Rätsel um verschwundenes Flugzeug 19-jähriger Iraner wollte nach Deutschland

Peking · Einer der beiden verdächtigen Passagiere an Bord des in Südostasien verschwundenen Flugzeugs ist Iraner und wollte zu seiner Mutter nach Frankfurt fliegen. Einen Terror-Verdacht hat die malaysische Polizei nicht. Der junge Mann wollte offenbar nach Deutschland einwandern. Von der verschollenen Boeing fehlt weiter jede Spur.

 Die malaysische Polizei zeigt Bilder einer Überwachungskamera aus einem Hotel von den beiden Männern, die mit gestohlenen Pässen an Bord der verschollenen Boeing gingen. Auf dem linken Bild ist der identifizierte 19-jährige Iraner zu sehen.

Die malaysische Polizei zeigt Bilder einer Überwachungskamera aus einem Hotel von den beiden Männern, die mit gestohlenen Pässen an Bord der verschollenen Boeing gingen. Auf dem linken Bild ist der identifizierte 19-jährige Iraner zu sehen.

Foto: afp, MV/ACW

Bei der fieberhaften Suche nach den Gründen für das Verschwinden eines Passagierflugzeugs in Südostasien wird eine der Terror-Theorien ausgeschlossen. Einer der beiden Passagiere, die mit gestohlenem Pass an Bord waren, wurde als der 19-jährige Iraner Mehrdad P. identifiziert, der zu seiner Mutter nach Frankfurt wollte. "Wir glauben nicht, dass er zu irgendeiner Terrorgruppe gehörte", sagte Polizeichef Khalid Abu Bakar am Dienstag in Kuala Lumpur.

"Wir glauben, dass er nach Deutschland auswandern wollte." Die malaysische Polizei stehe in Kontakt mit der Mutter. "Sie erwartete ihn dort", sagte der Polizeichef. Als sich der 19-Jährige nicht bei ihr meldete, habe sie die Behörden in Malaysia alarmiert. Der junge Mann war demnach mit einem gestohlenen österreichischen Pass unterwegs.

Die Polizei tappt auch am vierten Tag nach dem mysteriösen Verschwinden von Flug MH370 der Malaysia Airlines weiter im Dunkeln. Die Boeing 777-200 mit 239 Menschen an Bord scheint trotz intensiver Suche mit Schiffen und Flugzeugen seit Samstag wie vom Erdboden verschluckt.

Zweiter Verdächtiger noch nicht identifiziert

Die Behörden seien dabei, jeden einzelnen Passagier an Bord zu überprüfen, sagte der Polizeichef. Es gehe etwa darum, ob jemand eine große Lebensversicherung abgeschlossen oder hohe Schulden gehabt habe. Auch eine Entführung der Boeing oder Sabotage werde nicht ausgeschlossen. "Wir prüfen jede mögliche Spur. Wir schließen keine Möglichkeiten aus", teilte Malaysia Airlines mit.

Ein Iraner namens Ali hatte das Ticket für den 19-jährigen Mehrdad P. in Pattaya in Thailand gebucht, wie die Polizei dort berichtete. Das Ticket war für einen Flug von Kuala Lumpur über Peking und Amsterdam nach Frankfurt/Main gebucht. Der Iraner buchte dort ein zweites Ticket für einen Mann über Peking und Amsterdam nach Kopenhagen. Er wurde nach Angaben des Polizeichefs noch nicht identifiziert. Der Mann habe erst andere Airlines buchen wollen, berichteten Lokalmedien unter Bezug auf die Reiseagentur in Pattaya. Er habe dann die Tickets für die spätere Unglücksmaschine genommen, weil sie billiger gewesen seien.

Maschine hatte 53.000 Flugstunden hinter sich

Die Ermittler nahmen am Dienstag ein deutlich größeres Gebiet unter die Lupe. Malaysia Airlines berichtete, dass auch über Land in Nord-Malaysia und Süd-Vietnam nach Überresten der Maschine gesucht werde. Das Lagezentrum in Kuala Lumpur dirigierte auch Suchflugzeuge an die Westküste Malaysias. Um dahin zu gelangen, hätte die Boeing allerdings von ihrer letzten vom Radar bekannten Position aus eine Kehrtwende machen und mehr als eine Stunde unentdeckt in die Gegenrichtung fliegen müssen.

Die Boeing 777-200 war nach Angaben von Malaysia Airlines im Hangar in Kuala Lumpur am 23. Februar zuletzt gewartet worden. Mechaniker hätten keinerlei Probleme an der Maschine entdeckt. Der nächste Check sei erst am 19. Juni fällig gewesen. Die Maschine war 2002 ausgeliefert worden und hatte gut 53.000 Flugstunden hinter sich.

(dpa/AP)
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