Terror in Dänemark Zwei Festnahmen nach Anschlägen in Kopenhagen

Kopenhagen · Die dänische Polizei hat nach den Terroranschlägen in Kopenhagen zwei Männer festgenommen. Sie werden beschuldigt, dem Attentäter "mit Rat und Tat" geholfen zu haben. Dänemark trauert.

Terror in Kopenhagen: Toter bei Schießerei bei Debatte über Islam
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Nach den beiden Terrorangriffen von Kopenhagen sind zwei mutmaßliche Helfer des erschossenen Attentäters festgenommen worden. Sie wurden am Montag einem Haftrichter vorgeführt. Sie sollen den 22-jährigen Gewalttäter nach den tödlichen Schüssen auf zwei Menschen bei einer Konferenz zur Meinungsfreiheit und an einer Synagoge am Wochenende unterstützt haben. Die beiden Verdächtigen weisen die Vorwürfe zurück.

Der junge Attentäter, der bei einem Feuergefecht mit der Polizei umkam, fühlte sich nach Einschätzung der Behörden möglicherweise von den islamistischen Terrorangriffen von Paris im Januar angespornt. Er war als Einzeltäter bezeichnet worden. Doch hatte es schon am Sonntag Meldungen gegeben, dass zwei Personen im Zuge der Ermittlungen in Handschellen aus einem Internetcafé abgeführt worden seien.

Den Festgenommenen wird vorgeworfen, dem Attentäter auf der Flucht Unterschlupf gewährt zu haben, wie Verteidiger Michael Juul Eriksen sagte. Zudem sollen sie ihm geholfen haben, sich einer Waffe zu entledigen. Die Polizei erklärte lediglich, sie würden beschuldigt, "dem Täter im Zusammenhang mit den Schusswaffenangriffen geholfen" zu haben.

Die Bluttaten vom Samstag hatten ganz Dänemark erschüttert und auch in anderen Ländern für Abscheu gesorgt. Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt hatte sie sehr rasch als Terrorakte gewertet. Für Montagabend wurde eine Trauerfeier mit der Regierungschefin und ihrem Kollegen aus Schweden angesetzt.

Schon tagsüber war die dänische Flagge an amtlichen Gebäuden in der Hauptstadt auf halbmast gesetzt. Trauernde brachten Blumen und Kerzen zu dem Kulturzentrum, wo der 55-jährige Filmemacher Finn Nørgaard bei der Diskussion zur Meinungsfreiheit mit dem schwedischen Mohammed-Karikaturisten Lars Vilks getötet worden war. Das zweite Todesopfer war ein jüdischer Wachmann an der Synagoge. Auch auf der Straße, wo der Attentäter erschossen wurde, lagen einige Blumen.

Das Muster der Kopenhagener Angriffe ähnelte dem der Terrorwelle von Paris Anfang Januar, bei dem ebenfalls Symbole der Meinungsfreiheit und ein jüdischer Supermarkt angegriffen worden waren. Dschihadisten hatten dabei 17 Menschen umgebracht.

Auch in Dänemark spekulierten Ermittler über eine mögliche islamistische Motivation des Attentäters. Laut Polizei handelt es sich um einen in Dänemark geborenen Mann, der bereits wegen Bandenkriminalität, Gewalt- und Waffendelikten aufgefallen war. Geheimdienstchef Jens Madsen sagte, der Täter könnte von den Pariser Anschlägen oder anderen islamistischen Äußerungen angestachelt worden sein.

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo machte am Montag einen Solidaritätsbesuch in Kopenhagen. "Die terroristischen Angriffe haben dieselben Ursachen in Paris und Kopenhagen", sagte sie. "Unsere Städte sind Symbole der Demokratie, Paris und Kopenhagen. Wir sind hier, und wir haben keine Angst."

Dänemark war nach offiziellen Angaben bereits mehrfach das Ziel letztlich vereitelter Terrorpläne, seit 2005 zwölf Karikaturen des Propheten Mohammed in der Zeitung "Jyllands-Posten" erschienen. Die Veröffentlichung hatte Unruhen in muslimischen Ländern ausgelöst, weil der Prophet nicht bildlich dargestellt werden darf.

(dpa)
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