Wirbel in Frankreich Lehrer schlägt Schüler - und bekommt Lob

Paris (RPO). Dürfen Lehrer ihre Schüler unter bestimmten Umständen schlagen? Über diese Frage wird derzeit in Frankreich hitzig diskutiert. Ein Elfjähriger hatte den Pädagogen "Arschloch" genannt und dafür eine Ohrfeige kassiert. Der Lehrer saß zwischenzeitlich in Polizeigewahrsam. Jetzt bekommt er Zustimmung von Frankreichs Regierungschef François Fillon.

 François Fillon.

François Fillon.

Foto: AFP, AFP

Der Fall hatte sich Ende Januar in der Schule Gilles-de-Chin im nordfranzösischen Berlaimont zugetragen. Ein 49-jähriger Lehrer hatte den Schüler aufgefordert, seinen Pult aufzuräumen. Als der Junge dies verweigerte, wischte der Pädagoge mit einer Handbewegung die Sachen den Schülers vom Tisch. Der Junge beschimpfte den Lehrer als "Arschloch", der Mann gab ihm daraufhin eine Ohrfeige. Der Lehrer wurde anschließend von der Polizei vernommen und verbrachte 48 Stunden im Arrest. Ende März wird ihm der Prozess gemacht. Der Junge wurde für drei Tage der Schule verwiesen.

Frankreich diskutiert jetzt darüber, was sich Lehrer von Schülern bieten lassen müssen. Nachdem der Lehrer zu Beginn viel Kritik einstecken musste, scheint sich jetzt die Richtung der öffentlichen Debatte zu ändern. Sogar der französische Regierungschef François Fillon stellte sich ausdrücklich vor den Lehrer.

"Es ist nicht hinnehmbar, dass ein Schüler einen Lehrer als Arschloch bezeichnet", sagte Fillon dem Radiosender RMC. Dafür habe der Schüler eine härtere Strafe verdient, als drei Tage vom Unterricht ausgeschlossen zu werden. Es sei "nie eine gute Lösung", einen Schüler zu ohrfeigen.

Aber die Lehrer bräuchten "ein wenig Disziplin und ein wenig Respekt", um ihren Unterricht abhalten zu können. "Ja, ich unterstütze diesen Lehrer", betonte der Regierungschef. Fillon sagte, es stehe ihm nicht zu, über die Justiz zu urteilen. Aber "offen gesagt, als Bürger und als Vater von Schulkindern schockiert es mich", dass der Lehrer in Polizeigewahrsam genommen wurde.

In Frankreich sind körperliche Strafen auch in Familien noch weit verbreitet. In einer im Dezember veröffentlichten Umfrage der Europäischen Familienunion (UFE) gaben neun von zehn Eltern an, ihr Kind bisweilen geschlagen zu haben. Mehr als die Hälfte der Franzosen ist demnach dagegen, dass die körperliche Züchtigung verboten wird.

(afp)
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