Korruptionsvorwürfe Oxfam-Präsident in Guatemala verhaftet

Guatemala-Stadt/London · Die Hilfsorganisation Oxfam kommt nicht zur Ruhe: Erst der Skandal um Sexpartys, jetzt nehmen die Ermittler den Präsidenten fest. Gemeinsam mit seinen Kabinettskollegen soll er sich während seiner Zeit als Finanzminister in Guatemala bestechen lassen haben.

 Juan Alberto Fuentes (M.), Präsident von Oxfam International und ehemaliger Finanzministerformer von Guatemala, in einem Gerichtsgebäude in Guatemala-Stadt.

Juan Alberto Fuentes (M.), Präsident von Oxfam International und ehemaliger Finanzministerformer von Guatemala, in einem Gerichtsgebäude in Guatemala-Stadt.

Foto: dpa, MC pat

Für die Hilfsorganisation Oxfam kommt es gerade knüppeldick: Nach dem Sexskandal in Haiti und dem Tschad ist nun der Präsident von Oxfam International verhaftet worden. Juan Alberto Fuentes Knight wurde am Dienstag in Guatemala festgenommen. Gegen den ehemaligen Finanzminister des mittelamerikanischen Landes wird wegen Korruption ermittelt.

"Wir kennen die formalen Vorwürfe gegen Fuentes Knight noch nicht", sagte Oxfams Exekutivdirektorin Winnie Byanyima. "Er hat Oxfam darüber unterrichtet, dass gegen ihn wegen einer Haushaltsbuchung der guatemaltekischen Regierung ermittelt wird, als er Finanzminister war. Fuentes Knight hat uns versichert, dass er bei den Ermittlungen stets kooperiert hat und dass er nicht gegen Regeln verstoßen hat."

Oxfam stand zuletzt in der Kritik, weil Mitarbeiter in Haiti und dem Tschad Sexpartys mit Prostituierten gefeiert haben sollen. Zudem sollen Oxfam-Angestellte Nothilfe nur gegen sexuelle Gefälligkeiten geleistet haben. Die Vizechefin von Oxfam Großbritannien, Penny Lawrence, trat zurück.

Bei den Ermittlungen in Guatemala hingegen geht es um Korruption bei der Vergabe öffentlicher Aufträge. Neben Fuentes setzten die Ermittler auch den ehemaligen guatemaltekische Präsident Álvaro Colom und fast sein gesamtes früheres Kabinett fest. Dem Ex-Staatschef (2008-2012) werden Betrug und Unterschlagung vorgeworfen, wie die Sicherheitsbehörden am Dienstag mitteilten.

Nach Erkenntnissen der Generalstaatsanwaltschaft und der Internationalen Kommission gegen Straflosigkeit (Cicig) kam es während Coloms Amtszeit beim Bau des Nahverkehrssystems Transurbano zu Unregelmäßigkeiten. Dabei sollen mindesten 35 Millionen US-Dollar an öffentlichen Geldern unterschlagen worden sein.

Insgesamt seien am Dienstag 14 Haft- und Durchsuchungsbefehle vollstreckt worden, sagte Cicig-Sprecher Matías Ponce. Neben Colom und Fuentes wurden auch die früheren Chef des Innen-, Verteidigungs-, Arbeits-, Gesundheits-, Bildung- und Umweltministeriums verhaftet.

Die UN-Kommission Cicig unterstützt das mittelamerikanische Land seit 2007 im Kampf gegen Korruption und das organisierte Verbrechen. Sie war bereits an den Verfahren gegen den früheren Innenminister Carlos Vielman, den Ex-Militär und Unterweltkönig Byron Lima und Ex-Präsident Otto Pérez Molina beteiligt.

Einflussreiche Kreise versuchen immer wieder, die Arbeit von Cicig zu behindern und ihr Mandat zu beenden. Im vergangenen Jahr wollte Präsident Jimmy Morales den Cicig-Chef sogar des Landes verweisen.
Allerdings genießt die Ermittlergruppe den Rückhalt der USA, die ihre Wirtschaftshilfen vom entschlossenen Kampf gegen die Korruption abhängig machen.

(csr)
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