Mika, weil der Flug schon zu voll war. Er sollte einen anderen Flieger nehmen. Samira Calehr berichtete dem Sender, dass ihr großer Sohn nervös vor dem Flug gewesen sei. "Nachdem er durch die Passkontrolle gegangen war, kam er noch einmal zurück und sagte: 'Mama, ich liebe dich. Ich bin glücklich, Oma zu sehen, aber ich werde dich vermissen, und was passiert, wenn das Flugzeug abstürzt?'" Sie habe ihm gesagt, sei nicht albern, alles werde gut sein. Doch jetzt wünschte sie sich, sie hätte ihm mehr zugehört und ihn ernst genommen.

"Sie werden jetzt über mich wachen"

Mika Calehr sagt derweil, er habe seine besten Freunde verloren, aber er glaubt, dass die Verbindungen der drei Brüder auch über den Tod hinaus Bestand habe. "Es fühlt sich an, als sind sie immer bei mir", sagte er CNN. "Sie sind meine besten Freunde, sie sind meine Brüder, und ich fühle, dass sie jetzt über mich wachen werden."

Ein Autor des britischen "Guardian" hat sich ebenfalls auf seine Art und Weise von einem Freund verabschiedet, den er bei dem Absturz verloren hat. In einem Artikel auf der Webseite der Zeitung schreibt er über Pim de Kuijer, der sein Leben zuletzt dem Kampf gegen Aids gewidmet hatte. "Pims letztes Posting und Foto stammen vom Flughafen Schipol. Seine Freunde und Bekannten werden weiter online um ihn trauern, so wie wir das in unserer Generation machen", schreibt er.

"Ich denke, Pim und ich waren noch nicht bei Facebook, als wir uns trafen. Meine Freundschaft zu ihm symbolisiert eine Ära, als so viele von uns jungen Europäern aufeinander geachtet haben, zusammen gearbeitet haben, unsere Geschichten und Sprachen geteilt haben."

Es sind nur einige Beispiele für das Schicksal der 298 Menschen, die an Bord von Flug MH17 waren. Doch die Trauer, die viele angesichts der Tatsache empfinden, dass die Maschine höchstwahrscheinlich abgeschossen wurde, dürfte bei allen Angehörigen gleich groß sein. Und alle werden darauf hoffen, baldmöglichst Klarheit darüber zu bekommen, wer für den Tod ihrer geliebten Menschen verantwortlich ist.

Die Ermittlungen zu dem Unglück jedenfalls haben auf Bitten der Ukraine inzwischen die Niederlande übernommen.

(das)
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