Oberstes Gericht der USA bestätigt Entscheidung Kurz vor Vollstreckung: Hinrichtung in Kalifornien ausgesetzt

San Francisco (rpo). Nur acht Stunden vor der Hinrichtung ist der Todeskandidat Kevin Cooper in Kalifornien seinem Henker noch einmal entkommen. Ein Bezirksgericht setzte die Vollstreckung aus, weil die elf Richter der Kammer der Überzeugung waren, dass die Beweise in dem Mordfall aus dem Jahr 1983 neu geprüft werden müssten.

<P>San Francisco (rpo). Nur acht Stunden vor der Hinrichtung ist der Todeskandidat Kevin Cooper in Kalifornien seinem Henker noch einmal entkommen. Ein Bezirksgericht setzte die Vollstreckung aus, weil die elf Richter der Kammer der Überzeugung waren, dass die Beweise in dem Mordfall aus dem Jahr 1983 neu geprüft werden müssten.

Wenige Stunden vor der geplanten Vollstreckung hat ein Gericht in Kalifornien die Hinrichtung eines Todeskandidaten ausgesetzt. Die Kammer aus elf Richtern entschied am Montagabend, dass die Beweise in dem Mordfall aus dem Jahre 1983 neu geprüft werden müssen. Nach Darstellung der Verteidigung von Kevin Cooper war ein DNA-Test, der die Schuld beweisen sollte, gefälscht.

Vor dem Urteil hatte ein dreiköpfiges Gremium des Bezirksberufungsgerichts dem Todeskandidaten einen vorläufigen Aufschub gewährt und den Fall an die große Kammer zur Prüfung weitergeleitet. Diese gab dann grünes Licht für weitere DNA-Tests. Der Oberste Gerichtshof der USA lehnte wenige Stunden später einen Antrag der kalifornischen Justiz ab, diese Entscheidung aufzuheben. Eine Vertreterin der Generalstaatsanwaltschaft hatte argumentiert, das Gesetz gestatte eine Wiederaufnahme des Verfahrens so kurz vor der Hinrichtung nicht mehr.

Erstmals Chance vor neutraler Stelle

"Niemand darf hingerichtet werden, wenn Zweifel an seiner Schuld bestehen und ein leicht durchführbarer Test Schuld oder Unschuld erweisen kann", hieß es dagegen in der mit neun zu zwei Richterstimmen gefallenen Entscheidung des Obersten Gerichtshofs. Coopers Anwalt Lanny Davis begrüßte die Entwicklung. Sie bedeute, dass sein Mandant erstmals vor einer neutralen Stelle eine Chance erhalte und die Möglichkeit bestehe, die wahren Mörder zu finden.

Die Regierung von Kalifornien und die Familienmitglieder der Opfer reagierten enttäuscht. "Wir sind sicher, dass neue DNA-Analysen keine Zweifel an der Schuld Coopers bringen", sagte eine Sprecherin von Justizminister Bill Lockyer. Die Mutter eines bei seiner Ermordung elf Jahre alten Jungen sagte: "Die Gerechtigkeit für unseren Sohn ist längst überfällig. Das Urteil ist nur eine Verschiebung, die Hinrichtung wird nicht aufgehoben."

Stets Unschuld beteuert

Cooper hätte in der Nacht zum Dienstag kurz nach Mitternacht Ortszeit (09.00 Uhr MEZ) im Gefängnis San Quentin hingerichtet werden sollen. Er war des Mordes an zwei Erwachsenen und zwei Kindern 1983 für schuldig befunden worden. Ein acht Jahre alter Junge überlebte das Blutbad mit aufgeschlitzter Kehle.

Der inzwischen 46-jährige Cooper beteuert seit 18 Jahren seine Unschuld. In einem ersten Berufungsverfahren erreichte er, dass gefundene DNA-Proben untersucht wurden. Die Tests deuteten aber auf seine Täterschaft hin. Seine Anwälte äußerten daraufhin den Verdacht, die Tests seien manipuliert worden. Gouverneur Arnold Schwarzenegger lehnte Ende Januar ein Gnadengesuch Coopers ab und erklärte, die Beweise gegen ihn seien überwältigend.

Cooper auf Bild nicht erkannt

Das Gericht verwies am Montag darauf, dass der überlebende Achtjährige ursprünglich ausgesagt hatte, drei oder vier Männer hätten die Morde begangen. Außerdem habe er Cooper auf einem Bild nicht erkannt. Später gab der Junge jedoch an, Cooper sei der Täter gewesen. Cooper befand sich zum Zeitpunkt der Tat auf der Flucht nach einem Ausbruch aus dem Gefängnis, wo er eine vierjährige Haftstrafe wegen Einbruchs verbüßte. Die Ermittler vermuteten, dass er das Auto der getöteten Familie stehlen wollte.

Cooper erhielt Unterstützung von Prominenten wie den Schauspielern Denzel Washington, Mike Farrell und Sean Penn sowie dem Bürgerrechtler Jesse Jackson.

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